Verbrennerdebatte: VDA schlägt Ladezwang für Plug-in-Hybride vor

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 2 min

Um das sogenannte „Verbrennerverbot“ in der EU ab 2035 aufzuweichen und der Autoindustrie mehr Spielraum bei der Transformation hin zu einer weitestgehend rein elektrischen Mobilität zu gewähren, haben Plug-in-Hybride zuletzt wieder mehr Zuspruch aus Wirtschaft und Politik bekommen. Aus Klimasicht allerdings vereinen die Teilzeitstromer nicht das beste aus zwei Welten – wie gerne postuliert –, sondern das schlechteste.

Die rein elektrischen Reichweiten von Plug-in-Hybriden reichen, wie bei den neuesten Modellen mit teils mehr als 100 Kilometern, zwar für die allermeisten Alltagsfahrten. Doch sei es aus Bequemlichkeit oder mangels eigener Ladestation werden die meisten Plug-in-Hybride vorrangig im Verbrennermodus bewegt. Das führt dazu, dass der reale CO2-Ausstoß auf der Straße fast fünfmal so hoch wie nach den offiziellen WLTP-Tests gemessen, wie eine aktuelle Auswertung von knapp 130.000 Fahrzeugdaten von Transport & Environment ergibt. Diese Schieflage ist schon länger bekannt, nicht umsonst fanden Plug-in-Hybride in der Verordnung zum „Verbrennerverbot“, das ab 2035 den Verkauf fossil betankter Neuwagen in der EU unter Strafe stellt, keine Berücksichtigung.

Nun kommt ein neuer Vorschlag von Hildegard Müller, Prä­sidentin des deutschen Lobbyverbands VDA, um Plug-in-Hybride auch nach 2035 verkaufen zu dürfen: Die EU sollte das elektrische Fahren „gezielt fördern“, sagte Müller der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS). Konkret schlägt sie vor, dass „regelmäßiges Laden verpflichtend ist“. Innerhalb einer noch festzulegenden Fahrstrecke müsste dann mindestens einmal die Batterie aufgeladen werden, erläutert die VDA-Chefin, andernfalls könnten die Hersteller über eine entsprechende Programmierung der Fahrzeugsoftware bewerkstelligen, dass etwa die Systemleistung verringert wird. Das soll Fahrer von Plug-in-Hybriden dazu „motivieren“, mehr Strecken rein elektrisch zurückzulegen und den Verbrenner nur ausnahmsweise bzw. für längere Strecken zu nutzen.

Ignoriert der Fahrer Warnhinweise, den Akku wieder aufzuladen, könnte die Systemleistung automatisch verringert werden. Eine Art Ladezwang also, ein durchaus überraschender Vorschlag aus dem Mund von Deutschlands oberster Autolobbyistin, kommentiert die FAZ. „Solche Maßnahmen fördern das elektrische Fahren gezielt“, sagt Müller.

Quelle: FAZ – Autolobby will Ladezwang für Hybridfahrzeuge

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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