Trump zu Kanada: „Wir wollen eure Autos nicht“

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

US-Präsident Donald Trump hat erneut die Handelspolitik gegenüber Kanada verschärft und mögliche weitere Zölle auf kanadische Autoimporte angekündigt. Bereits seit Anfang April gelten Abgaben in Höhe von 25 Prozent auf Autos, die aus Kanada in die USA eingeführt werden. Diese Maßnahme ist Teil eines umfassenderen Handelskonflikts, den Trump gegen mehrere Länder führt – darunter auch gegen den nördlichen Nachbarn. In einem Gespräch mit Journalisten sagte Trump dazu: „Als ich Zölle auf Kanada verhängt habe – sie zahlen 25 Prozent –, aber das könnte bei Autos noch steigen. Alles, was wir damit sagen, ist: ‚Wir wollen eure Autos nicht, bei allem Respekt. Wir wollen wirklich unsere eigenen Autos bauen.‘“ Zwar gibt es Ausnahmen für Autos, die unter den Regeln des Handelsabkommens USMCA produziert wurden, doch könnten diese künftig eingeschränkt werden.

Die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen beiden Ländern reichen mehr als ein Jahrhundert zurück. Bereits 1904 begann Ford in Ontario, US-Komponenten zu Autos zusammenzubauen. Jahrzehnte später vertiefte ein bilaterales Abkommen die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Doch Trump stellt diese Partnerschaft zunehmend infrage.

Ein zentrales Argument seiner Regierung lautet, dass Kanada der US-Autoindustrie Marktanteile und Arbeitsplätze streitig machen soll. Dabei profitieren beide Länder seit Jahrzehnten von einer engen Zusammenarbeit, bei der Zulieferer und Hersteller grenzüberschreitend tätig sind. Dennoch forderte Trump die Rückverlagerung sämtlicher Produktion in die Vereinigten Staaten – insbesondere bei den sogenannten Big Three: Ford, General Motors und Chrysler. Diese Unternehmen hatten versucht, mit der US-Regierung zu verhandeln, bislang ohne Erfolg.

Knapp 108 Mrd. US-Dollar Mehrkosten für Industrie durch Trumps Zölle

Eine Analyse des Center for Automotive Research aus Michigan zeigt die möglichen Folgen: Für die gesamte US-Autoindustrie könnten zusätzliche Kosten von 107,7 Milliarden US-Dollar entstehen. Davon wären 41,9 Milliarden allein bei den drei großen Herstellern zu erwarten. Die Preissteigerungen würden nicht nur die Unternehmen, sondern auch Kund:innen treffen.

Kanada reagierte vergangene Woche auf die Maßnahmen mit Änderungen bei den Gegenzöllen. Unternehmen, die weiterhin in Kanada produzieren, können unter bestimmten Bedingungen Autos zollfrei in die USA liefern. Diese Regelung gilt jedoch nur, wenn keine Investitionen oder Produktionszahlen zurückgehen. Ziel ist es, Anreize für den Verbleib der Industrie im eigenen Land zu schaffen.

Trotz der Spannungen bezeichnete Trump die Gespräche mit dem kanadischen Premierminister Mark Carney als positiv. Beide Politiker hatten sich im März telefonisch über eine mögliche neue Vereinbarung zur Wirtschaft und Sicherheit ausgetauscht, die nach der Wahl in Kanada verhandelt werden soll. Dabei betonte Trump, er wolle sich nicht in den Wahlkampf einmischen.

In der Vergangenheit hatte Trump Kanada wiederholt kritisiert – nicht nur wegen Autoexporten. Auch auf Stahl, Aluminium und sogar im Zusammenhang mit der Drogenproblematik rund um Fentanyl erhob die US-Regierung Strafzölle. Zeitweise sprach Trump davon, Kanada könne auch ein Bundesstaat der USA werden – eine provokante Aussage, die den politischen Ton der Debatte verdeutlicht.

Trotz der internationalen Spannungen sieht Trump die Verhandlungen mit Kanada offenbar auf gutem Weg. Seine Regierung arbeite an einer Lösung, betonte er – auch wenn bisher keine Details über mögliche Fortschritte bekannt wurden.

Quelle: Automotive News – Trump floats auto tariff increase for Canada / Reuters – Trump says 25% tariff on cars made in Canada could go up

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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