Vergleichstest: Kia EV9 lässt deutsche Premium-SUV alt aussehen

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Kia

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

In der aktuellen Ausgabe 8/2024 vergleicht die Auto Zeitung drei große Elektro-SUV miteinander – und es geht nicht gut aus für die beiden deutschen Teilnehmer. Sowohl das Mercedes-Benz EQS SUV als auch der Audi Q8 e-tron ziehen gegen den Koreaner Kia EV9 im Vergleich den Kürzeren. Und das liegt auch, aber nicht nur daran, dass der Kia das mit Abstand günstigste der drei Fahrzeuge ist.

Konkret mit dem Kia EV9 AWD verglichen wurden dabei das Mercedes-Benz EQS SUV 450 4Matic sowie der Audi Q8 55 e-tron Quattro – also allesamt Allradversionen. Mit knapp 5,02 Metern Länge reiht sich der Kia dabei mittig ein, der Audi misst 4,92 Meter, der Mercedes stolze 5,13 Meter. Zwar ist aufgrund der drei Sitzreihen im Koreaner der Kofferraum ohne umgeklappte Sitze vergleichsweise gering, doch mit umgeklappten Rückbänken passt mit bis zu 2318 Liter einiges mehr hinein als in den kleineren Mercedes mit 2100 Litern.

Mit 300 kW (408 PS) ist der Ingolstädter am stärksten motorisiert, der Kia leistet 283 kW (385 PS), der Mercedes ist mit 265 kW (360 PS) am schwächsten bestückt. Dafür hat er mit 118 kWh den größten Akku an Bord, im Audi sind es 106 kWh, im EV9 „nur“ 96 kWh. Obwohl er das größte Fahrzeug ist, erzielt der Mercedes beim Test den niedrigsten Verbrauchswert mit 26,4 kWh, es folgt der Kia mit 28,7 kWh, am meisten Strom zog der Audi mit mehr als 30 kWh. Bei der Ladeleistung liegen alle drei Modelle mit 170 kW (Audi) bis 210 kW (Kia) dicht beieinander, auch wenn beim Kia die durchschnittliche Ladeleistung durch die 800-Volt-Technologie höher ausfallen dürfte. Lob gibt es für alle Beteiligten. „Alle drei bremsen angesichts ihrer hohen Massen erstaunlich gut“, stellen die Tester unter anderem fest.

Audi SQ8 e-tron
Audi

Ein bisschen besser, aber 56.000 Euro teurer

Dass die Zeiten, in denen Autos von Kia vor allem durch ihren vergleichsweise günstigen Preis von sich reden machten, offenbar vorbei sind, zeigt dann aber die Punktewertung. Die Rubriken „Karosserie“ und „Fahrdynamik“ entscheidet der Koreaner in diesem Dreikampf für sich, der Mercedes hingegen überzeugt bei „Motor/Getriebe“ und „Fahrkomfort“ am meisten. Der Audi muss sich ohne Rubrikensieg in der Eigenschaftswertung mit 2982 von 4000 möglichen Punkten und Rang drei begnügen. Der Kia wird mit 3079 Punkten Zweiter – und holt somit nur zehn Punkte weniger als der Mercedes.

Mercedes-Benz-Elektroauto-EQS-SUV
Mercedes-Benz

Da das EQS SUV in der getesteten Version allerdings mehr als 138.000 Euro kostet, der ebenfalls riesengroße Kia aber „nur“ etwas mehr als 82.000 Euro kostet, zieht der Koreaner durch einen eindeutigen Sieg in der Bewertung „Kosten/Umwelt“ noch am Stuttgarter vorbei. Der Audi holt mit einem Preis von knapp 94.500 Euro ebenfalls auf den Mercedes auf, bleibt aber am Ende mit 3233 von 5000 Punkten ein wenig abgeschlagen Dritter. Rang zwei geht an das EQS SUV mit 3317 Zählern, doch der Sieg geht in diesem Duell am Ende nach Korea. Der EV9 holt 3353 Punkte insgesamt.

Wie die Redaktion schreibt, sei dies gleichermaßen eine wortwörtlich dicke Überraschung wie ein verdienter Sieg: „Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist hier schlicht nicht zu schlagen.“ Der Mercedes könne zwar überzeugen, sei aber letztlich sehr teuer. Für 56.000 Euro mehr gibt es laut Testergebnissen schließlich nur ein minimal besseres Elektroauto. Der Audi sei mit seinem Facelift zwar fahraktiver geworden, könne aber bei diesem Vergleich letztendlich nicht mit den anderen beiden mithalten.

Quelle: Auto Zeitung (8/2024) – „Mit Starkstrom ins Oberhaus“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Gastschreiber:

Weiß nicht, was da geraucht wurde in dem Test. Klar, bei bestimmten Dinge, wo einfach mehr eben mehr Punkte gibt, schlägt die Größe des Kia einfach zu.
Ich bin in kurzer Zeit den Kia, den Audi als Vorfacelift und den EQE SUV gefahren. Ich gebe zu, ich stehe auf Komfort, auf Haptik und Qualitätsanmutung, mag bestimmte, eher konservative Bedienung und ein Auto, das eher wie ein Consierge agiert als dass ich zu viel selber sagen muss.
Kia punktet mit guten Sitzen, umfangreicher Ausstattung und Tasten am Lenkrad und natürlich Platz. Der Platz wird in der Stadt dann gleich zum Nachteil, die Breite und starke Unübersichtlichkeit sind ein Problem in unseren Städten. Komfort war ok. Bedienung, die schlechteste der drei Autos. Qualität, so lala, aber das Auto hat mit 2000km schon ziemlich mitgenommen ausgesehen an diesen schaumartigen Türfüllungen, da will ich nicht wissen, wie das bei Leasingrückgabe aussieht und bewertet wird.
Audi, punktet mit Tasten, für mich den besten Komfort. Assistenten funktionieren, sind m.E. aber nicht mehr auf Top Niveau. Der Leiseste im Vergleich ab Landstraßentempo. Zuverlässig an der Ladesäule, egal ob Sommer oder Winter.
Mercedes, beste Assistenten, super Sitze, genialer Wendekreis mit Allradlenkung, ein Auto das irgendwie mitzudenken scheint. Sensortasen finde ich nicht so prickelnd, funktionieren aber besser als diese Leiste im Kia. Manche Materialien passen nicht zu meiner Vorstellung. Günstigster im Verbrauch.
Von den Leasingkosten war der Kia der Teuerste! Auf Listenpreise sollte man keinen Vergleich aufbauen, wenn doch sehr viele die Autos geschäftlich nutzen oder leasen.

Smartino:

Der Vergleich hinkt gewaltig: Wer geht schon mit Designertaschen einkaufen?
Abgesehen davon: wenn die Designertasche nicht ein Mega-Logo drauf hat, merke ich nicht, dass es eine Designertasche ist. Und ich könnte sie nicht von einem Fake unterscheiden.
Selbst wenn mir jemand eine echte Designertasche unter die Nase hält, interessiert mich das nicht die Bohne.
(Ich erinnere mich an eine „Dame“, die ihre Gucci- oder Wasweissich-Edeltasche immer demonstrativ auf den Bartresen gestellt hat. Sie (die „Dame“) war einfach nur peinlich).

Smartino:

Oder verstärkt automatisieren, bei Herstellung und Vertrieb.

Gerd:

Jetzt müssen es Porsche, Mercedes und BMW nur noch schaffen, aus „Ansehen“ auch Absätze zu machen.
Wenn ein EQS in China in 2023 nur rund 100mal pro Monat verkauft wird, allein ein ET7 aber >3.000mal (im Oktober 2023)….liegt das vermutlich nicht nur an chinesischer Propaganda ;-)
p.s.: Die Zahlen stammen aus der Automobilwoche.

Und dann sei noch die Frage erlaubt, warum der EQS trotz Preissenkung um >30k€ in China so schlecht läuft. Und wie Mercedes damit jemals Geld verdienen will.

Yoyo:

…vor allem die Lohnkosten muss Mercedes senken. Sonst wird das nix.

Spiritogre:

Nein, Porsche, Mercedes und BMW liegen im Ansehen der Chinesen weit, weit vor den chinesischen Herstellern. Wenn Chinesen so einen Li oder was auch immer kaufen, dann aus politischen Gründen um vor der Partei gut auszusehen. Da reicht auch ein Blick auf die Verkaufszahlen, auch wenn die chinesische Propaganda was anderes suggeriert werden von den 100.000 Euro China-Autos nur winzige Stückzahlen verkauft.

Philipp:

Eigentlich ist das nicht mehr das Premiumsegment, sondern das Luxussegment. Es geht ja nicht nur um Größe, dann wäre das MX oder knapp der F150 auch dabei.

Und bei Luxus will man die Wahl haben, welcher Sitzbezug, welche Farbe das Interrieur hat und dabei nicht nur 2 Auswahlmöglichkeiten, optional ganz freie Fahrzeugfarbe, verschiedene Materialien für die Innenleisten, etc.

Nicht dass mich das irgendwo interessieren würde, ich will auch kein Fahrzeug in der Klasse, aber wenn ich >100k ausgeben würden, würde ich es nach meinen Vorstellungen haben wollen.

Diese Option bietet der EV9 nicht, der ist halt „nur“ Stangenware. Sehr sehr gute Stangenware, aber halt auch nicht mehr.

Gerd:

Rein deutsche Sichtweise. Der ehemalige, chinesische Mercedes-Käufer kauft inzwischen lieber Li oder XPeng.
Und die können auch 138k zahlen ;-)

Gerd:

Ich besitze zwar Einkaufstüten, aber keine Designertaschen. Diesen Vergleich kann ich also nicht mit eigener Erfahrung anreichern.
Was ich sehr wohl, durch Erfahrungen in der privaten wie beruflichen Flotte, selbst beurteilen kann: Mercedes ist seit mindestens 10 Jahren den Preis nicht mehr wert. Zumindest abseits von Leasingaktionen.
In einer anderen Liga spielt Mercedes nur noch beim Preis-/Leistungsverhältnis. Nämlich eine Liga tiefer als der Wettbewerb.

Gerd:

Den Benz-Nimbus gibt es maximal noch in Deutschland.
Wenn man die grundsätzliche Preissenkung des EQS in China (-30.000€) und aktuell die Preissenkungen für 2023er EQS in den US (-20.000$) auch vor dem Hintergrund der Zulassungszahlen sieht, scheint auch die Kundschaft das Preis/Leistungsverhältnis neu zu bewerten.
Und wie man am aktuellen EQS sehen kann, ist auch der Wertverlust „marktüblich“. Absolut betrachtet sogar größer als bei der Konkurrenz.
Leasing ist wieder eine eigene Welt, da waren alle im Artikel verglichenen Marken die letzten Jahre recht aggressiv, Kia in D z.T. zusammen mit dem ADAC. Gekauft werden diese Autos (in D) so gut wie nie.

Mercedes muss es auf Dauer jedenfalls schaffen, die Qualität zu erhöhen und die Kosten zu senken. Das wird noch sportlich.

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