Um die EU bis 2050 klimaneutral zu machen, werden bis 2030 rund drei Millionen öffentliche Ladestationen für dann gut 44 Millionen Elektrofahrzeuge benötigt, wie neue Forschungsergebnisse von Transport & Environment zeigen. In diesem Zusammenhang fordert VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh von der EU, die Länder anhand einer Quote zum Aufbau eines ausreichenden E-Auto-Ladenetzes zu bewegen. Er gibt aber auch zu verstehen, dass die Politik die Verantwortung hierfür nicht bei den Herstellern abladen darf.
„Ich erwarte mir schon von der Europäischen Union, dass man für die einzelnen Länder (…) eine Verpflichtung zum Aufbau so einer Infrastruktur vorgibt mit einer Quote“, gab VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh am Freitag in Wolfsburg zu verstehen. Denn nur mit einer entsprechenden Quote wären genügend Ladestelle vorhanden, um potentiellen Kunden die Reichweiten-Angst zu nehmen. Nur wenn es genügend Ladestellen gebe, würden die Kunden genügend E-Autos kaufen, um die politischen Klimaziele zu erreichen, so der Betriebsratschef von Volkswagen.
VW sieht nicht nur Autohersteller in der Pflicht beim Aufbau der Ladeinfrastruktur
„Jetzt von den Fahrzeugherstellern zu verlangen, baut noch mal schnell die Ladeinfrastruktur auf, das finde ich dann auch schon spannend“, so Osterloh weiter. Dieser sieht die Verantwortung zum Ladestationen-Ausbau mitnichten bei den Herstellern. Die Tankstellenbetreiber Aral, BP und Shell gehörten schließlich auch nicht den Fahrzeugherstellern. Auch, wenn man diese durch einen Absatz im Masterplan Ladeinfrastruktur, mit dem die Bundesregierung den Markterfolg von Elektroautos beschleunigen will, in die Pflicht nimmt. Unter Punkt C.I.5. „Ladeinfrastruktur an Tankstellen“ des 14 Seiten starken Papiers heißt es, dass „durch eine Versorgungsauflage geregelt werden soll, dass an allen Tankstellen in Deutschland auch Ladepunkte angeboten werden.“ Das kommt de facto einer Pflicht gleich, die gut 14.500 Tankstellen Deutschlands mit Lademöglichkeiten auszustatten. Eine Vorgabe, welche die Tankstellenbetreiber gar nicht gut heißen.
VW selbst geht an sich mit gutem Beispiel voran. Europaweit baut der Konzern bis 2025 insgesamt 36.000 Ladepunkte auf, davon 11.000 durch die Marke Volkswagen. Installiert werden die Ladesäulen an VW Standorten sowie bei den rund 3.000 Volkswagen Händlern in allen größeren Städten. In Wolfsburg hat man die Ladeinfrastruktur für Elektroautos um 40 Säulen ergänzt, nun folgt Sachsen mit mehr als 400 Ladepunkte bis Ende 2020. Auch die flexiblen Ladesäulen scheinen zu überzeugen.
Bundesregierung peilt eine Millionen Ladepunkte bis 2030 an
Dem Klimaschutzprogramm der Bundesregierung zufolge soll es in Deutschland bis 2030 eine Million öffentliche Ladepunkte geben. Bisher gibt es Zahlen des Energieverbandes BDEW zufolge erst rund 24.000. Dem VW-Betriebsrat zufolge liegt Deutschland bei der Zahl der E-Ladestellen pro 100.000 Einwohner in Europa auf Rang zehn. Die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE), ein unabhängiges Expertengremium, empfiehlt etwa 12,5 Autos je Station, die EU-Kommission eine Quote von zehn zu eins. Damit weichen die Empfehlungen von ersten Hochrechnungen in 2017 ab, welche noch 14- 15 Autos je Station empfohlen haben. Wichtiger als die absolute Zahl sei jedoch die Verteilung der Ladestationen. Denn bereits heute ist es so, dass mehrere Städte besonders gut, andere schlecht ausgestattet sind.
Achso, Strom ist übrigens genug vorhanden für die E-Autos. Aktuell sind schon mit der heutigen Infrastruktur etwa 13 Millionen E-Fahrzeuge ladbar. Das entspreche einem Anteil von 30 Prozent aller Autos in Deutschland. Allerdings seien in Ballungsgebieten bei konzentrierten Zuwächsen lokale Engpässe möglich. Daher erfordert das Stromnetz für E-Autos mehr Köpfchen statt Kupfer…
Quelle: Automobilwoche – Volkswagen-Betriebsratschef: Osterloh fordert EU-Quote für E-Auto-Ladestationen