Mercedes AMG C 63 S E Performance: Mehr Leistung statt Reichweite

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Mercedes-Benz / Mercedes AMG

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 4 min

Eine Neuigkeit ist es längst nicht mehr, denn es hatte sich in den vergangenen zwei Jahren bereits herumgesprochen, dass das neue Topmodell der Mercedes C-Klasse, der AMG C63, in der neuen Generation nur noch mit einem kleinen Vierzylinder unterwegs sein wird. Das Zylinder- und Imagedefizit wollen die Affalterbacher mit Formel-1-Technik ausgleichen.

Es würde sicher helfen, wenn Mercedes-Star Lewis Hamilton eine gewohnt gute Formel-1-Saison feiern könnte. Doch der Brite erlebt ebenso wie das Mercedes-Formel-1-Team die düsterste Rennsaison seit Jahren. Hamilton fährt dem Feld ebenso hinterher wie der lange Jahre nahezu unbezwingbare Formel-1-Bolide mit Stern. Kein Rückenwind daher für den neuen Mercedes AMG C63 S E-Performance.

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Bisher war für viele C-Klasse-Fans der bullig bollernde Achtzylinder-Sauger unter der wohl konturierten Haube wohl der Kaufgrund Nummer eins. Schließlich hatten sich die Hauptwettbewerber BMW mit dem Power-Doppel aus M3 / M4 und Audi mit seinem Doppelpack aus RS4 / RS5 schon vor Jahren von den imageträchtigen Achtzylindern bei ihren Sportversionen verabschiedet.

Doch hier arbeiten seither leistungsstarke Sechszylinder, die den Fans fast genauso viel Freude bereiten. Imageverlust und müde Fahrleistungen? Von wegen! AMG, sportlichste aller Mercedes-Töchter geht nun eher gezwungenermaßen zwei Schritte weiter. Denn weil ein leistungsstarker Sechszylinder im Motorenprogramm fehlte, dem man sportlichste Höchstleistungen hätte entlocken können, sprang man herunter auf schmale zwei Liter Hubraum, die sich auf gerade einmal vier Brennkammern verteilen. Ob dies viele Kunden kostet, muss sich zeigen. Die Fangemeinde von Mercedes und AMG schrie vor längerer Zeit auf, als sich die nennenswerte Zylinderreduzierung herumgesprochen hatte. Bei dem Hightech-Triebwerk dürften viele trotzdem zuschlagen.

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Denn an den Leistungsdaten des neuen Mercedes AMG C63 S E-Performance gibt es abgesehen von dem queren Namen nichts zu meckern, denn dieser ist als erster seiner Klasse obligatorisch ein Plug-in-Hybride und zwar einer, bei dessen Leistungsdaten einem Hören und Sehen vergehen. Denn ist in der Klasse der leistungsstarken Mittelklassemodelle sonst bei ohnehin mehr als sportlichen 500 bis 550 PS Schluss mit Lustig, geht der Affalterbacher in andere Dimensionen. Dank eines zusätzlichen Elektromotors an der Hinterachse leistet der obligatorische Allradler gigantische 500 kW / 680 PS und spektakuläre 1.020 Nm maximales Drehmoment.

„Mit dem C 63 S E Performance schlagen wir ein neues Kapitel in unserer Markengeschichte auf. Mit seinem revolutionären Konzept bringt er einen komplett neuen Ansatz in das Segment, das bislang primär vom reinen Leistungsversprechen geprägt war. Mit einer maximalen Systemleistung von 680 PS halten wir dieses Versprechen zwar. Aber das intelligente P3-Hybridkonzept bietet deutlich mehr. Ich bin mir sicher, dass wir mit dieser Technologie, die viel Know-how aus der Formel 1 in sich birgt, auch einen neuen Kundenkreis ansprechen werden“, sagt AMG-CEO Philipp Schiemer.

Ebenso wie beim AMG GT Viertürer ist der Elektromotor im sportlichen Plug-in-Hybriden allein als Leistungsschübe gedacht. Die rein elektrisch zurückzulegende Fahrstrecke mit dem Akkupaket liegt bei spärlichen 13 Kilometern. Stattdessen sorgt der Elektromotor mit einer Maximalleistung von 150 kW / 204 PS für gewaltige Beschleunigung und so viel Schub, um der Konkurrenz mit mehr Leistung und Brennkammern nicht hinterherzufahren.

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Der Elektromotor macht die Hinterachse zum technischen Höhepunkt des C63, denn hier gibt es nicht nur ein zusätzliches Zweigang-Getriebe für die Elektropower, sondern auch Sperrdifferenzial und Hinterachslenkung, die dafür sorgen sollen, dass der Tatendrang auch auf die Straße gelangt. Aus dem Stand geht es in 3,4 Sekunden auf Tempo 100 und die Höchstgeschwindigkeit wird je nach Karosserieversion bei 270 oder 280 km/h abgeriegelt. Die Hauptleistung steuert der zwei Liter große Vierzylinder durch seine 350 kW / 476 PS mit elektrischem Turbolader bei. Die zusätzlichen 150 kW / 204 PS an der Hinterachse stehen für maximal zehn Sekunden zur Verfügung.

Die nur 6,1 kWh große Batterie ermöglicht eine Dauerleistung von 70 kW / 105 PS. Das Akkupaket wird über das 3,7 kW Onboard-Ladegerät mit Wechselstrom an einer Ladestation oder einer Wallbox geladen. Bleibt die Frage, ob die insgesamt acht Fahrprogramme Electric, Comfort, Battery Hold, Sport, Sport+, Race, Eis oder Individual nicht etwas zu viel des Guten sind. Unter dem Strich senkt die Elektrifizierung den Normverbrauch auf 6,9 Liter Super auf 100 Kilometer. Ein Nachteil ist das gigantische Gewicht von mehr als 2,1 Tonnen für ein solch sportliches Mittelklassemodell.

Optisch gibt es die üblichen Dreingaben aus dem Hause AMG. So ist der C63 – unverändert wahlweise als Limousine oder Kombiversion zu bekommen – aufgrund zahlreicher Karosseriemaßnahmen, geänderten Schwellern und Schürzen nicht nur mehr als acht Zentimeter länger als die normale C-Klasse, sondern insbesondere die breite Spur verbreiterte die beiden Viertürer um 7,6 Zentimeter.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
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Tobi:

Auf der Seite der Dummheit sind leider keine Grenzen gesetzt.

Tobi:

Mercedes wird wohl in die Geschichte eingehen als einst stolze Marke, alles verpennt, was man verpennen kann und noch weiterpennt, wenn man schon weiss, dass man noch pennt.

Läubli:

Ich persönlich liebe PS starke Autos sehr, ob die Allgemeinheit dies braucht… diese Frage kann ich durchaus verstehen. Für mich hat viel Leistung hauptsächlich auch mit Reserven, also Sicherheit zu tun. Nichts ist für mich angsteinflößender, als ein „Lama“ überholen zu wollen/müssen und dann immer Angst zu haben, ob es noch reicht vor der Kurve usw. oder eben nicht. Ich will auf das „Gas“ treten können und schwupp muss das Manöver an jeder Steigung erledigt sein und ich bin somit wieder in Sicherheit. Allrad gehört für mich ebenfalls als ein Must-have dazu. Seit meiner Fahrprüfung habe ich immer, außer dem 1. Auto, Allradantrieb gefahren… den will ich niemals missen! Allrad und Power in einem E-Auto ist das wo ich brauche, Tag für Tag, Sommer und Winter. :-)

MMM:

Tatsache ist doch, dass man in der Realität des Straßenverkehrs die Leistung, die bisher von einem großvolumigen Verbrenner bereitgestellt wurde, gar nicht braucht. Es sind allenfalls die 5-10 Sekunden, die man das Pedal durchtreten kann, bevor man ein Limit durchbricht oder es sonstwie gefährlich wird.
Und dafür ist das Konzept an sich gut – aus Leistungssicht betrachtet.
Was man sich auf Kundenseite natürlich fragen wird: ist man bereit, für einen banalen 4-Zylinder mit elektrischen Hilfsantrieb dermaßen viel Geld auszugeben?
Ich wäre das nicht, und die Leute, die gewohnt sind, mit „V8-Bollern“ durch die Gegend zu rollen, werden auch nicht abgeholt. Ich wäre allerdings froh für jeden einzelnen der 13 km, bei denen dieser 2L-Kravallmotor keinen Mucks von sich gibt. Der ist schon in der A-Klasse nur noch peinlich. Und kostet dort nur die Hälfte.

Läubli:

Genau… und ob das Sinn macht, für 10 Sekunden!? die volle Leistung zu haben… also, da fragt man sich schon was das soll, oder für WEN so ein komisches Antriebskonzept dienlich sein könnte? Gibt es wirklich solche Menschen (Kunden), die sich von solchem Marketing über den Tisch ziehen lassen? Phu, es gibt nichts, was es nicht gibt.

David:

Ich glaube, dieser Wagen ist exakt deshalb so gebaut worden, damit die Kunden umsteigen. Denn man gewöhnt sie schon mal an das Gewicht und der krawallige, überzüchtete Minimotor gibt einem die Idee, dass Verbrennungsmotoren entbehrlich sind.

Martin:

Es dauert eben seine Zeit, bis auch die Letzten begreifen, dass Leistung=Lärm keine allgemeingültige Formel mehr ist. Und bei denen möchte Mercedes schnell noch Kasse machen ;-)

Läubli:

Ach Mercedes, trennt euch doch auch endlich von den Hybriden und Verbrenner… die Kunden kommen schon mit, keine Angst.

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