Vier Gründe für den Absatzeinbruch von Neuwagen in Europa

Cover Image for Vier Gründe für den Absatzeinbruch von Neuwagen in Europa
Copyright ©

Shutterstock / 2159656751 (Symbolbild)

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Die Lage bei den europäischen und vor allem deutschen Autoherstellern ist angespannt. Über die Krise bei Volkswagen ist seit Wochen reichlich zu lesen, auch die Stellantis-Gruppe hat jüngst ihre Prognosen für das laufende Jahr spürbar gesenkt. Gut zwei Millionen Neuwagen pro Jahr weniger werden aktuell in Europa abgesetzt als noch zu den Hochzeiten vor der Corona-Pandemie. Die Automobilwoche macht dafür vier Gründe aus: die generell schwierige wirtschaftliche Situation in Europa, Preiserhöhungen der Hersteller, ein gesättigter Markt – auch aufgrund einer gestiegenen Lebensdauer der Autos – sowie Veränderungen in der Arbeits- und Lebenswelt vieler Menschen.

Zur wirtschaftlichen Situation tragen letztendlich immer noch die Folgen der Pandemie bei. Lieferketten gerieten aus den Fugen, Preise und damit die Inflation stiegen, das real verfügbare Geld wurde für viele Menschen weniger. Der Krieg in der Ukraine mit den daraus resultierenden Unsicherheiten auf dem Energiemarkt taten dazu ihr Übriges. In Europa stagniert die Wirtschaft zuletzt oder wächst nur sehr leicht, und die Konsumausgaben halten sich weiterhin auf eher niedrigem Niveau. Und die Automobilbranche ist eben nicht nur eine der wirtschaftlich entscheidendsten Branchen in Europa, ein Autokauf ist für die Bürger auch eine der teuersten Anschaffungen.

Autos werden immer älter

Durch die mitunter langen Lieferzeiten in der Pandemie wegen der gestörten Lieferketten entstand zwischenzeitlich ein geringes Angebot bei zunächst ähnlicher Nachfrage. Dementsprechend konnten die Autohersteller ihre Preise erhöhen, Rabatte wurden immer seltener. Aber auch die Ausgaben für Energie und zugelieferte Teile stieg in den vergangenen Jahren, zudem stiegen die technischen Anforderungen an Neufahrzeuge seitens der Europäischen Union. Alles in Summe sorgte für überdurchschnittlich stark steigende Preise – und das vor allem bei kleineren Verbrenner-Modellen.

Fast 600 Autos sind statistisch betrachtet inzwischen im Besitz von nur jeweils etwa 1000 Deutschen, und in den anderen europäischen Ländern ist der Schnitt nur wenig geringer. Außerdem sind Autos zuletzt immer zuverlässiger geworden und werden immer länger gefahren. Deutschland gehört noch zu den EU-Ländern mit dem jüngsten Durchschnittsalter von Autos, doch auch hier sind es inzwischen zehn Jahre. „1980 waren es im Schnitt noch 5,3 Jahre“, schreibt die Automobilwoche. In Griechenland sind Autos durchschnittlich sogar älter als 17 Jahre, besonders herstellerfreundlich niedrig hingegen in Luxemburg mit 7,9 Jahren. Der EU-Schnitt liegt bei 12,3 Jahren.

Immer mehr Menschen müssen zudem nicht mehr jeden Arbeitstag zu ihrer Arbeitsstätte fahren, sondern können von zuhause aus oder wo immer sie wollen arbeiten, womit das Auto weniger wichtig wird. Außerdem ist die Anzahl an Alternativangeboten wie Elektroauto-Carsharing und Angebote wie das Deutschland-Ticket gestiegen. Das führt dazu, dass eher weniger Deutsche und Europäer auf ein eigenes Auto angewiesen sind – vor allem in den größeren Städten. Das ist eine gute Nachricht für die dortige Aufenthaltsqualität, für die Absatzzahlen der Autohersteller hingegen sind diese Umstände weniger dienlich.

Quelle: Automobilwoche – Wenig Lust auf Neuwagen: Warum Europas Automarkt zwei Millionen Fahrzeuge „fehlen“

worthy pixel img
Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Marco:

Punkt 5: Der Osborne Effekt

Pedro G.:

Also hat die Fahrzeug Industrie es noch nicht kapiert, das bei immer mehr einmal es nicht mehr geht die 4 Gründe siehe Bericht !
Die höheren Preise um denn weniger werdenden Absatz auszugleichen das der Gewinn nicht weniger wird geht sich irgendwie nicht mehr aus !

Bernd Gusbeth:

Flottenzulassungen, Händlerzulassungen, Eigenzulassungen der Hersteller u. a. verwässern ohnehin die Aussagekraft mancher Zahlen.

Gerd Perzun:

Und auch die Bevölkerung wird im statistischen Durchschnitt älter (in Deutschland und vielen anderen Ländern).
In meinem Umfeld haben viele Familien/Ehepaare mit dem Ruhestandseintritt (oft mit Alter 60, 61..) die Fahrzeuganzahl reduziert von 3 o. 2 auf 1 – geht doch auch gut und „reicht“. Ich bin froh, mich nicht mehr um zwei o. drei Fahrzeuge kümmern zu müssen von den Kosten her und auch sonst (Inspektion, TÜV, Versicherungsvertrag etc.).

Hans-Peter Leemann:

Die künstliche Preistreiberei lässt die Märkte erstarren könnte aber durch staatliche gescheidte Regulierung unterbunden oder korrigiert werden. Leider ist die Politik / Staat überfordert … .. .

Nighty:

Wenn ich solche Nachrichten lese, hoffe ich immer, dass die Hersteller wieder mehr dem Kunden entgegenkommen und die Preise sich mal ein wenig stabilisieren.

Ich bin jetzt kein Neuwagenkäufer, aber selbst die Gebrauchtwagenpreise sind ja massiv gestiegen in den letzten Jahren.

Gastschreiber:

Auch wenn einiges nachvollziehbar klingt, wenn man liest, dass in Europa die Zulassungszahlen ggü. Vorjahr in den ersten 8 Monaten um 1,8% gestiegen sind, dann wirkt der Inhalt unglaubwürdig.

Johannes:

Eine gute Nachricht für unsere Lebensqualität!

Gregor:

und noch der Faktor, dass die Städte den MIV aus den Innenbereichen drücken wollen. Der Innenstadtring Berlin wird stetig zur Anwohnerparkzone, Frankfurt am Main lässt das Parken nur noch in den Parkhäusern zu, Gehwegparken wird verbannt (nachdem ein Urteil im Sommer 2024 dazu verkündet wurde). Im Ausland wird hier noch viel mehr vorangetrieben, Paris, Barcelona etc.

Aber klar, die Preistreiber Corona mit der krassen Nachfrage und der extremen Inflation mit dem Krieg sind Nr. 1 Gründe, warum die Listenpreise absurd gestiegen sind.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Alle Daten und Fakten zum neuen BMW iX3

Alle Daten und Fakten zum neuen BMW iX3

Michael Neißendorfer  —  

Alle bislang bekannten Daten und Fakten zum neuen Elektro-SUV iX3, den BMW kurz vor der IAA als erstes Serienmodell der Neuen Klasse präsentiert hat.

Cover Image for Weltpremiere des BMW iX3: Der ganz große Schritt

Weltpremiere des BMW iX3: Der ganz große Schritt

Stefan Grundhoff  —  

BMW will sich neu erfinden, die Neue Klasse bekommt mit dem iX3 ihr erstes Gesicht. Rein auf dem Papier hat das E-Auto das Zeug zum Technologieführer.

Cover Image for Klimakrise: Nichtstun wird am teuersten

Klimakrise: Nichtstun wird am teuersten

Michael Neißendorfer  —  

Kosten für Klimaschutz-Maßnahmen sind niedriger als die Schäden, die anderenfalls durch einen verschärften Klimawandel entstehen, so zwei aktuelle Studien.

Cover Image for Fahrbericht: Wie sich das Xpeng G6 Facelift (2025) schlägt

Fahrbericht: Wie sich das Xpeng G6 Facelift (2025) schlägt

Sebastian Henßler  —  

Der überarbeitete Xpeng G6 überzeugt im Kurztest mit starker Ladeleistung, verbessertem Fahrwerk und viel Komfort – trotz kleiner Schwächen im Detail.

Cover Image for Ohne Helmpflicht: BMW elektrifiziert den Dachroller

Ohne Helmpflicht: BMW elektrifiziert den Dachroller

Tobias Stahl  —  

BMW stellt auf der IAA 2025 einen neuen Elektro-Roller vor. Der kommt mit Dach daher und befreit seine Fahrer dank Sicherheitsgurten von der Helmpflicht.

Cover Image for Umfrage: Deutschland zwischen Auto-Liebe und E-Zweifel

Umfrage: Deutschland zwischen Auto-Liebe und E-Zweifel

Sebastian Henßler  —  

Eine Umfrage von Finn zeigt: E-Mobilität fasziniert viele, doch Skepsis und hohe Kosten bremsen die Mehrheit beim Umstieg aufs Elektroauto.