Aktuell berät die Bundesregierung die Inhalte für eine nationale Wasserstoffstrategie, die den Rahmen für den Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft bis 2030 und darüber hinaus setzen soll. Um falsche Weichenstellungen zu vermeiden, fordert der ökologische Verkehrsclub VCD in einem offenen Brief (hier als PDF) die Bundesministerinnen und -minister für Umwelt, Verkehr, Wirtschaft und Forschung sowie das Bundeskanzleramt dazu auf, für die Produktion von Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen auf Wasserstoffbasis – sogenannten E-Fuels – strenge Nachhaltigkeitskriterien zu entwickeln. Wasserstoff solle zudem nur dort zum Einsatz kommen, wo die direkte Stromnutzung nicht möglich ist.
„Wasserstoff ist nur dann eine umweltfreundliche Option, wenn für die Produktion ausschließlich Ökostrom verwendet wird. Dafür müssen zusätzliche Ökostrom-Kapazitäten aufgebaut werden, damit er nicht an anderer Stelle fehlt. Anderenfalls verursacht Wasserstoff höhere CO2-Emissionen als die fossilen Energieträger, die ersetzt werden sollen. Notwendig ist: erneuerbare Energien ausbauen und der direkten Stromnutzung, etwa bei E-Autos, Vorrang geben.“ — Kerstin Haarmann, VCD-Bundesvorsitzende
Vergleicht man die Effizienz von Wasserstoffantrieben mit der von Elektroautos, schneiden letztere deutlich besser ab. So benötigt ein Fahrzeug, das mit E-Fuels betankt wird im Vergleich zum batterieelektrischen Auto für die gleiche Strecke fünfmal mehr Energie, beim Brennstoffzellenauto sind es immer noch rund zweieinhalb Mal mehr. Synthetische Kraftstoffe kommen vor allem für den Flugverkehr in Frage, da elektrisches Fliegen in absehbarer Zukunft nicht möglich sein wird. Auch der Schiffsverkehr soll auf diese Weise nachhaltiger werden.
Völlig absurd ist aus Sicht des VCD, wenn Wasserstoff weiter wie bisher aus Erdgas produziert werden soll, wofür zusätzliche Erdgasimporte nötig würden. Zum einen sei Erdgas ein fossiler Energieträger und zum anderen würde man so neue Abhängigkeiten produzieren, kritisiert der VCD. Regenerativ erzeugter Wasserstoff soll künftig vor allem in der Chemie-, Stahl- und Zementindustrie eingesetzt werden, deren Prozesse einen hohen Energieeinsatz erfordern. Entsprechend müssen hier die technologischen und forschungspolitischen Rahmenbedingungen für einen raschen Hochlauf geschaffen werden, fordert der Verkehrsclub.
Explizit lehnt der VCD den Vorschlag ab, synthetische Kraftstoffe in der Europäischen Regulierung für CO2-Flottengrenzwerte anzurechnen. Dies untergrabe das eigentliche Ziel dieser Regelung, die Fahrzeugeffizienz zu steigern und den CO2-Ausstoß zu verringern. Die Erneuerbaren-Energien- Richtlinie (RED II) sowie die Kraftstoffqualitäts-Richtlinie (FQD) setzen ausreichend Anreize für den Einsatz klimafreundlicherer Kraftstoffe, findet der VCD.
Quelle: VCD — Pressemitteilung vom 25.02.2020