VDA: Automobilzulieferer verschieben Investitionen ins Ausland

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Eine aktuelle Umfrage des Verbands der Automobilindustrie (VDA)* zeigt, dass 82 Prozent der deutschen Automobilzulieferer und mittelständischen Hersteller von Anhängern, Aufbauten und Bussen in diesem Jahr ihre Investitionen in Deutschland verschieben, ins Ausland verlagern oder komplett streichen wollen. Diese Umfrage, die im Mai unter 143 Mitgliedsunternehmen durchgeführt wurde, verdeutlicht die besorgniserregenden Trends in der Branche.

„Immer mehr Unternehmen des automobilen Mittelstandes planen, Investitionen ins Ausland zu verlagern. Für Berlin muss diese Entwicklung gleichermaßen Warnsignal wie Weckruf sein. Die Bundesregierung muss aufpassen, dass das industrielle Netzwerk, das den Wirtschaftsstandort Deutschland ausmacht, keinen Schaden nimmt“, so VDA-Präsidentin Hildegard Müller zu den Ergebnissen der Umfrage. Aus ihrer Sicht heißt es künftig „Weniger reden, konsequenter handeln“. Dies sollte sich in wettbewerbsfähigen Energiepreisen, schnellen Planungs- und Genehmigungsverfahren, sowie einem wettbewerbsfähigen Steuer- und Abgabensystem äußern.

Zurück zu den Ergebnissen, diese zeigen, dass fast zwei Fünftel der Unternehmen eine Verlagerung ihrer Investitionen ins Ausland planen. Diese Zahlen stellen einen neuen Höchstwert seit Januar 2023 dar, als die monatliche Umfrage erstmals durchgeführt wurde. Zu den bevorzugten Verlagerungszielen gehören andere EU-Länder, Asien und Nordamerika. Zudem haben 32 Prozent der Unternehmen vor, Investitionen zu verschieben, während 13 Prozent sie ganz streichen wollen. Nur 17 Prozent halten an ihren Investitionsplänen in Deutschland fest und lediglich ein Prozent plant, mehr in Deutschland zu investieren.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) arbeiten derzeit an einem Konzept für eine „Wirtschaftswende“. Dieses Konzept soll am 3. Juli gemeinsam mit dem Bundeshaushalt 2025 vom Kabinett verabschiedet werden. Man darf gespannt sein, ob die geplanten Maßnahmen ausreichen werden, um die Standortnachteile Deutschlands zu kompensieren.

Bürokratie bremst Automobilindustrie massiv aus

83,3 Prozent der befragten Unternehmen geben an, durch Bürokratie stark oder sehr stark belastet zu sein. Damit ist sie – wie bereits bei der letzten Umfrage im Oktober 2023 – Herausforderung Nr. 1 für den automobilen Mittelstand. Dieser Wert ist seit Januar 2023 kontinuierlich gestiegen. Zudem sind 86 Prozent der Automobilzulieferer der Ansicht, dass das geplante neue Bürokratieentlastungsgesetz der Bundesregierung keine signifikante Wirkung haben wird. Müller betonte, dass die Regierung zwar einen richtigen Schritt mache, jedoch beim Abbau der Melde- und Informationspflichten „weit hinter den Erwartungen zurück“ bleibe.

„In puncto Bürokratie ist der automobile Mittelstand an der absoluten Belastungsgrenze, aber den Unternehmen wird immer mehr aufgebürdet. Hier muss die Politik endlich gegensteuern. Zudem müssen Maßnahmen zum Bürokratieabbau deutlich stärker als bisher auch den industriellen Mittelstand berücksichtigen“, so Arndt G. Kirchhoff, Vorsitzender des Beirats der Kirchhoff Gruppe und VDA-Vizepräsident.

Weitere Herausforderungen für die Branche sind hohe Abgaben und Steuern (65 Prozent), die hohen Strompreise (62 Prozent) sowie die Gaspreise (50 Prozent). Die Höhe der Energiekosten bleibt eine zentrale Herausforderung, weshalb Müller mehr politische Maßnahmen zur Senkung der Strompreise für die Industrie fordert. Der Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel ist ein weiteres großes Problem für die Branche. Mehr als zwei Drittel der Automobilbetriebe sind davon betroffen, und 52 Prozent der Unternehmen haben Schwierigkeiten, den Fachkräftebedarf kurz- und mittelfristig zu decken. Um dem entgegenzuwirken, setzen die Unternehmen vor allem auf eigene Ausbildungsprogramme.

Obwohl die zunehmenden Handelskonflikte weltweit eine Sorge darstellen, erkennen die Unternehmen auch weiterhin viele Vorteile des Standorts Deutschland. Dazu zählen das industrielle Netzwerk, die duale Ausbildung, die Infrastruktur und die politische Stabilität.

Quelle: Rheinische Post – 37 Prozent der Automobil-Zulieferer wollen Investitionen ins Ausland verlagern / VDA – Automobiler Mittelstand: Mehr als jedes dritte Unternehmen plant Investitionsverlagerung ins Ausland


* Die Umfrage wurde vom 3. Mai bis 16. Mai durchgeführt. Es haben sich 143 Unternehmen beteiligt. Damit liegen dem VDA repräsentative Aussagen zur aktuellen Lage und den Perspektiven der Automobilindustrie vor.ussen (Herstellergruppe II) seit dem Frühjahr 2020 regelmäßig durchführt.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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pionierska:

Sehr kurzsichtig. Soziale Tätigkeiten haben keine Wertschöpfung. Ohne Werte kein Gewinn. Ohne Gewinn kein Wohlstand. Ohne Wohlstand keine sozialen Wohltaten.

Philipp:

Wenn man sich die Erwerbstätigenzahl in Deutschland bis 2060 ansieht, dann sinkt die um 5-7Mio einfach als Folge der Demographie. Es gehen mehr in Rente als aus Schulen nachkommen.

Diese Arbeitskräfte sind dann weg, futsch, nicht mehr da.

Einen Teil wird durch Zuzug kompensiert, aber Erstens ist die Überalterung ein globales Thema – somit ist das Potential auch schrumpfend und Zweitens wollen manche Parteien keinen Zuzug, ganz im Gegenteil. Wir sind nicht mehr so attraktiv für Zuzug oder Gastarbeit.

Und: Wir exportieren weiterhin zu viel. Es ist ungesund dauerhaft so hohe Exportüberschüsse zu generieren.

Daher habe ich Schwierigkeiten jedem schlechtbezahltem Arbeitsplatz hinterherzujammern, insbesondere wenn er im verarbeitendem Gewerbe ist. Denn parallel zum Rückgang der Anzahl der Arbeitenden, steigt der Bedarf in sozialen Berufen.

Also: So what?

Tom62:

Krokodilsträne? .

Robert:

Seit Jahren wird vom Bürokratieabbau und steuersenkungen geschwafelt passiert ist aber gar nichts ganz im Gegenteil es wird immer mehr kenne eine Pflegerin die sagte mir schon vor 10Jahren das 50% ihrer Arbeit aus Bürokratie besteht anstatt die alten Menschen zu pflegen das ist doch Problem von ganz Deutschland also meine forderung Abbau von mind. 70% der Bürokratie und mind. 10% Steuersenkungen für alle ohne die üblichen linke – rechte Tasche Politik dann kann es mit Deutschland wirtschaftlich wieder aufwärts gehen Abschaffung aller unnötigen Subventionen, Steuergerechtigkeit usw.

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