Verkehrsminister Scheuer warnt vor zu scharfen CO2-Vorgaben

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 2 min

Kurz bevor die EU-Kommission schärfere CO2-Ziele für Pkw vorlegen will, warnt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer vor zu harten Regelungen. „Man soll mutig sein in den Vorgaben, aber den Grundsatz des technisch Möglichen im Blick haben. Wir dürfen die Automobilindustrie in Europa nicht verlieren, weil sie sich sonst woanders niederlassen wird“, sagte der CSU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.

Wir dürfen nicht locker lassen beim Klimaschutz – aber nicht mit Verboten und Einschränkungen, sondern mit Innovationsförderung und Technologieoffenheit“, sagte Scheuer. Er sprach sich für einen verstärkten Einsatz synthetischer Kraftstoffe bei Autos mit Verbrennungsmotor aus, um den Wandel zu einem nachhaltigeren Verkehrssektor zu erleichtern.

Im Juni will die EU-Kommission für mehr Klimaschutz im Verkehrssektor Vorschläge für eine Verschärfung von Kohlendioxid-Grenzwerten vorlegen, darunter auch striktere Vorgaben für Stickoxide und andere Schadstoffe in der neuen Abgasnorm Euro 7, mit der manche Branchenvertreter bereits das faktische Aus des Verbrennungsmotors befürchten.

„Wir müssen uns modern und innovativ aufstellen“

Scheuer sagt, er wolle, dass die Autoindustrie eine Zukunft habe und dass „die Begeisterung für Mobilität“ erhalten bleibe. Das gelinge „nur mit Innovation“. Nur ein Ziel zu formulieren, ergebe „noch kein gutes Klima und keine gute Luft.“ Er wolle, dass die Autoindustrie eine Zukunft habe. „Wir müssen uns modern und innovativ aufstellen, auch mit strengen Vorgaben, die aber leistbar und umsetzbar sein müssen. Dann machen wir das Richtige.“ Warum Scheuer Elektroautos nicht als modern und innovativ ansieht, erklärte er leider nicht.

Mit seinem Diskussionsbeitrag übernimmt Scheuer im Grunde die Forderungen des Verbands der deutschen Automobilwirtschaft VDA. Die Opposition im Bundestag warf Scheuer deshalb eine falsche Nachgiebigkeit gegenüber der Autoindustrie vor. Der europäische Branchenverband ACEA fährt einen anderen Kurs als Scheuer und der VDA, und zeigte sich vor Kurzem offen für eine Verschärfung von Kohlendioxid-Grenzwerten. Diese solle aber gekoppelt werden an verbindliche Ausbauziele der EU-Staaten für Elektroauto-Ladesäulen und Wasserstofftankstellen.

Quelle: Süddeutsche Zeitung – Scheuer warnt vor zu scharfen EU-Regeln / Die Zeit – Kohlendioxid-Grenzwerte: Andreas Scheuer warnt vor zu scharfen Vorgaben für Autobranche

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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bergfex:

@panib: Da liegst Du aber jetzt ziemlich daneben. Natürlich können die Grenzwerte eingehaltn werden. Es geht doch mit SCR-Kat und Harnstofflösung. Das machen inzwischen alle Autohersteller mit ihren Dieselmotoren. Und die Technik ist nicht neu. Sie wurde bereits vor mehr als 20 Jahren von Siemens (natürlich mit kräftiger öffentlicher Förderung) entwickelt, kam aber anfangs nur in LKW zum Einsatz.

Die Betrügereien sind ausschließlich damit begründet, dass die Autohersteller die Kosten für den Einbau der SCR-Kats sparen wollten. Deshalb haben sie korrekte Werte bei Autos ohne SCR vorgegaukelt. Das kann man nun wirklich nicht der Politik anlasten. Was wahr ist, muss wahr bleiben…

panib:

Hat der Mann irgendwo gesagt, dass er eAutos ablehnt? Ich suche nicht nach…
Nur ein Wort:
Scheuer hat entgegen der pauschalen (CSU-) Schelte hier in den Kommentaren doch gar nicht so unrecht. Die Dieselschweinereien sind doch von Brüssel provoziert worden. Die klugen Herren dort haben unsinnig niedrige und von der Autoindustrie nicht zu bewerkstelligende Grenzwerte festgelegt und das Ergebnis kennen wir.

Bruford:

Hopfen und Malz verstehen sie was in Bayern

Jepp, so war es gemeint ;)

Matthias Geiger:

Herr Scheuer wird schon seit Jahren seinem Amt als Verkehrsminister nicht gerecht. Das Ministerium heißt nicht Autoministerium und wird nicht für die Lobbyarbeit für die Automobilbranche bezahlt. Gut, dass unsere deutsche Automobil Industrie dies so langsam auch erkannt hat. Spät aber noch nicht zu spät. Der Individualverkehr wird sich ändern, nicht jeder braucht ein Auto, das Carsharing, Leasing, Mietmodelle werden immer mehr kommen. Der Verbrennungsmotor auch mit synthetischen Kraftstoffen wird nur solange überleben, wie die Stromkosten künstlich hochgehalten werden. Bisher hat das Herr Peter Altmaier zusammen mit den großen Versorgern geschafft, wenn die Regenerativen von der Leine gelassen werden (Gestehungskosten von 3-6 Ct/kWh) wird die Elektromobilität und die Wasserstofftechnik sich durchsetzen.
China hat bereits jetzt schon z.B. VW mit den strengen Abgasnormen in Not gebracht. VW muss bei Tesla CO2 Zertifikate kaufen.
Bitte on VW und anderen deutschen Autobauern mehr vom ID3 und Mittelklasse- und Kleinwagen unter 30.000 Euro mit einer WLTP Reichweite von über 500 km. Dann setzt sich die E-Mobilität durch. In der Übergangsphase sollten PHEV mindestens 100 km rein elektrisch nach WLTP fahren, somit hat sich die PHEV SUV „Scheinstorry“ auch erledigt.

TITAN:

Die Amigos waren nie weg, man kann nur WARNEN vor der UNION, entweder wird Steuergeld großzügig verplempert und/oder gleich in die eigene Tasche umgeleitet!

Stefan:

Ja, von Hopfen und Malz verstehen sie was in Bayern ;-) Nur der Horst Seehofer toppt die „Nachhaltigkeit Intoleranz“ die unter Konservativen grassiert. Sorry, ich habe Armin Laschet vergessen.

Wolfbrecht Gösebert:

„… Blume wäre noch eine Steigerung, auch wenn man eine Steigerung von Scheuer kaum für möglich halten kann.“

Ok – dann hoffe ich mal, dass dieser Kelch an uns vorübergehen möge! :)

bergfex:

@Wolfgang Gösebrecht: Mir „schwant“ es ja auch nur. Ich sage nicht, dass es so kommt. Natürlich kann die Wahl so ausgehen, dass die CSU keinen Minister mehr stellt, aber wenn, dann wäre wohl Markus Blume als Verkehrsminister dran. Es war in letzter Zeit immer so, dass die Generalsekretäre Verkehrsminister geworden sind. Und Blume wäre noch eine Steigerung, auch wenn man eine Steigerung von Scheuer kaum für möglich halten kann.

Bruford:

Na ja, auch in der CDU regt sich was. Dort hat man gerade eine Untergruppe, die „KlimaUnion“ gegründet. Mit dabei ist der ehemalige ‚Grüne‘ und Tesla-Manager Philipp Schröder:

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/cdu-unternehmer-und-politiker-gruenden-klimaunion-a-ee68509e-267c-4060-8804-f0fc5a58e960

Ich halte ja an dieser Personalie meine Hoffnung mit einer hervorragenden Vita für ein ganz hohes Amt…:

https://de.wikipedia.org/wiki/Annalena_Baerbock

Stefan:

Oha. Der Herr Scheuer hat endlich gemerkt, daß er bald kein Minister mehr ist und er bereitet seinen Job als Autolobbyist oder in einem Aufsichtsrat vor. Nur interessiert es niemanden mehr, was er von sich gibt. Er hinterlässt eine schlechte Bilanz als Minister, der offenbar überfordert war. Oder die falschen Interessen vertreten hat.

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