VW ID.3 soll wegen Software-Problemen mit abgespeckten Funktionen ausgeliefert werden

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Volkswagen AG

Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 2 min

Seit Monaten kämpft Volkswagen bei seinem ersten Elektroauto, das auf der eigens entwickelten E-Plattform MEB aufbaut, mit Softwareproblemen. Genauso lange bekräftigt der Hersteller, am Marktstart des ID.3, der in die Fußstapfen von Käfer und Golf treten soll, im Sommer trotzdem festzuhalten. Um diesen Termin einhalten zu können, soll Volkswagen den ID.3 im Notfall mit abgespeckter Software ausliefern, wie der Spiegel berichtet.

Der angekündigte Hightech-Wagen wird seine Kinderkrankheiten einfach nicht los“, so das Nachrichtenmagazin. Internen Unterlagen zufolge erreiche einer der Rechner im Auto (Icas3) seine Zielwerte nicht. Das Fahrzeug sei deshalb mit bestimmten Digitalfunktionen „rasch überfordert“, Software-Applikationen wie die Verkehrszeichenerkennung oder die Reifendruckkontrolle sollen nicht zuverlässig arbeiten, zudem seien einige Apps wie das Navigationssystem noch nicht fehlerfrei einsatzbereit.

Die gröbsten Fehler sollen bis Ende Juni behoben sein. Da es bis dahin „schlicht unmöglich“ sei, bis zum geplanten Starttermin Mitte August alle ursprünglich geplanten Digitalfunktionen flottzubekommen, soll VW einen „Lastabwurf“ planen: „Der ID.3 soll zunächst mit reduziertem Digitalangebot auf den Markt kommen. Fehlende Funktionen sollen die Erstkäufer später nachladen können“, schreibt der Spiegel. VW teile offiziell mit, dass der ID.3 zur geplanten Markteinführung im Sommer „mit wesentlichen Funktionsumfängen online“ sein soll.

Das erste große und für weitere Funktionen notwendige Softwareupdate soll allerdings nicht „over-the-air“ erfolgen können, wie es etwa Tesla-Kunden gewohnt sind. VW-Kunden werden aller Voraussicht nach in eine Werkstatt müssen, so das Nachrichtenmagazin.

VW-Chef Diess „drauf und dran, seine eigene E-Offensive zu konterkarieren“

Die Probleme kommen zur Unzeit, schließlich schlagen die Kosten der Auswirkungen wegen der Corona-Krise schon milliardenschwere Löcher in die Bilanz. Einen Flop des ID.3 könne sich VW nicht leisten, so der Spiegel, der bereits über Rauswürfe im Topmanagement spekuliert. Das weltweite Virus wird dem Elektroauto aber auch anderweitig gefährlich, da VW das zuletzt weggebrochene Geschäft mit Benzinern und Dieseln wieder in Schwung bringen wolle, unter anderem mit Hilfe großzügiger staatlicher Kaufanreize.

VW-Chef Herbert Diess sei „drauf und dran, seine eigene E-Offensive zu konterkarieren“, kommentiert der Spiegel. Der VW-Chef sei beim Klimaschutz neuerdings wieder zu Kompromissen bereit, obwohl der bereits vor gut zwei Jahren angekündigt hatte, VW mit einer selbst auferlegten, internen CO2-Steuer zum schnellstmöglichen Umstieg auf nachhaltige Antriebe und Produktionsweisen zwingen zu wollen. Die Klimaziele von Paris seien die „Richtschnur für unser Handeln“, sagte Diess damals.

Quelle: Spiegel — VW-Chef Herbert Diess und die Pannenserie: Notruf Wolfsburg

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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