Automobil Analyst Matthias Schmidt aus Berlin beruft sich auf exklusive Daten der Europäischen Kommission, welche offenlegen, dass Volvo Cars und seine Elektroauto-Tochter Polestar planen für 2021 einen offenen CO2-Pool ins Leben zu rufen. Derzeit darf man davon ausgehen, dass die Branche aus eigener Kraft darauf hinarbeitet die CO2-Zielvorgaben frühzeitig zu schaffen. Sollte dies nicht zu schaffen sein, hat man immer noch die Möglichkeit einem CO2-Pool beizutreten. In diesem Fall dem von Volvo und Polestar.
Jedoch scheint man, im Gegensatz zu vergangenem Jahr, nicht auf Ford als CO2-Pool-Mitglied setzen zu können. Diese hatten sich 2020 Volvo angeschlossen, um entsprechenden Strafzahlungen aus Brüssel zu entgehen. Nach dem der Plug-In-Hybrid Ford Kuga einen Lieferstopp, aufgrund von Batterieproblemen einlegen musste, schien man bei Ford nicht mehr ganz so zuversichtlich, was das Erreichen der CO2-Flottenwerte für 2020 betraf und holte sich Unterstützung bei Volvo.
Obwohl Ford die Produktion seines emissionsarmen Fiesta-Modells in seinem deutschen Werk in Köln aufgrund des Halbleitermangels vorübergehend eingestellt hat, scheint der Anteil der Plug-in-Modelle an den gesamten Pkw-Auslieferungen von Ford in Westeuropa in den ersten acht Monaten mehr als ausreichend zu sein, um die diesjährigen Vorgaben aus eigener Kraft zu schaffen. Von Januar bis August waren in der westeuropäischen Region mit ihren 18 Märkten knapp 14 Prozent aller neuen Ford-Modelle, die auf die Straßen der Region kamen, mit einem PHEV-Antrieb ausgestattet.
Diese relativ hohe Marktdurchdringung, die den PHEV-Modellen und der europäischen Einführung des vollelektrischen Mustang Mach-E zu verdanken ist, veranlasste den Berliner Analysten Schmidt zu der Schlussfolgerung, dass es unwahrscheinlich ist, dass Ford in diesem Jahr wieder einen Pool mit dem Geely-Unternehmen bilden wird. Volvo profitiert seinerseits von starkem Absatzwachstum der eigenen Plug-In-Hybride. Was dazu führte, dass die die durchschnittlichen CO2-Emissionen der Volvo Cars EU-Flotte von 132 g/km im Jahr 2019 auf 111 g/km im Jahr 2020 gesunken sind.
Obwohl die Verpflichtungen für 2021 schwieriger zu erfüllen sind, da die 5 %ige Übergangsregelung, die 2020 galt, wegfällt und die Supercredits für Fahrzeuge mit einem CO2-Ausstoß von weniger als 50 g/km (NEFZ) an Wert verlieren – vorausgesetzt, die Hersteller haben noch etwas von den begrenzten 7,5 g/km bis Ende 2022 übrig – scheinen fast alle Hersteller ihre CO2-Verpflichtungen zu erfüllen. Die Frage die man sich daher stellen darf: Wer tritt dem Volvo/ Polestar CO2-Pool bei?
Obwohl fast alle Hersteller sagen, dass sie ihre CO2-Ziele in diesem Jahr erreichen werden, könnte dies aufgrund des anhaltenden Halbleitermangels dazu führen, dass bestimmte Luxus-Automobilhersteller wie Jaguar Land Rover beschließen, rentable Modelle mit höheren Emissionen zu fördern und auf den Verkauf von Plug-in-Modellen mit niedrigeren Margen zu verzichten.
JLR, das als Nischenhersteller eingestuft wird, hat ein Ausnahmeregelungsziel von nur 131,8 g/km und nicht das auf dem Flottengewicht basierende Durchschnittsziel von 95 g/km (NEFZ) für Volumenhersteller. Das Unternehmen könnte beschließen, profitablere Modelle zu fördern und im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Analyse entscheiden, dass es sinnvoller ist, für den Beitritt zu einem Pool zu zahlen und profitablere Modelle mit höheren Emissionen zu fördern, als diese Modelle aufgrund eines begrenzten Angebots an Halbleiterchips zu reduzieren, was sie dazu zwingt, weniger profitable Plug-Ins zu fördern, um ihr obligatorisches CO2-Ziel zu erreichen. Man darf gespannt sein.
Quelle: Matthias Schmdit – Exclusive Volvo Cars and Polestar intend to form an open EU CO2 pool for 2021