Die IAA Mobility 2025 versteht sich nicht mehr nur als Automobilausstellung, sondern als Plattform für ganzheitliche Mobilität. Im exklusiven Gespräch mit Elektroauto-News erläutert Jürgen Mindel, Geschäftsführer des VDA, wie sich die Messe in den vergangenen Jahren verändert hat – hin zu einem Ort, an dem Autoindustrie, Politik, Forschung und Gesellschaft zusammenkommen.
Mindel betont, dass das Auto nach wie vor die tragende Säule der IAA bleibt, sich aber stärker in ein vernetztes Mobilitätssystem einfügt. Er erklärt, wie Formate wie der Open Space in der Münchner Innenstadt oder der Summit auf dem Messegelände diesen Anspruch unterstreichen. Zudem geht er auf die wachsende internationale Ausrichtung der Messe ein und zeigt, welche Rolle München dabei als globaler Knotenpunkt für Innovation und Austausch übernimmt.
VDA: „Wir wollen nicht nur Größe, sondern vor allem Relevanz zeigen“
Sebastian Henßler, Herausgeber Elektroauto-News: Die IAA Mobility hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt – weg von einer reinen Automobilausstellung hin zu einer Plattform für ganzheitliche Mobilität. Wie definieren Sie heute den Kern der IAA und welche Bedeutung hat dieser Wandel für den VDA?
Jürgen Mindel, Geschäftsführer VDA: Das Auto ist die tragende Säule der IAA Mobility und dafür sind Hersteller und Zulieferer gemeinsam entscheidend. Gleichzeitig ist es Teil eines Mobilitätssystems, das wir bewusst ganzheitlich angehen. Mit- statt gegeneinander, vernetzt und gemeinsam.

Insgesamt wird die Mobilität der Zukunft auch ein neues Miteinander der Verkehrsmittel bringen – genau das, was wir auf der IAA Mobility zeigen und erleben werden. Das Motto der IAA Mobility lautet ja „It’s All About Mobility“ und zeigt den Geist dieser Veranstaltung. Denn jeder von uns nimmt jede Rolle ein: Jeder ist Fußgänger, Zugfahrer, Radfahrer, Busfahrer, Autofahrer, U-Bahn-Fahrer, Scooter-Fahrer oder Flugzeug-Passagier… Jede Form der Mobilität wird gebraucht und ist unverzichtbar. Wir können uns nicht erlauben, Interessen gegeneinander auszuspielen.
Mit dem Open Space, dem Summit und der Conference vereint die IAA verschiedene Formate. Wie zahlt dieses Konzept auf den Anspruch ein, Industrie, Politik, Forschung und Gesellschaft miteinander ins Gespräch zu bringen?
Nur wenige Veranstaltungen bündeln wirtschaftliche Kraft, gesellschaftliche Debatten und Zukunftsvisionen so konsequent wie die IAA Mobility. Vom 9. bis 14. September verwandelt sich die bayerische Landeshauptstadt zum nunmehr dritten Mal in eine globale Bühne für Mobilitätsinnovationen. Gemeinsam mit unseren zahlreichen Partnern und Ausstellern setzen wir von hier aus ein klares Zeichen des Aufbruchs, der Stärke und der Zuversicht. Dabei setzen wir auf Dialog und auf Fortschritt durch Innovation.

Um sowohl Expert:innen als auch die allgemeine Bevölkerung zu adressieren, findet die IAA erneut an zwei unterschiedlichen Orten in München statt, da die beiden Zielgruppen B2C und B2B räumlich voneinander getrennt sind: Auf dem IAA Open Space in der Münchner Innenstadt erreichen die Aussteller das breite Publikum (B2C). Hier werden zukunftsfähige Mobility-Lösungen kostenlos für alle erlebbar gemacht. Neben zahlreichen Möglichkeiten, Mobilitätsinnovationen direkt auszuprobieren und zu erleben, stehen hier außerdem Austausch und Dialog im Fokus. Übrigens: Der IAA Open Space ist die größte Innenstadtveranstaltung Deutschlands.
Auf dem Gelände der Messe München wird das Fachpublikum (B2B) adressiert. Der IAA Summit inklusive der IAA Conference bringt alle wichtigen Entscheiderinnen und Entscheider aus der Mobilitätsbranche zusammen. Sie bespielt die Vernetzung von Mobilitäts- und Tech-Themen. Auf dem Messegelände geht es um Business und Wissensaustausch, um Partnerschaften und Visionen, vor allem auch für Sie als Journalisten.
Mehr als die Hälfte der Aussteller kommt inzwischen aus dem Ausland. Was bedeutet diese Entwicklung für den internationalen Stellenwert der IAA und für den Standort München?
Die IAA Mobility 2025 ist so international und dynamisch, wie nie zuvor: Ein Rekordanteil von weit über 50 Prozent ausländischen Ausstellern und die Tatsache, dass mehr als ein Drittel aller Aussteller zum ersten Mal dabei sind, unterstreicht ihre globale Anziehungskraft.
Es sind insgesamt 38 verschiedene Länder vertreten. 68 Prozent der internationalen Aussteller stammen aus Asien. Diese Entwicklung unterstreicht den Anspruch der IAA Mobility, das global führende Branchenevent zu sein, und verschafft München eine starke Rolle als internationales Zentrum für Mobilität und Innovation, als europäischer Knotenpunkt für die globale Mobilitäts- und Technologiedebatte.

Durch die internationale Vielfalt steigt die Vielfalt an Innovationen, Trends und Technologien, die präsentiert werden. Damit erhöht sich die Strahlkraft der IAA auch im globalen Wettbewerb gegenüber anderen Leuchtturmveranstaltungen.
Insgesamt gilt: Die Begeisterung, mit der das Konzept angenommen wird, die Zufriedenheitswerte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer – das alles ist maximal ausgeprägt und freut uns sehr. Das merkt man daran, dass sie sehr gerne wiederkommen, dass immer mehr neue dazukommen – oder zurückkommen.
Welche Trends erwarten Sie bei europäischen und chinesischen Herstellern auf der IAA Mobility 2025, und wie verändert sich aus Ihrer Sicht das Kräfteverhältnis auf dem globalen Mobilitätsmarkt?
Die Besucher dürfen sich auf ein wahres Feuerwerk an Innovationen freuen: herausragende Ingenieurskunst und höchste Qualität treffen auf digitale Zukunftsthemen wie Software-Defined Vehicle, Connectivity, Internet der Dinge und autonomes Fahren, um nur einige Highlights zu nennen. Und: Vor der Konkurrenz müssen wir uns nicht verstecken. Wir nehmen den Wettbewerb an und daher auch die neuen Herausforderer ernst. Aber auch hier hilft ein Blick auf die Zahlen. Auf jedes chinesische Auto in Deutschland kommen 142 deutsche Autos, die in China verkauft werden. Unsere Hersteller und Zulieferer sind einzigartig, was ihre Innovationskraft angeht – und das werden sie auch wieder in München zeigen.
Welche Erwartungen haben Sie an Besucherzahlen, Resonanz und die internationale Wahrnehmung der IAA Mobility in diesem Jahr?
Endlich etwas, auf das wir uns alle freuen – und wo unsere Industrie eindrucksvoll zeigen wird, dass wir Weltspitze sind. Ich freue mich auf eine tolle Zeit in München: Besonders das Open-Space-Konzept in der Innenstadt ist einzigartig!
Welche Kriterien sind für Sie ausschlaggebend, um die IAA Mobility 2025 als Erfolg zu bewerten – und inwiefern unterscheiden sich diese von klassischen Kennzahlen wie Besucherzahlen oder Ausstellerstatistiken?
Das ist eine sehr gute Frage – gerade, weil eine Veranstaltung wie die IAA Mobility nicht alleine durch klassische Metriken wie Besucherzahlen oder Ausstellerstatistiken gemessen werden kann. Neben harten Kennzahlen gewinnen qualitative und strategische Erfolgsfaktoren zunehmend an Bedeutung.

Während Besucher- und Ausstellerzahlen in erster Linie die Quantität messen, rücken heute auch die Qualität der Interaktion, die Schubkraft einzelner Innovationen, die Wirkung auf Diskurse und die nachhaltige Positionierung in den Vordergrund. Unser Erfolg soll nicht nur allein in der Größe gemessen werden, sondern vielmehr noch in der Relevanz. Und da können wir bisher mehr als zufrieden sein.