Volkswagen investiert bis zu eine Milliarde Euro in Künstliche Intelligenz

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Michael Neißendorfer
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Die Volkswagen Group plant, im Rahmen ihrer bestehenden Investitionsplanung bis zum Jahr 2030 bis zu eine Milliarde Euro gezielt in den Ausbau Künstlicher Intelligenz (KI) zu investieren. Das gab der weltweit nach Toyota zweitgrößte Autokonzern im Rahmen der Mobilitätsmesse IAA Mobility bekannt.

Im Fokus stehen dabei zugehöriger Mitteilung zufolge die KI-gestützte Fahrzeugentwicklung, industrielle Anwendungen sowie der Ausbau leistungsfähiger IT-Infrastrukturen. Ziel ist es, Fahrzeuge und Innovationen noch schneller für Kundinnen und Kunden verfügbar zu machen. Gleichzeitig erwartet Volkswagen durch den konsequenten Einsatz von KI nachhaltige Effizienzgewinne – und eine gestärkte, resilientere Position im globalen Technologiewettbewerb.

„Mit Künstlicher Intelligenz zünden wir die nächste Stufe auf unserem Weg zum globalen Technologietreiber der Automobilindustrie“, sagt Hauke Stars, IT-Vorständin der Volkswagen Group. „KI ist für uns der Schlüssel zu mehr Geschwindigkeit, Qualität und Wettbewerbsfähigkeit – entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von der Fahrzeugentwicklung bis zur Produktion. Unser Ziel ist es, attraktive und innovative Fahrzeuge noch schneller zu entwickeln und für unsere Kundinnen und Kunden auf die Straße zu bringen. Dafür setzen wir KI gezielt ein: skalierbar, verantwortungsvoll und mit klarem industriellen Nutzen. Unser Anspruch: KI überall – in jedem Prozess.“

Künstliche Intelligenz kommt bereits heute in allen zentralen Unternehmensbereichen der Volkswagen Group zum Einsatz. Schon heute sind konzernweit mehr als 1200 KI-Anwendungen aktiv, viele weitere hundert befinden sich in der Entwicklung oder kurz vor der Umsetzung. Langfristig erwartet die Volkswagen Group Effizienzgewinne und Möglichkeiten der Kostenvermeidung von insgesamt bis zu vier Milliarden Euro bis zum Jahr 2035 – durch den konsequenten, skalierbaren Einsatz von KI entlang der gesamten automobilen Wertschöpfungskette.

Künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie für den gesamten Konzern

In der Fahrzeugentwicklung baut die Volkswagen Group zum Beispiel mit Partner Dassault Systèmes eine KI-gestützte Entwicklungsumgebung auf; für alle Konzernmarken und in allen Regionen. Sie soll die Ingenieurinnen und Ingenieure künftig durch virtuelle Tests und Bauteilsimulationen unterstützen und Entwicklungsprozesse erheblich beschleunigen. Gemeinsam mit weiteren Initiativen soll diese Zusammenarbeit dazu beitragen, den Produktentwicklungsprozess der Konzernmarken auf 36 Monate – oder weniger – zu verkürzen und damit im Vergleich zu heute mindestens um 25 Prozent (rund 12 Monate) schneller zu werden.

Auch in der Produktion schreitet die KI-Integration voran: Auf Basis der konzerneigenen Digitalen Produktionsplattform (DPP) – einer „Fabrik-Cloud“ mit inzwischen über 40 vernetzten Standorten – bringt Volkswagen kontinuierlich neue KI-Anwendungen in die Fertigung. Diese helfen, das Zusammenspiel komplexer Abläufe in der Fahrzeugmontage zu optimieren, tragen zu einem effizienteren Einsatz von Energie und Materialien bei, und senken sowohl Kosten als auch CO2-Ausstoß.

Darüber hinaus stärken Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz zum Beispiel auch die Cybersicherheit und fördern den konzernweiten Wissensaustausch – ein entscheidender Faktor für die digitale Transformation und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.

Mit der Initiative WE & AI hat die Volkswagen Group bereits im Frühjahr 2024 eine der mittlerweile größten unternehmensinternen Bildungs- und Qualifizierungsinitiativen gestartet. Ziel der laufenden Initiative ist es, Beschäftigte über alle Hierarchieebenen hinweg, vom Werker bis zum Vorstand, für den verantwortungsvollen und praxisnahen Umgang mit KI zu befähigen. Bis heute wurden mehr als 130.000 Beschäftigte weltweit erreicht.

Kooperation mit europäischen Technologie- und Industriepartnern für industrielle KI

Die Volkswagen Group plant, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz künftig noch stärker in Kooperation mit Technologie- und Industriepartnern vorantreiben. Vor diesem Hintergrund lotet das Unternehmen das Potenzial eines sogenannten Large Industry Models (LIM) aus – eines industriellen KI-Modells, das auf realen Fertigungs-, Konstruktions- und Prozessdaten freiwillig teilnehmender Unternehmen basiert.

So könnte das kollektive industrielle Prozesswissen der beteiligten Partner für ein KI-Modell genutzt werden, um unternehmensinterne Abläufe zu optimieren sowie eine effizientere Logistik und Prozesssteuerung branchenübergreifend und für alle Teilnehmer zu ermöglichen. Als organisatorisches Vorbild dient Catena-X – die erste offene Plattform für den gesamten Automobilsektor und darüber hinaus. Sie ermöglicht den sicheren Datenaustausch zwischen Herstellern, Zulieferern und Technologieanbietern ermöglicht. Zu den Gründungsmitgliedern zählen neben Volkswagen auch BMW, BASF, Mercedes-Benz, SAP, Siemens, ZF und T-Systems.

Volkswagen wirbt für innovationsfreundliche Rahmenbedingungen im globalen KI-Wettlauf

Volkswagen bekennt sich zur aktiven Mitgestaltung der europäischen KI-Zukunft und zur Unterstützung von politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf nationaler sowie europäischer Ebene. In einem zunehmend herausfordernden Umfeld – geprägt von hohen Energiepreisen, hohen Standortkosten und administrativer Komplexität – sieht das Unternehmen die Notwendigkeit, technologische Innovationskraft im Bereich Künstlicher Intelligenz in Deutschland und Europa auch durch politische Unterstützung voranzutreiben.

Hauke Stars: „Wir befürworten eine innovationsfreundliche Weiterentwicklung der europäischen Regulierung. Darüber hinaus braucht es gezielte Anreize: Wir müssen mehr aus dem machen, was wir können. Dazu gehören insbesondere Förderprogramme, die Ausgründungen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen stärken und den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in marktfähige Anwendungen beschleunigen.“

Digitale Souveränität braucht europäische Infrastruktur

Technologische Unabhängigkeit und Resilienz fangen damit an, die Kontrolle über Daten zu behalten. Das funktioniert nur, wenn sie in Europa gespeichert, verarbeitet und geschützt werden. Vor diesem Hintergrund hat die Volkswagen Group ihre strategische Ausrichtung geschärft: Die konzernweite Private-Cloud-Infrastruktur soll in den kommenden Jahren deutlich ausgebaut werden, um sensible Informationen künftig verstärkt intern zu verarbeiten. Damit stärkt das Unternehmen gezielt seine digitale Resilienz gegenüber externen Risiken und Einflüssen.

Quelle: Volkswagen – Pressemitteilung vom 09.09.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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