Die Lithium-Ionen-Batterie gilt als Schlüsselelement für nachhaltige Mobilität. In einem Interview mit dem Fachmagazin Battery-News sprach Dr. Sarah Michaelis, Leiterin der Fachabteilung Batterieproduktion des deutschen Verbands der Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA), über die Chancen und Herausforderungen der Technologie und der deutschen Industrie in den kommenden Jahren.
„Die Elektromobilität bietet uns eine Chance auf nachhaltige Mobilität“, so Michaelis zu Beginn des Interviews. Aus klimarelevanter Sicht sei sie allerdings erst dann sinnvoll, „wenn der Strom aus entsprechend nachhaltigen Quellen kommt, sowohl in der Produktion wie auch im Betrieb.“ Deshalb sei es nun notwendig, „das große Ganze“ zu adressieren anstatt nur einzelne Bereiche. Im Wettbewerb und der Nachhaltigkeit werde es künftig „vor allem um Prozessverständnis gehen. Wenn es uns gelingt dieses Produktions-Know-How in der Volumenproduktion aufzubauen, haben wir die entsprechenden Firmen und Ingenieure, die das Wissen zielgerichtet in eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Fertigung umsetzen können“, so die Batterieexpertin.
Momentan allerdings fehle es „hier in Deutschland und Europa an Produktionswissen und Erfahrungen in der Serienfertigung von Batteriezellen“, deshalb auch die Forschungsfabrik in Münster, für welche eine „der großen Herausforderungen“ darin bestehen werde, „den Betrieb zu finanzieren.“
„Derzeit sind europäische Unternehmen stark von Batteriezellimporten abhängig. Bereits jetzt ziehen die Preise für Zellen am Markt an. Die meist asiatischen Zellhersteller werden zudem versuchen weitere Teile der Wertschöpfungskette wie die Modulmontage zu besetzen. Die eigene Batteriezellfertigung hat daher vor allem strategisches Gewicht und ist für den gesamten Standort wichtig.“ – Dr. Sarah Michaelis, Leiterin der Fachabteilung Batterieproduktion des deutschen Verbands der Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA)
Michaelis glaub „keinesfalls“, dass das Rennen gegen die asiatischen Platzhirschen schon verloren ist. „Ich bin mir sicher, dass in den letzten Jahren viel Know-How in allen wichtigen Branchen aufgebaut worden ist. Jetzt gilt es dies zu nutzen“, so die Expertin. Sie erhofft sich positive Effekte durch die Digitalisierung und Industrie 4.0-Konzepte.
In Sachen Festkörperbatterien, auch Solid-State Batterie genannt, zeigt sich Michaelis anders als einige andere Branchenvertreter recht zögerlich. Festkörperakkus bieten zwar „überzeugende Vorteile wie die höhere Energiedichte, Zyklenfestigkeit, die thermische Stabilität sowie die kürzeren Ladezeiten“, so die Expertin im Gespräch mit Battery-News. Die Hoffnung auf die neue Technologie „sollte allerdings nicht als Ausrede missbraucht werden, abzuwarten und nichts zu tun.“ Für Michaelis stehe „noch lange nicht fest, ob überhaupt und wenn ja wann ein disruptiver Wandel erfolgt.“
Außerdem sei die Lithium-Ionen-Batterie „noch nicht ausgereift und wird sich in den kommenden Jahren weiterentwickeln“, glaub die Batterieexpertin. „Die All-Solid-State Zelle wird sich in Kosten und Performance damit messen lassen müssen.“
Michaelis ist auch überzeugt davon, dass künftig Second-Use-Konzepte für eine Weiternutzung von Batterien nach ihrem Einsatz in einem Elektroauto immer wichtiger werden. Nach der ersten Nutzungsphase im Stromfahrzeug habe „die Batterie noch einen Wert, der sie für eine Zweitnutzung attraktiv macht.“ Deshalb hält sie „vor allem 2nd- aber ggf. auch 3rd-Use Anwendungen für eine sinnvolle und nachhaltige Option“ und geht davon aus, „dass sie zukünftig zum Lebens-Kreislauf einer Batterie dazugehören werden“.
Quelle: Battery-News – Dr. Sarah Michaelis: „Um im Batteriemarkt erfolgreich zu sein, werden wir den Mut brauchen, in neue Ideen zu investieren.“