Volvo EX30: Pionier der CO2-Reduzierung?

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 5 min

Der kleine, vollelektrische SUV Volvo EX30 wird nicht nur das Modellportfolio des schwedischen Premium-Autoherstellers nach unten erweitern. Sondern soll auch in puncto CO₂-Fußabdruck neue Maßstäbe setzen. Dieser soll 25 Prozent geringer als bei den vollelektrischen Modellen C40 und XC40 ausfallen. Auf 200.000 km Fahrleistung betrachtet betrage der CO₂-Fußabdruck 30 Tonnen für den Volvo EX30.

Im Detail hat sich Elektroauto-News.net (EAN) hierzu mit Ander Kärrberg, Global Head of Sustainability sowie Anders Nyth, Manager Sustainability Center ausgetauscht. Diese haben uns einen Einblick auf die Bemühungen von Volvo gegeben, die CO₂-Emissionen im Zusammenhang mit dem neuen Elektro-SUV zu reduzieren. Man habe sich auf den gesamten Lebenszyklus des EX30 konzentriert, um eine solche Reduktion zu erzielen. „Die Gesamtemissionen, welche beim Volvo EX30 anfallen, werden in einem von Dritten geprüften Bericht festgehalten, der im Herbst veröffentlicht wird“, so Ander Kärrberg gegenüber EAN.

Lebenszyklus-Analyse: Wie Volvo den CO₂-Fußabdruck des EX30 minimiert

Die reine Elektrifizierung des Antriebs spielt hierbei nur eine eher kleine Rolle. Denn ein Auto wird nicht nur gefahren, sondern auch entworfen, entwickelt, gebaut und transportiert – und all diese Schritte bieten Möglichkeiten zur weiteren Reduzierung der Treibhausgasemissionen.

„Wenn man diese 30 Tonnen dann aufschlüsselt, findet man 18 Tonnen, die auf die Materialien und den Betrieb entfallen, und etwa 12 Tonnen, die auf die Emissionen bei der Nutzung des Autos entfallen. Dann verwenden wir bei der Betrachtung den derzeitigen EU-Strommix in Kombination mit der Energieeffizienz des Fahrzeugs, die bei 15,7 Kilowattstunden pro 100 Kilometer liegt“, so Kärrberg über die Berechnung der CO₂-Emissionen, auch in Hinblick auf Anteil Fertigung und Fahrbetrieb.

Zugrunde gelegt wird bei der Betrachtung, eine Laufleistung von 200.000 km, um den CO₂-Fußabdruck zu messen, dies sei eine branchenübliche Messgröße. Und wird so auch bei Performance-Tochter Polestar zugrunde gelegt. Wichtig ist es hierbei nur konsequent „Äpfel mit Äpfeln“ zu vergleichen. Insofern ist es wichtig anzumerken, dass der Vergleich Volvo EX30 zu Volvo C40/ Volvo XC40 auf Fahrzeug-Basis stattfand. Allerdings gab Anders Nyth zu verstehen, dass der neue E-SUV EX30 mit einer kleineren 69 kWh-Batterie gegenüber der 78 kWh-Batterie der beiden größeren Modelle verglichen wurde.

Der Beitrag der Batterie zum CO₂-Fußabdruck des Elektroautos

Nyth hat gegenüber EAN mitgeteilt, dass die Batterie einen großen Teil des CO₂-Fußabdrucks des Elektroautos an sich ausmacht. „Nicht den größten, aber fast. Es ist ein essenzieller Aspekt, den wir ebenfalls ins Visier genommen haben. Wir haben dafür gesorgt, dass wir uns auch bei der Batterieproduktion mit dem Thema Emissionen beschäftigen. Wir wollen die CO₂-Emissionen der Batterie verringern, insbesondere bei der Anoden- und Kathodenproduktion, die sehr energieintensiv ist. Durch die Umstellung auf erneuerbare Energien konnten wir den Fußabdruck um, ein bis zwei Tonnen verringern, je nach Größe der Batterie.“

Profitiert habe man natürlich auch von der geringeren Fahrzeuggröße des Elektro-SUV im Vergleich zu den anderen Volvo-Modellen. Denn bei einem kleinen Fahrzeug fallen grundsätzlich erst einmal weniger Materialien und Rohstoffe an, die für die Fertigung benötigt werden. Ferner habe man aber auch darauf geachtet, das Material, welches eingesetzt wird, möglichst nachhaltig – in diesem Fall recycelt – zu beziehen.

„Beim EX30 haben wir es geschafft, dass 25 Prozent des Aluminiums, 17 Prozent des Stahls und 17 Prozent aller Kunststoffe des Fahrzeugs aus recyceltem Material besteht. Das hilft, den CO₂-Fußabdruck um etwa 2,2 Tonnen zu reduzieren. Das ist ein enormer Einfluss auf den gesamten globalen Fußabdruck des Fahrzeugs“, wie Nyth ausführt. „Ein weiterer Bereich, mit dem wir uns befasst haben, ist die Energie, die bei der Herstellung des Materials verbraucht wird. Sowohl auf der Rohstoffseite, wo wir darauf geachtet haben, einen Großteil des Primäraluminiums oder des nicht recycelten Aluminiums aus emissionsarmen Prozessen zu beziehen, also von Fabriken, die bei ihrer Produktion erneuerbare Energie verwenden. Allein dadurch werden etwa 2,5 Tonnen CO₂ eingespart“, so der Manager Sustainability Center von Volvo weiter gegenüber uns.

Nachhaltiges Design trifft Innenraum: Reduzierung von Teilen und Einsatz von recycelten Materialien

Dieser Ansatz setze sich auch im Innenraum fort, denn die nachhaltigste Komponente ist die, die es gar nicht gibt. Ander Kärrberg hat dies für uns noch einmal ein wenig detaillierter eingeordnet: „Wenn Sie das Auto sehen, werden Sie im Innenraum feststellen, dass wir Funktionen für verschiedene Teile kombiniert und die Anzahl der Teile insgesamt reduziert haben. Das hat Vorteile in Bezug auf die Nachhaltigkeit, denn Sie reduzieren die Anzahl der Werkzeuge im Prozess, Sie reduzieren den Logistikaufwand und manchmal auch die Werkzeuge selbst. Natürlich reduziert man manchmal auch das Gewicht.“

Im Innenraum wird für Sitze, Armaturenbrett und Türen eine breite Palette an recycelten und erneuerbaren Materialien verwendet. Darunter Denim, Flachs und ein Wollgemisch, das außerdem rund 70 Prozent recyceltes Polyester enthält. Vor allem Denim sei ein gutes Beispiel dafür, wie man Materialien auf intelligentere und nachhaltigere Weise einsetzen kann. „Für die Innenausstattung aus Denim verwenden wir Fasern, die sonst als Abfallprodukt beim Recycling von Denim anfallen würden“, so Nyth gegenüber EAN.

Die Bedeutung der Lieferkette für die CO₂-Emissionen

Was die Lieferkette betrifft, so habe sich Volvo mit seinen Tier-1-Zulieferern auseinandergesetzt. Und 95 Prozent von ihnen haben sich verpflichtet, ihre Produktion bis 2025 zu 100 Prozent mit klimaneutraler Energie zu betreiben. „Dies spiegelt unser Bestreben wider, die Emissionen nicht nur in unseren eigenen Betrieben zu reduzieren, sondern auch die Partner in unserer breiteren Lieferkette dazu zu ermutigen, dies ebenfalls zu tun“, so der Hersteller in seiner offiziellen Mitteilung.

Auch das Lebensende des Volvo EX30 nimmt noch Einfluss auf die CO₂-Emissionen des Fahrzeugs. So sei das Elektro-SUV so konzipiert, dass er am Ende seines Lebenszyklus zu 95 Prozent wiederverwertet werden kann, indem die Materialien recycelt und die Energie aus dem, was nicht wiederverwertet werden kann, zurückgewonnen wird.

Spannend war in diesem Zusammenhang der Abschlusssatz von Ander Kärrberg „Aktuell ist der CO₂-Fußabdruck aus dem Recycling des Autos in der Berechnung enthalten, und wir bieten den Fahrer:innen heute kein Rücknahmeangebot an. In der Zukunft kann das anders sein. Ich bin sicher, Sie kennen den Materialanteil (-zusammensetzung) in einem BEV. Er hat natürlich einen Wert. In Zukunft kann das also anders sein.“

Quelle: Volvo – Pressemitteilung vom 24.05.2023 // Interview EAN mit Ander Kärrberg, Global Head of Sustainability sowie Anders Nyth, Manager Sustainability Center

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Jakob Sperling:

An sich finde ich es sehr erstrebenswert und gut, dass auch bei einem BEV darauf geschaut wird, wie die Produktion die Umwelt belastet. Das werden dann gewisse Favoriten auf einmal ziemlich dumm dastehen.

Die nächste Dimension wäre dann noch die gesellschaftliche, inkl. Arbeitnehmerschutz und Menschenrechte.
Täusche ich mich, oder wird nirgends explizit gesagt, wo das Fahrzeug genau produziert wird?

Groß:

Volvo ist zu 100% Geely und somit zu 100% chinesisch.
Ohne Geely geht bei Volvo nichts, den Geely hat sich geschickt auf den europäischen Markt mit Volvo für seine Marke Pole Star eingekauft.

Marc:

Da sollte Volvo sehr zurückhaltend agieren. Denn im Rahmen von ESG wird ja auch die Lieferkette und die Fairness sowie der Umweltschutz und die gesellschaftliche Verantwortung in den Herstellerländern bewertet. Da geht es um China als totalitären Staat, in dem 80 % der Wertschöpfung stattfindet. Es geht auch um die Gesamtbilanz in allen Kriterien, zum Beispiel um den realen Ausstoß von CO2 bei der Produktion in einem Land, das im Wesentlichen mit Kohlestrom arbeitet. Da hilft es nichts, wenn die Lieferanten sich bis 2025 mit Zertifikaten freikaufen. In realiter wird mit Kohlestrom gearbeitet. Und es geht darum, dass das Auto sowie seine Ersatzteile am anderen Ende der Welt gebaut werden.

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