Die Energiepreise steigen, der Klimawandel schreitet voran. Lokal emissionsfreie Elektroautos bieten bereits heute eine mögliche Antwort auf die automobilen Fragen von morgen. Reichweitenprobleme und Defizite bei der Ladeinfrastruktur gelten bei Skeptikern als ein Argument gegen den Kauf eines Stromers. Damit könnte bald Schluss sein. Denn: Elektroautos und Solarzellen können eine perfekte Verbindung eingehen.
Photovoltaik-Module, im Autodach integriert, wandeln Sonnenenergie in elektrische Energie um, die direkt in die Fahrzeugbatterie eingespeist wird. E-Auto-Fahrer mit Solardach sind so unabhängiger vom externen Ladevorgang und können die Fahrt aufs Land bei schönem Wetter auch ohne die nächstgelegene Ladesäule planen. Zudem schonen sie ihren Geldbeutel und tun etwas für die Umwelt: Sonnenenergie gibt es nicht nur gratis, sie ist obendrein auch noch sauber, also nachhaltig und klimafreundlich im Vergleich zu fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl oder Gas, bei deren Gewinnung und Nutzung klimaschädliche Emissionen entstehen.
Energiegewinnung durch die Kraft der Sonne funktioniert bei Häusern und Elektroautos nach demselben Prinzip: Solarmodule wandeln Sonnenenergie in elektrische Energie um. Beim vollelektrischen Leichtfahrzeug Xbus beispielsweise, von dem es aktuell zwei Prototypen gibt, funktioniert dies über ein fünf Quadratmeter großen Solardach.
Martin Henne ist Vorstandsvorsitzender und CEO des Unternehmens ElectricBrands, das den Xbus entwickelt: „Mit unserem modularen Leichtfahrzeug Xbus können bis zu 10 kWh zusätzlicher Strom pro Tag erzeugt werden.“ Bereits in der Basis-Ausstattung des Xbus generiert die fest verbaute 15 kWh Batterie ohne Solardach eine Reichweite von etwa 200 Kilometern. Durch weitere tauschbare Lithium-Batterie-Packs lässt sich die Kapazität auf bis zu 45 kWh und damit auf bis zu 600 km Reichweite steigern.
Sonnenenergie das ganze Jahr
Photovoltaik auf dem Autodach funktioniert das ganze Jahr. Auch an bewölkten Tagen produzieren Solarmodule Strom. Denn anders als oft angenommen, durchdringt die Sonne auch dichtere Wolkendecken. Ob ein Solardach externes Laden überflüssig macht, hängt von der individuellen Nutzung des Fahrzeugs ab. „Wenn man berücksichtigt, dass bei einem Großteil der privaten Fahrten im Schnitt weniger als 40 Kilometer zurückgelegt werden, ist die Kombination aus E-Fahrzeug und Solarzelle eine ideale Lösung“, so Henne.
Ein Solardach ist in jedem Fall eine kostenarme Energiequelle. Besonders effizient ist sie bei Elektrofahrzeugen, die, wie der Xbus, auch während der Fahrt laden und auf Solarzellen mit einem hohen Wirkungsgrad setzen. „Unter optimalen Bedingungen kann der Xbus mit Solardach eine zusätzliche Reichweite von 200 Kilometern am Tag generieren und so die Nutzung von teurem und nicht zwangsläufig grünem Strom aus der Steckdose deutlich reduzieren“, ergänzt Henne. „Damit kommen wir unserem Ziel, die CO2-Reduktion in der Mobilität der Zukunft voranzutreiben, einen großen Schritt näher.“
Quelle: Electric Brands – Pressemitteilung vom 21.07.2022
Manchmal frage ich mich, ob sich die Marketing-Leute mit diesen Rechnungen so einen großen Gefallen tun:
Auf der einen Seite heisst es, dass die 15 kWh in der Batterie für „bis zu“ 200 km reichen. Schon dabei möchte ich bezweifeln, dass das eine Zahl für einen WLPT-Zyklus ist. Dann heisst es, dass die Solarmodule „bis zu“ 10 kWh pro Tag erzeugen können. Und dann wiederum, dass man damit dann „bis zu“ 200 km fahren kann. Ich würde ja sagen: Wenn ich mit 10 kWh 200 km fahren kann, dann schaffe ich mit 15 kWh sogar 300 :-)
Mit Rückenwind und bergab geht bestimmt noch mehr!
Im Ernst: Es ist eine schöne Idee mit den PV-Modulen, vielleicht hat das sogar einen moderaten Spar-Effekt – aber darauf verlassen kann/darf man sich nicht. Und da sollte das Marketing nicht zu viel versprechen. Sonst denkt nachher wirklich jemand „och, ich parke das Ding unter der Straßenlaterne und dann ist es morgen früh vollgeladen“ :-)
Meinen EA-N-Kommentar vom 18. Dezember 2020:
kann ich eigentlich angesichts einer angegebenen täglich maximalen Solarreichweite von 200 km eigentlich nur wiederholen …
Die 200km klingen eindeutig etwas zu sehr nach „Im Labor ermittelte Werte.“ oder als PR-Gag zu stark aufgeblasen. Denn 15 kWh dürften für ein Fahrzeug dieser Klasse und dieser recht Schrankwand mäßigen Bauform wohl eher für 100km reichen wenn nicht weniger.
Nichts desto trotz finde ich die grundsätzliche Idee mit Solarzellen auf den Fahrzeugen nicht so verkehrt. Selbst wenn man nur 40 – 50km an einem „sonnigen“ Tag tatsächlich schafft, wäre das doch nicht schlecht.
Grundsätzlich gilt aber bei aktuellen Zellen, dass eher auf maximale Effizienz getrimmte Fahrzeuge gut davon profitieren.
Interessant wird es erst so richtig mit den Zellen die mehr als ein Spektrum des Lichts einfangen können. Denn die sollen ja dann auch indirektes Licht nutzen können was dann selbst bei Schatten noch ein wenig Energie erzeugt und bei direktem Sonnenlicht umso mehr. Aber das ist noch einige Jahre entfernt von der Serienreife soweit ich weiß.
7,5 kWh/100 km: das wären Verbrauchswerte ähnlich dem TWIKE3/5 … also völlig unrealistisch, außer Mann udn Frau schieben ein bisschen!
Solardach hin oder her. Ich will lieber damit fahren. Die sollen zusehen das das Ding endlich auf die Straße kommt.
Was heißt das, wenn die angegebenen Performancedaten immer ambitionierter werden? Richtig, liebe erfahrene Elektroautoblog-Leser: Dann rückt der Start in weitere Ferne!
Ich tippe mal:
Das oft als „Ideenklau“ vom Microlino 1.0 betrachtete, inzwischen von Electric Brands aus Artega-Konkurs eingekaufte Kabinenrollerchen (Namensevolution: „Karolino“ –> „Karo“) und mittlerweile „Evetta“ getaufte Leichtfahrzeug kommt noch (weit) vor dem XBUS auf den Markt:
–> evetta.com/de/
Das ist ein Schreibfehler, 5m² Solardach können max 2,5 kWh am Tag einfahren, also eher 20 km / Tag
Wenn es im Sommer für rund 30 km mit den Solarmodulen reicht, dann kann man wohl zufrieden sein, mehr erwarte ich da eh nicht. Electric Brands sollte lieber mal einige Examplare für die Autotester zur Verfügung stellen, dann wissen wir mit welchen Reichweiten wirklich zu rechnen ist.
Wenn man es mit einer BalkonPv vergleicht, die etwa 5,5kWh mit Südausrichtung am guten Tag macht, fragt man sich wo der Mini Bus Fläche für > 1kWp haben soll, um die beworbenen 10kWh zu erzeugen
Xbus, mangelnde Reichweite lässt sich nicht durch ein Solardach kompensieren. Zunächst sollte bei einem Camper mindestens 500 km WLTP garantiert sein, oder soll man bei einer Fahrt nach Italien, Spanien, Dänemark usw. alle 200 km nachladen ? Dann viel Spass bei der Urlaubsfahrt ????!!!!!
Für uns war damals das Tanken nach 600 km schon nervig, als die Kinder hinten schliefen. Da wären wir gerne ohne anhalten weitergefahren.
Mir kommen die Angaben zur Reichweite auch sehr optimistisch vor, allerdings muss man bei der Beurteilung derselben berücksichtigen dass der Xbus erstaunlich leicht ist und nur eine geringe Höchstgeschwindigkeit erreicht. Das sind zwei Stellschrauben die bei den meisten aktuellen E-Fahrzeugen nicht so konsequent genutzt werden.