VDB sieht „keine Konkurrenz zwischen Elektroantrieben und Biokraftstoffen“

Cover Image for VDB sieht „keine Konkurrenz zwischen Elektroantrieben und Biokraftstoffen“
Copyright ©

shutterstock / Lizenzfreie Stockfoto- Nummer: 1397482955

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 2 min

Derzeit stärkt die deutsche Politik vor allem den reinen E-Antrieb als Alternative zum Verbrenner und Diesel. Die Dienstwagenförderung wurde gestärkt und verlängert, der Umweltbonus (Kaufprämie) wird ebenfalls angehoben und verlängert und für einen Masterplan Ladeinfrastruktur hat man sich ebenfalls ausgesprochen. All dies um die selbstgesteckten Klimaschutzziele zu erreichen. Eine stärkere politische Berücksichtigung des Beitrags herkömmlicher Biokraftstoffe zum Klimaschutz wünscht sich der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB).

Im Interview mit AGRA-EUROPE stellte VDB-Geschäftsführer Elmar Baumann fest, dass das Klimapaket der Bundesregierung in dieser Hinsicht keine Impulse bringe. Fehlende preisliche Anreize für Biokraftstoffe führte er dabei als großes Manko auf, vor allem da er in puncto Klimaschutz durch regenerative Kraftstoffe noch Luft nach oben sieht. Hier besteht nach Baumanns Einschätzung wegen einer „kraftlosen Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II)“ sogar die Gefahr, dass diese bei einer nationalen Eins-zu-eins-Umsetzung zu einer Halbierung der Biokraftstoffmenge aus landwirtschaftlicher Biomasse führen würde.

Des Weiteren sieht er die Gefahr einer mittelfristigen „Kannibalisierung“ der Biokraftstoffe der ersten Generation durch fortschrittliche Biokraftstoffe und Elektromobilität, durch die Deckelung der Treibhausgas-(THG)-Quote. Seine Forderung sei vielmehr eine Anhebung der THG-Minderungsquote, um das 2030er Ziel des deutschen Klimaschutzplans für den Verkehrssektor zu erreichen.

Positiv hervorzuheben ist, dass Baumann die E-Mobilität nicht schlecht darstellt, sondern E-Antriebe und Biokraftstoffe auf eine Ebene hebt. Nach seinem Verständnis müssen Elektromobilität, fortschrittliche Biokraftstoffe und strombasierte Kraftstoffe vielmehr zur Erreichung der Klimaschutzziele die marktgängigen Biokraftstoffe ergänzen. Dabei sei es allerdings notwendig, dass man Biokraftstoffe aus landwirtschaftlicher Biomasse auf dem heutigen Niveau hält, um das Klimaziel überhaupt ernsthaft in Angriff zu nehmen. Für 2020 erwartet er zunächst ein deutliches Absatzplus. Damit die höhere THG-Quote erfüllt werden kann, wird es ihm zufolge sogar erforderlich sein, neben den üblichen Kraftstoffen B7, E5 und E10 weitere Biokraftstoffmengen in den Markt zu bringen.

Es wird sich zeigen müssen, ob Baumann recht behält. Denn Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, gab erst kürzlich zu verstehen, dass die Diskussion über Biokraftstoffe aus Pflanzen „von Anfang an in die Sackgasse geführt (habe). Schon mit einem einfachen Dreisatz lässt sich ausrechnen, dass die verfügbaren Anbauflächen nicht ausreichen.“

Quelle: topagrar.com – Baumann: Klimaschutzziele nur mit Biokraftstoffen erreichbar

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Nostradamus:

Nur kurz und klar:
1. Synthetische CO2 neutrale Kraftstoffe – JA!
2. Biokraftstoffe – NEIN!
Ackerland wird für die Nahrungsproduktion immer mehr nötig!

Jensen:

@Rohlf: Verbrennungsmotoren in Kraftfahrzeugen erreichen die von Ihnen genannten Wirkungsgrade. Aber eben weder dauerhaft und vor allem nur in extrem engen und kurzen Fenstern des Betriebs. Ein Gerät (Verbrennungsmotor) das seine „Stärken“ in der Produktion von Wärme hat und dies ja bei klassischen Heizungen im Hauskeller mit brauchbaren Wirkungsgraden auch liefert (alle negativen Begleiterscheinungen außen vor gelassen), kann und wird die Wirkungsgrade von Elektromotoren, die in der Regel beim Faktor 3 gegen- über dem Verbrennungsmotor liegen, nicht ansatzweise erreichen können. Apropos Heizkeller: Auf eine halbwegs aktuelle Wärmepumpe
(Luft/Wasser) trifft dies ebenso zu: 1 kWh Strom einsetzen und ca. min. das dreifache an Energie in Form von warmen Wasser nutzen können, abgaslos obendrein.

Alex:

Respekt, der Gedanke gefällt mir !

Michael.O:

Zur Zeit Arbeitet man daran den Wirkungsgrad bei Bio Diesel auf 60 % zu steigern. Als Rohstoff werden Abfall oder Reste der Pflanzenölraffenerie verwendet.
In Kanada stellt eine Firma E Fuel aus CO2 und Wasser her. Das ist heute schon zu Konkurrenzfähigen Preisen möglich.
Auch in Deutschland gibt es bereits Öko Diesel. Dieser wird aus CO2 aus der Luft und Wasser hergestellt. Dieser Kraftstoff ist frei von Schwefel und Aromen. Der Wirkungsgrad bei dem ganzen Prozess liegt bei 70 %.
Im Moment werden zwei Anlagen in Niedersachsen gebaut.
Ein weiter Schritt die Mobilität neu Aufzustellen.

Rohlf:

Na ja, Benziner haben einen Wirkungsgrad von ca. 35% und Diesel liegt bei ca. 40%.Nur mal so zur Richtigstellung.

Jürgen Baumann:

Als Kraftstoff macht das keinen Sinn bei den lausigen Wirkungsgraden von um die 20% der Verbrenner. Dann schon eher als Brennstoff für die Gebäude-Heizung. Kombiniert als BHKW für die Stromerzeugung kann man um die 90% heraus holen. Und elektrisch fahren.

Realist:

Die Vorstellung von riesigen, chemieverseuchten Energiemaisfeldern ist gruselig.

Michael.O:

Danke Christian, dem kann ich so beipflichten. Jeder Ansatz ist willkommen und sollte seine Chance bekommen…

Christian Krippenstapel:

Sorry, aber das ist Unsinn!
Biokraftstoffe sind die bei weitem eleganteste Methode, Sonnenergie für die Energiegewinnung und vor allem für die Mobilität nutzbar zu machen. Eine Konkurrenzsituation zur Nahrungsmittelproduktion besteht übrigens auch nicht, weil Nahrungsmittel reichlich und billig verfügbar sind.
Das Problem ist vielmehr, dass es leider viele Menschen gibt, die sie sich trotzdem nicht leisten können, weil wir ihre Existenz mit unseren billigen Nahrungsmittelüberschüssen, die wir in alle Welt exportieren, ruiniert haben. Gerade für die wäre die Produktion von Energiepflanzen eine hochwillkommene Alternative – wenn wir sie denn in unseren Markt ließen!
Die E-Mobilität hat sicher ihre Existenzberechtigung, vor allem im städtischen Bereich und auf Kurzstrecken, aber man tut ihr bestimmt keinen Gefallen, wenn man sie mit unerfüllbaren Erwartungen z.B. für den Fernlastverkehr überfrachtet und eine Art „Ausschließlichkeitsanspruch“ durchsetzen will, indem man gegen Biokraftstoffe polemisiert. Beides hat seine Existenzberechtigung.

Christian Krippenstapel:

Bitte nicht wieder die unsägliche „Tank oder Teller?“-Diskussion hochkochen, denn die entbehrt jeder Grundlage!
Der Gedanke, Rapsöl direkt oder in Form von Biodiesel als Treibstoff zu verwenden kam ja überhaupt nur deswegen in die Welt, weil man mit dem „Doppel-Null Raps“ endlich eine Feldfrucht in die Hand bekam, mit der man das ökologisch verheerende Soja-Schrot als Kraftfutter und die Zuckerrübe ersetzen konnte, deren Zucker ohne massive Subventionen niemals konkurrenzfähig sein würde.
Dabei fielen aber große Mengen Rapsöl als Abfallprodukt an, das im Nahrungsmittelmarkt beim besten Willen nicht unterzubringen war. Darum ging man dazu über, den Überschuss als Treibstoff anstelle von Mineralöldiesel zu verwenden. Ein kluges Konzept, das aus gutem Grund auch mal steuerlich begünstigt wurde – leider nicht lange!
Davon abgesehen wird Biodiesel mittlerweile ohnehin zumgrößten Teil aus UCO („used cooking oil“) hergestellt, das einen ausgezeichneten THG-Index hat.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Porsche Cayenne Electric: Der neue Maßstab?

Porsche Cayenne Electric: Der neue Maßstab?

EAN Redaktion  —  

Bei einer ersten Ausfahrt darf der Elektro-Cayenne zeigen, was er kann. Und wir stellen erfreut fest: Endlich mal wieder ein Porsche fürs Grobe.

Cover Image for Grünen-Politiker fordert gezielte E-Auto-Förderung für ländliche Regionen

Grünen-Politiker fordert gezielte E-Auto-Förderung für ländliche Regionen

Michael Neißendorfer  —  

Menschen auf dem Land seien stark aufs eigene Auto angewiesen, während Menschen in Großstädten auch gut ohne vorankommen, so der Grünen-Abgeordnete Kellner.

Cover Image for Porsche fokussiert Batterieaktivitäten auf Zell- und Systementwicklung

Porsche fokussiert Batterieaktivitäten auf Zell- und Systementwicklung

Michael Neißendorfer  —  

Eine eigene Fertigung von Batteriezellen verfolgt Porsche aus Volumengründen und fehlenden Skaleneffekten nicht weiter.

Cover Image for Lyten muss nach Northvolt-Übernahme Investoren überzeugen

Lyten muss nach Northvolt-Übernahme Investoren überzeugen

Tobias Stahl  —  

Nach der Übernahme des insolventen Batterieherstellers Northvolt muss Lyten die nächste Herausforderung meistern: Autobauer zur Rückkehr zu überzeugen.

Cover Image for Kia-Europachef: „Wir halten am E-Auto-Kurs fest“

Kia-Europachef: „Wir halten am E-Auto-Kurs fest“

Michael Neißendorfer  —  

Kia bleibt auf E-Auto-Kurs: Bis 2030 will die zum Hyundai-Konzern gehörige Marke 15 Elektroauto-Modelle im Angebot haben und am Verbrenner-Ende nicht rütteln.

Cover Image for Vision O: Škoda zeigt erste Bilder seines künftigen Innenraumdesigns

Vision O: Škoda zeigt erste Bilder seines künftigen Innenraumdesigns

Michael Neißendorfer  —  

Nach ersten Exterieur-Andeutungen vor wenigen Wochen hat Škoda nun auch die ersten Details zum Innenraum des Konzeptfahrzeugs Vision O enthüllt.