VDA-Chefin: Mobilität darf kein Privileg für Reiche sein

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Wolfgang Plank
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  —  Lesedauer 2 min

VDA-Präsidentin Hildegard Müller hat vor den Folgen steigender Spritpreise und einem zögerlichen Ausbau bei der E-Mobilität gewarnt. Gegenüber der Bild-Zeitung sagte Deutschlands oberste Auto-Lobbyistin, die Hersteller wollten beweisen, dass sich Wachstum, Wohlstand, Arbeitsplätze und Klimaschutz nicht widersprechen. Die Konzerne würden massiv in den Umbau ihrer Werke und alternative Antriebe investieren. „Ich erwarte, dass die anderen auch ihre Hausaufgaben machen.

Müller beklagte in dem Interview, die Verkehrsdebatte sei in Deutschland „extrem aufgeheizt“. Es gebe Nichtregierungsorganisationen, die für sich in Anspruch nähmen, für die Gesamtgesellschaft zu sprechen. Tatsächlich argumentierten sie aber häufig aus einer sehr privilegierten Perspektive heraus. „Da ist etwas aus der Balance geraten – und davor kann ich nur warnen“, wird Müller zitiert. „Der Klimaschutz darf unsere Gesellschaft nicht spalten.

Es fehle leider oftmals an der Bereitschaft, die unterschiedlichen Lebensumstände der Menschen anzuerkennen, so die Verbandschefin. Stadtbewohner dürften den Menschen auf dem Land nicht diktieren, wie sie zu leben haben. Gerade diese hätten ein Recht auf die Fahrt im eigenen Auto – insbesondere dort, wo es kein ausreichendes Angebot im öffentlichen Nahverkehr gebe. Mobilität dürfe kein Privileg für Reiche werden.

Beim Benzinpreis kämen viele Menschen an eine Belastungsgrenze. Auch der Strompreis sei zuletzt auf immer neue Höchststände geklettert. Dieser Trend verteuere auch die Mobilität und belaste vor allem Menschen mit kleinen Einkommen. Die Bundesregierung sollte daher ihr Steuermodell überprüfen. Es seien schließlich Steuern und Abgaben, die den Großteil der Sprit- und Energiepreise ausmachten, so Müller. Die hohen Preise würden auch für die deutsche Autoindustrie einen großen Wettbewerbsnachteil bedeuten. Wer die 800.000 Jobs dort gefährde, setze den Wohlstand des Landes aufs Spiel.

Die VDA-Präsidentin beklagte zum widerholten Male den schleppenden Ausbau des Ladenetzes. Statt der benötigten 2000 neuen Ladepunkte pro Woche würden aktuell nur etwa 300 aufgestellt. Für den Energie-Wandel müssten jetzt alle „die Ärmel hochkrempeln„. Mit Blick auf Lieferengpässe als Folge von Corona mahnte Müller zudem eine aktivere Außenpolitik an. Diese müsse sich für Rohstoff- und Handelsabkommen einsetzen, um die Versorgung für die Zukunft zu sichern.

Quelle: Bild – „Klimaschutz darf unsere Gesellschaft nicht spalten

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.

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Nick8888:

Sehe ich genauso. Auf dem Land gibt es kein Platzproblem und weniger Luftverschmutzung. Da sollen die Menschen gerne weiter privat mit PKW jeden Meter fahren. Die Städte gehören aber den Menschen und nicht den Autos. Hier gibts genug Alternativen zum privaten PKW. Gilt aber ebenfalls für private ePKW. Die stinken zwar nicht, nehmen aber genauso viel Lebensraum weg.

Daniel W.:

In dem Ort, in dem ich wohne, war vor etlichen Jahrzehnten eine Umgehungsstrasse geplant, um die Pkws und Lkws des Durchgangsverkehrs aus der Ort raus zu halten. Aber dann wurden die Flächen der Umgehungsstrasse zu Bauplätzen und viele Jahrzehnte brauste der Verkehr mit Tempo 50 durch den Ort.

Vor einigen Jahren wurde in der Ortsmitte Tempo 30 eingeführt und seither ist es viel ruhiger, obwohl noch reichlich Verkehr durch den Ort fährt. Lkws nutzen die Strecke als Abkürzung, um von einer Bundesstrasse zu einer anderen Bundesstrasse zu kommen, auf dem Weg Richtung Autobahn.

Jetzt sind „Die Grünen“ in Deutschland mit in der Regierung und können 4 Jahre lang zeigen, ob sie es mit den verkehrberuhigenden Städten und der Verlagerung von Gütern auf die Schiene ernst meinen.

TITAN:

Da wird mal wieder typisch D, mobilität = AUTO gefordert, aber das ist doch der Irrwitz des Jahrhunderts! Wenn ich an all die Städte OHNE Blech im Zentrum denke – Lebenqualität pur, da mag ich schon gar nicht mehr in deutsche Städte (Blechwüsten) rein!

Daniel W.:

Ein Auto auf dem Lande ist natürlich bequem, ohne Blick auf Abfahrtszeiten und Haltestellen, ohne Lasten schleppen und ohne fremde Leuten ganz privat unterm eigenen Blechdach ist eine feine Sache.

Ein größeres Auto ist bequemer, da man allen möglichen Krimskram ständig mitführen kann. Und das „Prestige“, das einige Leute brauchen, steigt mit der Größe und Ausstattung der Fahrzeuge auch.

Seit ich nicht mehr zur Arbeit fahren muss, keine Gartengeräte, Fallobst o.ä. transportieren muss, ist das Auto für mich entbehrlich geworden, denn der Supermarkt und vieles andere ist im Ort verhanden oder bequem online bestellbar und dabei sogar noch günstiger.

In der Zukunft kann ich mir gut vorstellen, dass bei gut ausgebauten Radwegen bzw. Radstrassen, das Auto zum großen Teil in der Stadt und in stadtnahen Gebieten, wenn es nicht zu hügelig ist, durch überdachte, autoähnliche Pedelecs für Personen- und Lastentransport ersetzt wird.

Beim Umweltschutz spielen auch die Resourcen eine große Rolle. Wenn keine 2 Tonnen (oder mehr) an Fahrzeug-Leergewicht produziert und bewegt werden müssen, dann braucht man nur noch einen Bruchteil an Stahl, Aluminium, Kunststoffen, Batterien usw., auch die Transportmengen dieser Materialien sinken drastisch und es wird viel weniger fossile Energie und Ökostrom gebraucht – weniger ist mehr.

Wolfbrecht Gösebert:

„Was ich ihnen aber abspreche, ist dass Recht […], mit dem Auto […] soweit in die Stadt zu fahren zu können, dass man nur noch aus dem Wagen fallen muss und man ist da.“

Sag ich ja seit langem … :)
Erst einmal einfach (Verbrenner-) Einfahrverbote in Stadtzentren (zeitlich, nach Größe, Gewicht, Personenzahl oder wie auch immer definiert …) einrichten und das innerstädtische Park- und Stinker-Problem ist erstmal für längere Zeit gelöst –> ggf. später nachschärfen … :P

Olli:

Landbewohner haben sicherlich das Recht, in ihrem Lebensumfeld mobil zu sein. Was ich ihnen aber abspreche, ist dass Recht, schön auf dem Land zu wohnen – und dann mit dem Auto zum Arbeiten, für Shopping und Vergnügung soweit in die Stadt zu fahren zu können, dass man nur noch aus dem Wagen fallen muss und man ist da. Zukünftig müssen die Städte vom Pendelverkehr deutlich entlastet werden.

Johannes:

Jetzt fordert sie schon ein Recht aufs Auto. Ein Bedingungsloses Grundauto für jeden, damit bekommt man noch den letzten Radweg zugeparkt.

Anonymous:

Wie verzweifelt jemand ist, zeigt sich schon daran, welches Sprachrohr sie benutzt.
Dieses Sprachrohr spiegelt jedoch auch sehr gut Frau Müllers Glaubwürdigkeit ;-)

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