Elektroautos als flexible Stromspeicher: Kann der Akku bald Geld verdienen?

Cover Image for Elektroautos als flexible Stromspeicher: Kann der Akku bald Geld verdienen?
Copyright ©

BMW

Hannes Dollinger
Hannes Dollinger
  —  Lesedauer 2 min

Stellen Sie sich vor, Ihr Elektroauto könnte nicht nur Strom verbrauchen, sondern auch Geld verdienen. Klingt utopisch? Vielleicht nicht. In China werden Elektroautos bereits als verteilte Energiespeicher genutzt, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen. Doch wie könnte ein ähnliches Konzept in Deutschland aussehen, wo die Infrastruktur für intelligente Stromnetze noch weit davon entfernt ist, flächendeckend vorhanden zu sein?

Ein weiteres von bereits Dutzenden Pilotprojekten in dieser Hinsicht von TransnetBW, Audi und dem Energiedienstleister IE2S zielt darauf ab, diese Frage zu beantworten. Ihr Ansatz: Die Nutzung von Elektroautos zur Netzstabilisierung, allerdings ohne dass zusätzliche Hardware wie ein Smart-Meter-Gateway erforderlich ist. Dr. Rainer Pflaum von TransnetBW erläutert das Konzept: „Wir entwickeln eine Lösung, die es Elektrofahrzeugbesitzern ermöglicht, von variablen Strompreisen zu profitieren, auch wenn sie keine spezielle Messinfrastruktur besitzen.“ Dies ist besonders relevant, da der Rollout von Smart Metern in Deutschland bisher äußerst schleppend verläuft.

Das Projekt setzt auf eine App-basierte Lösung. Diese analysiere Stromangebot und -nachfrage in Echtzeit und gebe Empfehlungen für optimale Ladezeiten. Dr. Hagen Seifert von Audi betont die Benutzerfreundlichkeit: „Unser Ziel ist es, ein System zu schaffen, das ohne technische Hürden auskommt und gleichzeitig die Nutzung erneuerbarer Energien fördert.

Der Ansatz ist vielversprechend. Wenn viele Elektroautos gezielt dann laden, wenn erneuerbare Energien im Überfluss vorhanden sind, kann dies zu einer besseren Auslastung des Stromnetzes führen. Dies könnte nicht nur die Stabilität des Netzes verbessern, sondern auch die Stromkosten für die Nutzer senken und die Nutzung erneuerbarer Energien erhöhen.

Es locken hohe Erlöse

Zunächst wird das System mit virtuellen Fahrzeugmodellen getestet, bevor ab September reale Elektroautos in den Versuch einbezogen werden. Die Forschenden sind besonders daran interessiert, das Potenzial für Lastverschiebungen und die damit verbundenen wirtschaftlichen Vorteile zu quantifizieren. Wie effektiv dieses System in der Praxis sein wird, muss sich dann zeigen. Auch kritische Fragen, wie der Umgang mit Datenschutz und die Integration in bestehende Energiemanagementsysteme, müssen noch geklärt werden.

Das Projekt eröffnet durchaus interessante Perspektiven: Durch intelligentes Laden, wenn Ökostrom im Überfluss vorhanden und besonders günstig ist, können E-Auto-Besitzer bares Geld sparen. Gleichzeitig tragen Millionen von dezentralen Speichern in den Elektroautos zur Netzstabilität bei – ein Beitrag, der in Zukunft vielleicht sogar vergütet werden könnte. In anderen Projekten wurden deutlich vierstellige Erlöse erzielt. 

Quelle: TransnetBW – TransnetBW, Audi und IE2S testen die Nutzung von dezentralen Flexibilitäten aus Elektrofahrzeugen

worthy pixel img
Hannes Dollinger

Hannes Dollinger

Hannes Dollinger schreibt seit Februar 2023 für Elektroauto-News.net. Profitiert hierbei von seinen eigenen Erfahrungen aus der Welt der Elektromobilität.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Helmut L.:

Leider geht aus dem Artikel nicht hervor, ob sich das genannte Konzept auch für die Einspeisung von Strom ins öffentliche Netz eignet, „vehicle to grid“ (V2G), und wie dann die Vergütung für das netzdienliche Verhalten geregelt werden kann.

FEB:

Schaltest du den Kochherd an, verdienst du dann Geld? Warum sollte etwas bei Eigenbedarf Ertrag abwerfen? Jede Fortbewegung (Bus, Zug, Flugzeug) kostet Geld.
Ist es jedoch integriert in die PV-Anlage (V2G), kann es, bei Nichtgebrauch, helfen die Stromkosten zu mindern. Lieferst du den Strom beinahe kostenlos ans EW ist es kein Geschäft, weil du später den Strom teurer zurückkaufen musst! Lädst du hingegen die E-Autobatterie, kannst du den Strom bei Bedarf gratis beziehen.
Zudem kann es dir bei EW-Stromausfällen die Stromversorgung von etwa 2 Tage aufrecht erhalten.
All dies ist eine beinahe kostenlose Nebenerscheinung.
Doch leider wird dieser wunderbare Nebeneffekt, der in Japan Pflicht ist, hier nicht gefördert.
Warum wohl nicht? De EWs verdienen beim Stromverkauf nicht beim Stromsparen!

Philipp:

Eine Zweitnutzung nach Ableben des PKW ist hier irrelevant, weil es um meinen PKW geht. Klar ist die Batterie erst einmal nicht defekt, hilft dir aber nicht, wenn du in deinem PKW eine neue Batterie einbauen musst und du nur einen minimalen Restwert für deine alte Batterie bekommst? Tesla zahlt dir soweit ich ich erinnere zwar 6000€ für die Alte, aber nur wenn du über 25000€ für die Neue ausgibst (warein MS). Umbau kommt oben drauf.

Wenn ich von kalendarischer Alterung spreche, dann ist die relevant. Wie hoch schätzt du denn ein, dass dein PKW für V2G zur Verfügung steht? Ich gehe erst einmal davon aus, dass du dein PKW nutzen willst und damit nicht dauernd am heimischen Anschluß hängst und du auch nicht 100% zur Verfügung stellst. Die Batterie ist also die meiste Zeit ohne nutzen.

Dein komisches Beispiel:
4kWh am Tag sind maximal 1460kWh im Jahr (x365). Es gibt bei Strom nur Tagesschwankungen, keine relevanten Schwankungen im Stundenbereich mehrfach am Tag – es gibt also nur eine Ladung pro Tag.
Bei „mindestens“ 700€ im Jahr bedeutet das eine Spreizung von 0,5€/kWh also 50c zwischen Einkauf und Verkauf (700€ / 4kWh / 365).

[Das soll jetzt kein Stammtischbeispiel sein? 50c Spreizung jeden Tag zu 100% ohne Verluste?]

Du bekommst aber nur die reinen Stromkosten ohne Netzendgeld oder Abgaben oder MwSt. Ansonsten würdest du dich daran „bereichern“. Von den Verlusten rede ich noch nicht einmal. Man denkt zwar über eine Gegenfinanzierung durch das Netzendgeld nach, da ist aber nichts entschieden. Aktuell bekommst du hier: NICHTS. Also rechne auch nicht damit.

Du kannst aktuell für 5c einkaufen und für 10c verkaufen (z.B. Differenz der letzten 30Tage bei EPEX zwischen Max/Min am Tag) – bei Extremsituationen viel mehr, aber nicht im Schnitt. Das ist eine übliche Spreizung am Tag an der Strombörse. Du wirst mir jetzt sicher andere Spreizungen nennen, wir brauchen aber den Mittelwert, weil du willst ja Geld verdienen.

Bei 5ct und 100% Nutzung für V2G ohne Eigenutzung bekommst du also 73€ im Jahr. Eine NMC schafft 4000 Vollzyklen, nach 11 Jahren wäre es vorbei – zumindest für die Nutzung im PKW (unter 80% SoH). Du hast also in Summe 800€ eingenommen (nicht pro Jahr) und keinen Meter mehr gefahren, weil das die Zyklenzahl weiter erhöhen würde. LFP sieht das anders aus, aber die Mehrheit hat NMC oder schränke bitte deine Aussage auf LFP ein.

Bekommst du für 800€ eine 4kWh für dein Auto inklusive Ein- und Ausbau und ~2,50€ für den Restwert deiner alten Batterie?

Ich frage dich also nochmal: Welche Spreizung brauchst du um hier in die Gewinnzohne zu kommen?

=> Die Spreizung ist inklusive Netzendgeld und Steuern und Abgaben, wenn ich den Strom selber verwende. Man kann richtig gut Geld sparen, wenn man PV Strom vom Dach hat.

Udo:

die SpeicherArbitrage der E-Auto_akkus und der Hausspeicher ist dringender Handlungsbedarf….. Hallo wach an die Politik

Jeff:

„Allein die kalendarische Alterung führt nicht zu einem positiven Ergebnis.“

Leider falsch und insgesamt sehr uninformiert, was Du hier schreibst. Quelle: Stammtisch? Frag bitte erstmal die Profis: Die Forschung (TU München zum Beispiel) geht von mindestens (!) 20 bis 25 Jahren Haltbarkeit im First und Second Life aus. In Pilotprojekten (siehe Nissan in England oder Mobility House) verdient selbst ein kleines E-Auto, das zehn Prozent bzw. 4 magere kWh an Kapazität für V2G bereitstellt, mindestens 700 Euro im Jahr (nach Steuern), und das bei nur ein paar Dutzend Vollzyklen pro Jahr.

Kannst Du Dir ja ausrechnen, was ein Akku dann verdient über 20 Jahre. Es ist jedenfalls deutlich mehr, als das Teil einmal gekostet hat… ; )

Philipp:

Finanzielle Einnahmen/positive Erlöse ist nicht „Geld verdienen“. Wenn man höhere Ausgaben als Einnahmen hat, verndient man nichts, sondern zahlt drauf.

„Wann sich der Autokauf amortisiert ist eine andere Frage, die hier aber eigentlich garnicht so relevant ist, da sich keiner ein Auto zur reinen V2G Nutzung kauft.“

Das hilft aber nicht darüber hinweg, dass man kein Geld verdient. Allein die kalendarische Alterung führt nicht zu einem positivien Ergebnis. Man könnte meist einen kleiner Akku wählen. Das sind die Kosten die dagegen stehen.

Frage: Mal abgeschätzt für dich, ab welche Differenz Einkauf/Verkauf des Strompreises minus Wandlungsverluste du brauchst um allein die zusätzliche Degradation durch die Zyklenzahl erst ins Positive kommst?
Und bedenken zusätzlich wie schnell der Restwert deines gesamten eAutos sinkt, wenn du ein paar Prozente SoH verlierst?

Oder anders ausgedrückt: Jeder „verdiente“ Euro ist zu versteuern, nicht aber jeder eingenommene Euro. Nur wenn wir Netto keine Gewinne mit V2G haben, wird das steuerfrei möglich.

Nur1Gedanke:

Geld verdienen? Ja
Es können tatsächlich positive Erlöse aus der V2G Akkunutzung erfolgen, durch sinnvollen Ein- und Verkauf von Strom in Kombination mit flexiblen Stromtarifen.
Wann sich der Autokauf amortisiert ist eine andere Frage, die hier aber eigentlich garnicht so relevant ist, da sich keiner ein Auto zur reinen V2G Nutzung kauft.

Philipp:

Geld verdienen? Nein!
Geld sparen? Ja!

Die Kosten des Akkus sind so hoch, dass man nie positiv wird.
Gewinn ist Ertrag minus Aufwand und das wird beim Auto nie positiv.

Aber wenn man statt 35c vom Netz dann günstigeren Strom aus der Batterie nimmt, hat man Geld gespart.

Ähnliche Artikel

Cover Image for MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

Michael Neißendorfer  —  

Auf einer 800-Volt-Plattform aufbauend, versprechen die Elektroautos nicht nur flotte Ladezeiten sondern auch hohe Reichweiten und viel Leistung.

Cover Image for Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Sebastian Henßler  —  

Für härteste Einsätze gemacht: Munros elektrischer 4×4 bietet Nutzlast, Zugkraft und drei Aufbauformen – wartungsarm, geländetauglich und alltagstauglich.

Cover Image for Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Michael Neißendorfer  —  

Ein entscheidender Gamechanger in der Elektromobilität spielt sich nicht auf der Straße ab – sondern in der Einfahrt, wie Zahlen von Ford zeigen.

Cover Image for Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Sebastian Henßler  —  

Vier Motoren, 1625 Nm Drehmoment und Launch Cam: Rivian stattet R1T und R1S mit verbesserter Technik für Alltag und Offroad aus.

Cover Image for Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Serienproduktion der Batterien für den vollelektrischen CLA setzt die Mercedes-Benz Tochter Accumotive in Kamenz einen großen Meilenstein.

Cover Image for Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Sebastian Henßler  —  

Ultra Violet trifft auf Flaming Red: Der ID.3 GTX Fire + Ice erinnert an den Golf-Klassiker von 1990 – jetzt mit Elektroantrieb, Design von Bogner und 240 kW Power.