Beatrice Bohlig und Henning Krogh vom Hamburger Redaktionskontor ‘BeHonest’ haben für Elektroauto-News mit Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG und der Volkswagen AG, am Rande des Formel E Rennens in Berlin über die aktuelle Lage am Elektroauto-Markt gesprochen. Denn zugegeben: Das Neuwagengeschäft mit rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugen könnte ein wenig besser laufen.
Darauf angesprochen, ob die Wiederaufnahme staatlicher Förderungen eine Option sei, um den Markt wieder zum Laufen zu bringen, antwortete Blume: “Es gibt viele Faktoren, die wichtig sind für den Hochlauf der Elektromobilität. Das sind in erster Linie begeisterte Produkte. Das ist unsere Aufgabe. Dann ist es die Ladeinfrastruktur, was immer eine Gemeinschaftsaufgabe der Politik, der Industrie und gerade auch der Automobilindustrie ist. Aber dann kommen auch noch Faktoren dazu: günstige Energiepreise, aber auch gerade in den Einstiegssegmenten eine Förderung vom Staat. Und wir sehen gerade diese Faktoren, wie sie in China erfüllt sind, wie schnell die Elektromobilität dort steigt. Und insofern plädiere ich für alle Faktoren, denn technologisch wird die Elektromobilität die Technologie der Zukunft in der Automobilindustrie sein.”
Es verwundert daher nicht, dass Volkswagen von seinem Elektroauto-Kurs ungeachtet aller politischen Debatten um den Antrieb der Zukunft nicht abweichen will. Für Volkswagen sei der Weg klar, wohin die Reise geht, wie schon der Blick in die Budgets verrät: „Zwei Drittel unserer Konzerninvestitionen gehen in die Elektromobilität und neue Technologien“, so Blume zuletzt in einem Interview. Ein wichtiger Pfeiler hierfür werde das Projekt Amsterdam sein – ein leistbares E-Auto für die Masse.
Das aktuelle Projekt sieht vor, parallel in China und Europa zu arbeiten. In China streben Ralf Brandstätter und Thomas Ulbrich die Entwicklung eines erschwinglichen Elektromodells an. Die Hoffnung ist, dass dieses Auto sowohl preiswert als auch attraktiv wird und den Erfolg von klassischen Verbrennern wie dem Santana und Lavida wiederholen kann. Gleichzeitig könnte eine Zusammenarbeit mit Renault den Einstieg in den europäischen Markt für erschwingliche Elektroautos erleichtern. Angesprochen auf den Status-Quo des 20.000 Euro-Stromers aus dem VW Konzern äußerte sich Blume wie folgt:
“Wir werden zunächst Mitte des Jahrzehnts ein Fahrzeug für rund 25.000 Euro bringen, über die Marken Volkswagen, Cupra und Skoda. Und natürlich sehe ich, dass es auch wichtig für einen Konzern wie dem Volkswagen Konzern ist, noch ein Produkt darunter zu bringen, so um die 20.000 Euro. Damit beschäftigen wir uns. Wir sind fortgeschritten in den Überlegungen und viel mehr gibt es im Moment nicht zu sagen. Wir werden in den nächsten Wochen entscheiden, wie es dort weitergeht.” Letztere Aussage bezieht sich darauf, dass VW noch im Mai eine Entscheidung herbeiführen wolle, wie es mit dem Projekt Amsterdam weitergeht.
Bernhard Bauer, Seat Deutschland, über Förderungen und neue Modelle in Deutschland
Ebenfalls im Umfeld des Formel-E-Rennens in Berlin haben sich Beatrice Bohlig und Henning Krogh mit Bernhard Bauer ausgetauscht, Geschäftsführer Seat Deutschland. Bauer sagte, dass er stolz sei, “dass tatsächlich unser meistverkauftes Auto im Moment der Cupra Born ist und damit ein reines Elektroauto”. Auf die Frage, was er von staatlichen Förderungen hält, äußerte er: “Ich würde das im Moment gar nicht anfassen wollen. Ich glaube, ich kann sagen, die staatliche Hilfe brauchen wir nicht. Lasst uns die Autos verkaufen, lasst uns fairen Wettbewerb machen. Wir sind im Moment ganz gut dabei.”
Positiv stimmt ihn hier sicherlich auch der Ausblick auf die zweite Jahreshälfte. Die Überarbeitung des Seat Leon, Leon Kombi sowie der neue Cupra Formentor wurden gelauncht. Ferner werde der Cupra Tavascan erstmals Journalist:innen zum Fahren vorgestellt. “Und dann geht es auch schon zügig weiter, nämlich wir werden in diesem Jahr noch mit dem Terramar noch ein ganz interessantes, völlig neues Auto haben. Wieder ein Cupra, ein nagelneues Auto. Also, mit fünf neuen Autos im zweiten Halbjahr haben wir ganz schön was zu zeigen”, so Bauer abschließend.