TÜV-Report: VW e-Golf Top, Tesla Model 3 Flop

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 6 min

Elektroautos schneiden bei der Hauptuntersuchung (HU) im Vergleich zu anderen Autos von sehr gut über durchschnittlich bis schlecht ab. Das zeigen laut einer aktuellen Mitteilung die Ergebnisse des aktuellen TÜV-Reports 2025, bei dem erstmals zehn E-Autos in die Auswertung eingeflossen sind. „Elektroautos erobern – langsam aber stetig – den Gebrauchtwagenmarkt“, sagt Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, bei der Vorstellung des TÜV-Reports 2025.

Die Hauptuntersuchung zeigt: Elektroautos sind technisch weder sicherer noch unsicherer als Fahrzeuge mit Verbrenner“, so Bühler. Dennoch stoßen die TÜV-Sachverständigen bei E-Autos immer wieder auf einige antriebstypische Mängel. „Die Achsaufhängungen kommen bei vielen Elektroautos nicht mit dem hohen Gewicht der Antriebsbatterie zurecht und verschleißen vorzeitig“, sagt der TÜV-Geschäftsführer. „Die Bremsen von E-Autos werden aufgrund der Rekuperation seltener genutzt. Die Folge: Die Bremsscheiben weisen Mängel auf und die Bremsfunktion lässt nach.“ Fahrer:innen sollten daher darauf achten, die Bremsen regelmäßig bewusst zu nutzen.

Besonders schlecht schneidet ausgerechnet eines der beliebtesten E-Auto-Modelle ab: das Tesla Model 3. 14,2 Prozent der geprüften Autos fallen schon bei der ersten HU nach drei Jahren mit erheblichen Mängeln durch. Im Ranking der 111 in dieser Altersklasse geprüften Fahrzeuge belegt der Tesla den letzten Platz, ebenso bei den 4- bis 5-Jährigen. „Über das schlechte Abschneiden des Model 3 kann auch die hohe Laufleistung nicht hinwegtäuschen“, so Bühler. „Neben Mängeln an Bremsen und Achsen treten beim Tesla auch besonders viele Beleuchtungsmängel auf. Das spricht für Defizite bei Service und Wartung.“ Hier müssen der Hersteller nachbessern und die Halter verstärkt auf die Pflege achten, so der TÜV.

Im roten Bereich liegt auch der mittlerweile nicht mehr produzierte Renault Zoe mit einer Mängelquote von 8,9 Prozent. Deutlich besser schneidet der ebenfalls mittlerweile eingestellte VW e-Golf ab, der mit einer Mängelquote von 3,4 Prozent auf dem neunten Platz landet und die Kompaktklasse gewinnt. Ebenfalls vorne dabei: Der Hyundai Kona Elektro mit 4,0 Prozent Mängelquote und der Mini Cooper SE mit 4,4 Prozent. Im Mittelfeld liegen der VW ID.3 (5,0 Prozent) und der VW ID.4/ID.5 (5,9 Prozent).

In der Gesamtauswertung des TÜV-Reports 2025 über alle Pkw-Modelle und Altersklassen hinweg fallen 20,6 Prozent bei der HU mit „erheblichen“ oder „gefährlichen Mängeln“ durch. Das ist ein leichter Anstieg um 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. „Die Mängelquoten steigen zum dritten Mal in Folge und der Anteil mängelfreier Fahrzeuge nimmt weiter ab“, sagte Bühler. „Jeder fünfte Pkw ist mit erheblichen technischen Mängeln unterwegs und muss nach der Reparatur erneut vorgeführt werden.“ Bei „erheblichen Mängeln“ muss die Reparatur innerhalb von vier Wochen erfolgen. Bei „gefährlichen Mängeln“ ist nur noch die direkte Fahrt in eine Werkstatt erlaubt, um den Mangel unverzüglich zu beheben. Bezogen auf alle Hauptuntersuchungen ist das bei rund 160.000 Autos der Fall.

Rund 15.000 Autos sind von den TÜV-Sachverständigen als „verkehrsunsicher“ eingestuft und an Ort und Stelle stillgelegt worden. Gründe sind beispielsweise angerissene Bremsleitungen, eine blockierende Lenkung oder Rost an tragenden Teilen. Der Anteil der Autos mit „geringen Mängeln“ liegt bei 11,5 Prozent (plus 0,3 Punkte). 67,9 Prozent sind „ohne Mängel“ (minus 0,4 Punkte).

Das Durchschnittsalter der Fahrzeugflotte ist erneut gestiegen und liegt laut KBA aktuell bei 10,3 Jahren. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren es noch 8,8 Jahre. „Die Langlebigkeit der Fahrzeuge steigt, dennoch ist der alternde Fahrzeugbestand ein Problem für die Verkehrssicherheit“, sagt Bühler. „Viele Autofahrer können sich die Neuanschaffung eines neuen oder gebrauchten Autos wegen der gestiegenen Preise nicht leisten.“

Auch die Wartung und Pflege leide unter der schwierigen wirtschaftlichen Situation. Laut TÜV-Report fallen 23,0 Prozent der 10 bis 11 Jahre alten Autos bei der HU durch. Bei den 12- bis 13-Jährigen sind es sogar 28,1 Prozent. Besonders schlecht schneiden in dieser Altersklasse der Renault Twingo mit 41,5 Prozent ab und der Dacia Logan mit 41,0 Prozent. Dass es deutlich besser geht, zeigen Modelle wie der VW Golf Plus mit 20,6 Prozent oder Mitsubishi ASX mit 19,6 Prozent. Eine Ausnahmeerscheinung ist der Porsche 911 Carrera mit einer Durchfallquote von nur 7,9 Prozent.

Gesamtsieger ist der Honda Jazz

Gesamtsieger des aktuellen TÜV-Reports 2025 ist der Kleinwagen Honda Jazz. Nur 2,4 Prozent der 2 bis 3 Jahre alten Fahrzeuge fahren beim TÜV mit erheblichen Mängeln vor. Das ist die niedrigste Mängelquote aller geprüften Autos. Die anderen Altersklassen gewinnt souverän der Porsche 911 Carrera. In den verschiedenen Fahrzeugklassen überzeugt unter den 2- bis 3-Jährigen der Kia Picanto (6,4 Prozent) bei den Minis und bei den Kleinwagen der Gesamtsieger Honda Jazz (2,4 Prozent). Sieger in der Kompaktklasse ist der VW e-Golf (3,4 Prozent) und in der Mittelklasse der Audi A4/A5 (4,7 Prozent). Der VW Golf Sportsvan siegt bei den Vans mit 2,5 Prozent und der Audi Q2 mit 2,6 Prozent bei den SUV.

Der TÜV-Report zeigt, dass die Hersteller je nach Modell und Altersklasse sehr unterschiedlich abschneiden“, so Bühler. „Hohe Qualität und Langlebigkeit werden von den Kunden honoriert und zahlen auf die Verkehrssicherheit auf Deutschlands Straßen ein.“

Der TÜV-Verband fordert zusätzliche Anstrengungen von der Politik, um den Markt für gebrauchte Elektroautos zu fördern. „Der TÜV-Report zeigt anhand der Laufleistungen, dass E-Autos ein ähnliches Nutzungsprofil aufweisen wie Verbrenner“, sagt Bühler. Dabei steche der Tesla Model 3 heraus, der nach drei Jahren durchschnittlich 53.000 Kilometer zurückgelegt hat. Im Schnitt aller Autos dieser Altersklasse sind es 42.000 Kilometer. Das liege unter anderem daran, dass Tesla ein eigenes Netz mit Ladestationen aufgebaut hat.

TÜV fordert mehr Engagement für die Antriebswende

Die ‚German Reichweitenangst‘ bleibt für viele potenzielle Autokäufer ein Thema“, sagt Bühler. Daher müsse die Ladeinfrastruktur auch mit politischer Flankierung weiter ausgebaut werden. Um den gerade anlaufenden Markt für gebrauchte E-Autos zu stützen, brauche es ein klares Bekenntnis der Politik. „Die quasi über Nacht eingestellte E-Auto-Förderung, Diskussionen über E-Fuels und das Aus vom Verbrenner-Aus haben dem Vertrauen in die Elektromobilität massiv geschadet“, findet Bühler. Die nächste Bundesregierung müsse hier ein klares Zeichen setzen, damit die deutschen Autobauer auf ihrem Heimatmarkt erfolgreich sein können.

Darüber hinaus ist es aus Sicht des TÜV-Verbands notwendig, die Sicherheit von E-Autos besser zu überwachen. „Bisher findet nur eine Sichtprüfung der Antriebsbatterie statt“, sagt Bühler. „Das Hochvoltsystem sollte mit zusätzlichen Prüfpunkten gecheckt werden, um den Schutz vor elektrischem Schlag und Überspannung zu gewährleisten.“ Dafür benötigen Prüforganisationen einen besseren Zugang zu den Fahrzeugdaten.

Im Rahmen der HU sollte außerdem der aktuelle Zustand der Antriebsbatterie (State of Health) ermittelt werden. „Die Antriebsbatterie ist das mit Abstand wertvollste Bauteil eines E-Autos und entscheidend für seine Sicherheit“, sagte Bühler. „Die Ermittlung des Batteriezustands sollte nach vergleichbaren Standards erfolgen und bei der Hauptuntersuchung zum Prüfprogramm gehören.“ Bisher bieten Hersteller, Prüforganisationen und andere Dienstleister unterschiedliche Verfahren an. Bühler: „Der Nachweis der Batteriegesundheit ist ein wichtiger Faktor für die Entwicklung des Marktes für gebrauchte E-Autos.

Erforderlich sei außerdem eine digitale Weiterentwicklung der Hauptuntersuchung. „Prüforganisationen müssen kontrollieren können, ob Fahrzeuge die zugelassene Software in der richtigen Version verwenden“, sagt Bühler. Nur so könne die Cybersicherheit von Autos geprüft werden. Der TÜV-Verband setzt sich darüber hinaus für den Aufbau eines nationalen digitalen Fahrzeugregisters ein. Darin könnten neben der Fahrzeughistorie mit Halterwechseln alle sicherheits- und umweltrelevanten Fahrzeugänderungen dokumentiert werden. Bühler: „Neben Erleichterungen für Bürger und Verwaltungen bringt ein digitales Fahrzeugregister einen Sicherheitsgewinn, da es Betrug und Manipulation erschwert.“

Quelle: TÜV-Verband – Pressemitteilung vom 21.11.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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MMM:

Schon richtig, ein Einzelfall sagt nichts über die Statistik aus, aber ein „Einzelfall“ ist es ja nicht, immerhin kommen noch 85% der Tesla durch die erste HU. Ein schlechter Wert, aber trotzdem die Mehrzahl, kein Einzelfall.
Scazzone hat natürlich auch Recht, wenn er sagt, dass Tesla das – vor allem früher – gerne vermittelt hat. Und das wird auch geglaubt.
Wenn man einen Tesla regelmäßig wartet (und nicht nur, wie manche meinen, einfach mal zwischendurch mit der Betriebsbremse arbeitet, das ist schon drollig), dann wird der in der HU auch besser abschneiden.
Das ist ja das, was andere Hersteller machen: zwischen den HUs mal unter den Autos schauen und die Mängel – sofern vorhanden – beseitigen.
Was das dann jeweils kostet, vor allem bei steigendem Fahrzeugalter – das wird sich noch zeigen.

MMM:

Ganz so einfach kann man sich das aber auch nicht machen. Teslafahrer neigen dazu, zu viel von dem, was man ihnen erzählt, für bare Münze zu nehmen. Das mit mit dem autonomen Fahren so, aber nicht nur. Bei dir ist das nicht so, aber manche glauben dem eben, was er sagt.
Zum Thema Service sagte Elon Musk mal: „the best service is no service“. Das kam natürlich aus dem Umstand, damals keinen Service anbieten zu können – wie sollte man ein fehlendes Servicenetz denn rechtfertigen als mit dem Umstand, das man das gar nicht braucht? Ein „Ranger“ kann defekte Spiegel tauschen, aber Traggelenke prüfen kann der nicht.
Inzwischen gibt es ja ein Servicenetz, es wird auch genutzt. Ein Teil der Teslafahrer hat scheinbar verstanden, am Rest muss man noch arbeiten.

Hans-Peter:

Kona hin oder her: TÜV Mängel kennen wir nicht, auch nicht nach sechs Jahren. Allerdings macht der Alltag dem Auto zu schaffen. Leere Starterbatterie (zum wiederholten Mal), nicht zu öffnende Ladeklappe, mit mechanischem Schlüssel nicht zu öffnenden Tür (Alarm ertönt) etc. pp.

Gastschreiber:

Sehe ich nicht so, zeigt sich doch am Kommentar, hält man sich an „übliche“ Überprüfungsintervalle, passt es. Jetzt zu erwarten, dass normale Nutzer, ohne oder nur sehr schwammig, vorgegebene Intervalle hier selber ein Gefühl haben, was wichtig ist, damit nimmt sich ein Hersteller m.E. zu sehr aus der Verantwortung. Aber ist ja nicht untypisch.
Bei mir fangen die Probleme mit den Teslas aber nicht bei der HU an, die Technik fällt vorher schon aus. Habe gerade ein M3P mit 2000km und im Prinzip kann ich wohl froh sein, dass es sich noch bewegt. Ist nicht das erste Modell, mit dem ich SW Probleme habe. Diesen Hype der Problemlosigkeit kann ich bisher nicht erleben und der Report zeigt wohl auch, dass es vielen anderen auch so geht. Ist eben ein billiges Auto.

Peter:

Tja Jakob, aber bei meinem alten Model 3 und jetztigen Model Y, beides Gebrauchte, hatte ich auch noch nie Probleme bei der HU, man muss natürlich sagen das ich wie mit dem Verbrenner früher, mit dem BEV alle 2 Jahre zur Durchsicht gehe…so wie es jeder normale Autofahrer machen sollte.
Und es bleibt dabei der Besitzer ist Schuld nicht das Fahrzeug.

Martin:

Wenn die Nase nicht zwingend mit Neuwagenduft umschmeichelt werden muss, ist eine Gebrauchtwagenempfehlung doch eine tolle Sache…?

Martin:

Teslas besitzen keine festen Wartungsintervalle, die Liste der Wartungsempfehlungen ist sehr übersichtlich.
Das mag von manchen Fahrzeugbesitzern als „wartungsfrei“ interpretiert werden. Speziell das Fahrwerk (durch hohes Gewicht) und die Bremsen (durch seltenen Gebrauch) sind bei BEV aber anfälliger als bei Verbrennern. Hier macht eine regelmäßige Kontrolle aber durchaus Sinn.

Vernon:

Gibts nur nicht mehr

Jakob Sperling:

Das ist der Unterschied zwischen einem Einzellfall ohne jede Aussagekraft und einer Statistik.

Gehört im weiteren Sinn um Verständnis von Mathematik und Logik und widerspiegelt sich schliesslich im PISA-Ranking.

Dr. Erich Blöchinger:

Für mich sind der VW E-up und E-Golf nach 5 Jahren Nutzung Spitzen Fahrzeuge

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