Wasserstoffzüge machen viele Probleme: Umstieg auf Batteriezüge nah?

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Daniel Krenzer
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Der Taunus vor den Toren Frankfurts hat nicht völlig zu Unrecht den Ruf, dass dort manches gerne ein bisschen teurer sein darf. Offenbar gilt das auch für den Zugverkehr, denn Ende 2022 wurden auf der nicht-elektrifizierten Zuglinie von Frankfurt nach Brandoberndorf Wasserstoffzüge eingeführt. Erst verspäteten sich die Lieferungen, seitdem fallen ständig Fahrten wegen technischer Probleme, aber teils auch wegen Personalmangels aus.

„Wir erwarten unverzüglich und vor allem nachhaltig eine Stabilisierung der Antriebstechnik, die offenkundig grundlegend unzuverlässig ist“, forderte der Landrat des Hochtaunuskreises, Ulrich Krebs von der CDU, als Kopf der politischen Entscheider vor Ort nun in einer offiziellen Mitteilung. Um Ausfälle abzufedern, solle eine Diesel-Ersatzflotte bereitgestellt werden, führt er aus. „Wir erwarten, dass Alstom sämtliche Kosten für Ausfälle, Ersatzverkehre und alternative Fahrzeuge trägt“, sagt Krebs weiter. Der französische Zughersteller kämpft offenbar immer wieder mit Problemen bei der Beschaffung von Ersatzteilen, zudem seien einzelne Brennstoffzellen nicht voll funktionstüchtig.

Leidtragende sind dabei die Pendler, denn ein großer Teil der Arbeitnehmer aus dem Taunus arbeitet in Frankfurt. „Das Maß ist längst voll! Die Belastungen der Reisenden durch Ausfälle und Ersatzverkehre und die Belastungen des Personals der Start durch ständige Neuplanungen im Betriebsablauf sind nicht mehr länger hinnehmbar“, klagt der Landrat, der bereits offen über den Ausstieg aus dem Wasserstoff-Experiment nachdenkt: „Hält die andauernde Nichtverfügbarkeit der Fahrzeuge an, kommt auch eine Aufkündigung des Vertrags mit den Brennstoffzellenfahrzeugen in Betracht.“

Batteriezüge laut Studie die günstigere Lösung

Damit erleben Brennstoffzellen-Antriebe einen weiteren Rückschlag. Seit vielen Jahren gelten sie in unterschiedlichen Verkehrsbereichen als großer Hoffnungsträger. Doch im Pkw-Bereich sind Autos mit Wasserstoff für die wenigsten bezahlbar, sodass nur homöopathische Dosen an Brennstoffzellen-Autos verkauft werden. Auch bei Bussen und Lkw läuft der Hochlauf eher schleppend. Je schwerer das Fahrzeug, desto sinnvoller könnte ein Antrieb mit Wasserstoff aufgrund des ansonsten sehr schweren Akkus sein, ist oft zu hören. Doch selbst bei Zügen floppen die Versuche offenbar. Denn auch bei den Wasserstoffzügen in Niedersachsen häufen sich die Probleme, weil wohl immer wieder zu wenig Wasserstoff vorhanden ist, um die Fahrzeuge ausreichend zu betanken.

Der Spiegel verweist in seinem Artikel über die „Blamage für Brennstoffzüge“ auf die nicht gegebene Wirtschaftlichkeit von Wasserstoffzügen, die von der Bundesregierung vielleicht auch deshalb großzügig subventioniert werden. „In einer 2022 veröffentlichten Untersuchung erwiesen sich Batteriezüge auf 16 nichtelektrifizierten Teilstrecken als wirtschaftlicher als Wasserstoffzüge“, heißt es dort.

Im baden-württembergischen Ortenaukreis war man also wohl klüger als in Hessen und ersetzte die alten Dieselzüge mit vollelektrischen Batteriezügen. Die sind nicht nur günstiger, sondern ganz offensichtlich auch zuverlässiger. Das erkennt man nun offenbar auch im Taunus, während in Görlitz eine Wasserstoff-Straßenbahn verkehren soll, obwohl es Oberleitungen gibt.

Quelle: Hochtaunuskreis – Wasserstoffzüge: Das Maß ist mehr als voll! / Spiegel – Defekte Wasserstoffzüge in Hessen: Blamage für die Brennstoffzelle

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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