Olaf Schulze, Director Energy Management / Real Estate Sustainability bei Metro Properties, ein Tochterunternehmen des Großhandelsunternehmens Metro, erklärte in einem Interview mit has·to·be, warum Handels- und Gewerbestandorte auf E-Mobilitätsservices setzen sollten und warum die Automobilbranche die Chancen, die diese Standorte bieten, ebenfalls nutzen sollten.
Schulze verantwortet neben der Energiebeschaffung für die Metro auch deren Mobilitätskonzept, zu dem auch die Infrastrukturen gehören, die es für wachsende E-Mobilität braucht: „Jede Mobilität, ob elektrisch oder konventionell, ob Dienstfahrt, Fahrt zum Metro-Markt oder Logistik, erzeugt Emissionen und das schaue ich mir an“, so Schulze. Das Thema E-Mobilität verfolge der Großhändler schon seit dem Jahr 2012, „denn da haben wir den ersten Ladepunkt am Düsseldorfer Headquarter installiert“, erklärt er. Mittlerweile seien es allein dort am Metro-Campus rund 100 Ladepunkte, zehn davon für E-Bikes. Europaweit sollen bis 2030 gut 1000 Ladepunkte angeboten werden.
„Damit tragen wir unseren Teil dazu bei, alternative, klimafreundliche Antriebe zu fördern“, so Schulze. Die Infrastruktur stehe den Mitarbeitern und Kunden „als zusätzlicher Service kostenfrei zur Verfügung“. Bis zum Jahr 2040 will die Metro ihren gesamten Geschäftsbetrieb klimaneutral abwickeln. Die wichtigsten Hebel dabei seien Energie, Kälte und Wärme, „die zusammen für 93 Prozent unserer CO2-Emissionen verantwortlich sind“, wie Schulze erklärt.
Aber auch der Bereich Mobilität soll nachhaltig werden, „und deswegen fördern wir mit einer entsprechenden Richtlinie, dass mit der wachsenden Anzahl an Ladesäulen auch der Anteil an E-Autos in unserer Dienstwagenflotte steigt“, so Schulze. Die Lieferlogistik stelle die Metro „da noch einmal vor andere Herausforderungen, denn während wir im Van-Bereich durchaus auch schon erfolgreich Elektromobilität testen, fehlt es bei den Schwerladern über 7,5 Tonnen und vor allem bei den für uns so wichtigen Kühltrucks an effizient zu nutzenden Alternativantrieben“.
„Unser Standort der Zukunft ist klimaneutral“
Handels- und Gewerbestandorte, so Schulze, können für die Elektromobilität eine wichtige Rolle spielen: „In unseren Augen ist der Großhandelsstandort der Zukunft ein Standort, der so nah am Kunden ist wie möglich, der physisch vorhanden und im höchsten Maße effizient ist“, erklärt er. „Unser Standort der Zukunft ist ein Zero-Emission-Store, der klimaneutral betrieben wird und dessen Stromverbrauch wir selbst regenerativ erzeugen“. Und auch die Nachhaltigkeitsbemühungen der Kunden sollen unterstützt werden: Sie können mit dem E-Auto kommen und ihr Auto während der Einkaufszeit laden. Einen ersten auf Netto-Null-Emissionen ausgelegten Store gibt es bereits seit 2016 im österreichischen St. Pölten. „Den haben wir schon zum damaligen Zeitpunkt mit zehn Ladepunkten ausgestattet und für weitere Ladepunkte vorverkabelt, sodass wir auf schnell ansteigenden Bedarf reagieren können.“
Die Metro hat aktuell bereits knapp ein Fünftel der Dienstwagenflotte elektrifiziert und gut 300 E-Fahrzeuge in Deutschland, Frankreich, Österreich und anderen Ländern im Fuhrpark und bietet an allen ihren Verwaltungsstandorten Ladeinfrastruktur an. Weltweit habe die Metro mehr als 500 Ladepunkte installiert, auch wegen politischen Vorgaben – der europäischen „Energy Performance of Buildings Directive“ etwa und den einzelnen konkreten Maßnahmen in den verschiedenen Ländern.
Den Betrieb von Ladeinfrastruktur sehe die Metro „nicht als Business“, wie Schulze erklärt: Das Geschäft mit dem Ladesäulen ist demnach an Partnerunternehmen ausgelagert, die „wahre Spezialisten in Betrieb und Abrechnung sowie Wartung von Ladeinfrastruktur sind“. Dafür gebe es verschiedene Kooperationsmodelle. Grundsätzlich sei es „wichtig, dass der Kundenservice auch an den Ladepunkten stimmt, denn das beste Einkaufserlebnis wird zunichte gemacht, wenn der Ladevorgang draußen nicht funktioniert“.
Schulze findet, dass sich auch die Automobilindustrie am Aufbau von Ladeinfrastruktur stärker beteiligen sollte, „denn mit dem reinen Verkauf von E-Fahrzeugen ist es nicht getan“. Hohe Absatzzahlen von E-Fahrzeugen bringen nichts, wenn die Ladeinfrastruktur noch so hinterherhinkt, dass Endverbraucher gar nicht flächendeckend laden können, sagt er. Und zeigt sich offen für Partnerschaftsmodelle: „Ich wünsche mir, dass die Automobilindustrie erkennt, dass der Handel mit seinen Parkflächen und der Verweildauer beim Einkaufen eine Chance bietet“.
Quelle: has·to·be – Pressemitteilung vom 06.09.2021