Forscherin empfindet „Hysterie“ bei Akkubränden als „nicht konstruktiv“

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Saskia Wessel ist als Oberingenieurin am Lehrstuhl für Production Engineering of E-Mobility Components (PEM) der RWTH Aachen verantwortlich für den Bereich der Batterieentwicklung und betreut im eLab der Hochschule bereits seit vier Jahren das Battery Abuse Center, wo nicht nur Batteriezellen, sondern auch Batteriemodule und vollständige Batteriepacksysteme von Elektroautos einschließlich ihres Batteriemanagementsystems (BMS) getestet werden können. Somit ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um die Sicherheit von Lithium-Ionen-Batterien, eines der wichtigsten Bauteile in einem Elektroauto. Mit dem Fachblog Battery News sprach Wessel unter anderem über die von E-Auto-Batterien ausgehenden Gefahren und wie die Sicherheit erhöht werden kann.

Zu Beginn des Interviews sagt Wessel, es gebe bei E-Auto-Akkus „auf jeden Fall ein Gefährdungspotential, welches wir nicht unterschätzen dürfen“, zudem wachse mit der steigenden Zahl an Elektroautos auch „das statistische Risiko, dass ein Unfall nachweislich durch die Batterie verursacht werden kann.“ Allerdings empfindet sie „die Hysterie zu diesem Thema auch nicht als konstruktiv.“ Fast jeder der seltenen Brände eines Elektroautos wird in den Medien und der Öffentlichkeit ausgiebig und leidenschaftlich diskutiert, während die allein in Deutschland pro Tag gut 40 (!) Fahrzeugbrände eines Benziners oder Diesels fast komplett unter dem Radar verschwinden und höchstens in der lokalen Presse eine kurze Erwähnung finden.

Wessel fände es dennoch angebracht, sich der Gefahr von Batteriebränden bewusst zu werden und entsprechende Maßnahmen zu treffen, um eine höhere Sicherheit von E-Auto-Akkus zu gewährleisten. Die größte Gefährdung bestehe darin, „dass die Lithium-Ionen-Batterie thermisch durchgehen kann. Dies nennt man dann Thermal Runaway“, erklärt die Expertin: „Dabei kommt es zum einen zu einer unglaublich starken Gasfreisetzung, welche in einer Explosion resultieren kann, zum anderen werden durch eine exotherme Reaktion extreme Temperaturen erreicht, die letztlich zum Brand führen können.“

Ausgelöst werden kann ein Thermal Runaway durch mehrere Dinge, etwa eine Überladung oder Überhitzung durch äußere Einflüsse, wie ein nicht von der Batterie ausgehender Fahrzeugbrand. Auch durch einen Unfall, der eine Verformung der Batterie verursacht, kann es zu einem Kurzschluss kommen. Wichtig bei der Reaktion, die hierbei stattfindet, sei die Chemie des Stromspeichers sowie die aktuell eingelagerte Kapazität.

Wie ein Akkubrand verhindert werden kann

Schon bevor ein Akku in einem Auto verbaut wird, gebe es entwicklungsbegleitend eine Vielzahl an Tests, die die Sicherheit erhöhen sollen. Zudem durchlaufen Batterien einen aufwändigen Zertifizierungsprozess, bevor sie auf den Markt kommen dürfen.

Erschwerend für die Forscher seien jedoch die momentan nur begrenzt vorhandenen Prüfkapazitäten für Sicherheitstests: „Die Industrie ist hier bereits massiv im Ausbau, allerdings zieht sich das, sodass aktuell für einige Tests lange Vorlaufzeiten bei den Prüfständen zu berücksichtigen sind“, so Wessels, mit entsprechend höheren Kosten und längeren Entwicklungszeiten. Eine weitere Herausforderung seien die immer größeren Akkukapazitäten in den Fahrzeugen. „Durch die hohe Kapazität geht im Falle eines Thermal Runaways dann ein deutlich höheres Sicherheitsrisiko aus“, erklärt die Expertin, was wiederum einen Einfluss auf das Gesamtsystem sowie die Prüfstände habe, welche aktuell dafür häufig noch nicht ausgelegt sind.

Wessels erwartet, dass die Sicherheit von E-Auto-Akkus deutlich erhöht werden kann, indem „durch entsprechende Konstruktion und Materialien das Ausbreiten des Thermal Runaways auf die Nachbarzellen“ verhindert wird.

Quelle: Battery News – „Hoher Aufwand für die Testdurchführung der Lithium-Ionen-Batterie“ – Saskia Wessel im Gespräch

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Silverbeard:

Selbst wenn das so wäre (mMn müsste man dann öfter davon hören) liegt es nicht an den Akkus, sondern an der falschen Entsorgung.
Ich bin der Meinung, bei einem 500kg Autoakku kann man davon ausgehen, das er nicht versehendlich im Hausmüll oder im gelben Sack landet. Die Gefahr eines brennenden Wertstoffhofes wegen E-Autos ist also gering.

Silverbeard:

Stimmt, angeblich war nicht das Wort, dass beschreibt, was ich meinte.
Ich habe diese Zahl in einem Artikel gelesen. Ohne zweite Quelle kann ich diese Information deshalb nicht als „mit Sicherheit den Tatsachen entprechend“ weitergeben.

Jürgen:

Liebe Kinder im Netz, ich weiß ihr seid die Profis, jeder der was schreibt was Euch nicht passt ist von der AFD.
Bitte lest das hier https://www.bde.de/presse/newsletter-archiv/showNL?nl=2772
Ich bin Mitte 50 und Bayer, da steht in unserm 11 Gebot, jeder der nicht CSU Wählt, kommt nicht in den Himmel.

Stefan:

Die ewig gestrigen von der AFD verbreiten sowas in ihren „Experten“ Foren.

Auch der angebliche Akkubrand in Österreich war keiner. https://www.google.com/amp/s/efahrer.chip.de/news/abgebrannter-tesla-aus-tirol-experten-machen-erstaunliche-entdeckung-am-akku_101583%3flayout=amp

Es werden von e Auto „Hatern“ e Autos in Brand gesetzt. https://www.google.com/amp/s/teslamag.de/news/niederlaendisches-tesla-model-x-an-duesseldorfer-ladestation-in-brand-gesetzt-25737/amp

Dieter:

Der Unterschied zwischen dem Brand bei einem Verbrennungsmotor und einem Akku Auto ist folgender: Es mag sein, das die Selbstentzündung für ein thermisches Durchbrennen(thermal runaway) zukünftig keine so große Rolle wie heute spielen wird, denn mit Isoliermatten um die Zellen und einem guten Batteriemanagementsystem wird man dies technisch immer besser verhindern können. Bei einem Frontalunfall oder gar einem Auffahrunfall von der Seite mit starkem Stoß kann es zu einem Verschieben der Karosserie kommen. Werden dann die Isoliermatten beschädigt und die Software des Batteriemanagementsystems funktioniert nicht mehr so wie erforderlich, dann wehe den Rettern, wenn es zu einem Brand kommt.
Warum das so gefährlich für die Retter ist, kann jeder bei TESLA z.B im neuen Model 3 Notfallhandbuch auf den Seiten 22 und 23 des PDF nach dem Download selbst nachlesen. Ein Kommentar – nicht nur meinerseits – erübrigt sich da. Hier unten der Link dazu:
https://www.tesla.com/de_DE/firstresponders

Helmut:

Jede Woche brennt eine Recyclinganlage ab….Wer erzählt so einen Blödsinn? Hier in der Stadt existieren 4 Wertstoffhöfe, auf denen auch Elektro/Elektronik mit Akkus/Batterien entsorgt werden. Da fliegen auch einige Handys/Smartphones mit Lithium Ionen Akku auf einen Haufen. Die Altmetall/Recyclinganlage 10 Km entfernt, müsste dann mind. 1x im Jahr brennen, nach dieser Aussage….
Ist sie aber nicht ein einziges mal in den 40 Jahren die sie existiert….
Zu PKW mit und ohne Verbrennermotor und den Bränden: Vielfach gibt es einen Brand mit einem PKW und einem Verbrennermotor, weil ein Kabelbrand die Ursache war. Dabei hatte sich zusätzlich Benzin oder Diesel in den Leitungen entzündet und/oder der heutzutage viele Kunststoff (Verkleidungen, Sitze ect.). Bei einem E-PKW ist es nur (wenn überhaupt) der Akku der zu einem Brand führt. Das haben Tests der Dekra in der Schweiz z.B. ergeben, bei denen Renault Zoe und Nissan Leaf von der Seite und frontal gegen einen Stahlpfahl mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten geprallt sind. Bei keinem dieser Crashs, kam es zu einem Brand des Akku. Nur nach einem gezielten „Stochern“ in den Akku, kam es zu einem Brand, der erfolgreich mit Wasser gelöscht wurde. (wurde hier veröffentlicht)

Uwe:

Uaaahahahahahahah.

Die Hobbykomiker aus den AfD-Foren sind da.

Jede Woche brennt ein Recyclinganlage ab…….

Uahahahahah

Klaus:

„Angeblich“ ist ein schlechter Beginn eines Satzes der eine exakte statistische Antwort verlangt.

Jürgen:

Es geht bei Akku Bränden nicht alleine um Autos. Fast jede Woche brennt in Deutschland ein Recycling Anlage ab. Grund sind oft Lithium Akkus die Falsch entsorgt wurden.

Silverbeard:

Angeblich ist es auf die Laufleistung berechnet etwa 1:40, Stromer:Verbrenner.

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