Trommelbremse erlebt Revival in Elektroautos

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Volkswagen

Iris Martinz
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  —  Lesedauer 2 min

Sie galt lange Zeit als Auslaufmodell, bestenfalls noch in günstigen Kleinwägen verbaut: die Trommelbremse. Mit der Elektromobilität feiert das Relikt alter Zeiten aber offenbar ein Revival, als „Notbremse“, wenn das Rekuperieren des Elektromotors für die notwendige Verzögerung nicht ausreicht. Aber auch an den Scheibenbremsen in Elektroautos wird weiterentwickelt.

Elektroautos bremsen anders. Die meiste Zeit sorgt der Elektromotor für die Verzögerung – und so auch für die Rückgewinnung der begehrten Energie. Elektroautofahrern wird deswegen auch empfohlen, alle paar Tage mal eine Vollbremsung hinzulegen, damit die Scheibenbremsen nicht Rost ansetzen und dann im entscheidenden Moment eine verminderte Leistung zeigen. Bei Trommelbremsen hingegen sind die korrosionsgefährdenden Teile in einem Gehäuse verpackt, das Schmutz und Feuchtigkeit fernhält.

Aktuell erleben wir ein Comeback der Trommelbremse„, erklärt demnach auch Manfred Meyer, Leiter Entwicklung Brems- und Lenkungssysteme beim Zulieferer ZF. Gerade für die wenig belastete Hinterachse können so Kosten eingespart werden – so geschehen beispielsweise im neuen VW ID.5, wo an der Hinterachse bereits eine Trommelbremse arbeitet.

Dass jetzt in allen Elektroautos plötzlich wieder Trommelbremsen verbaut werden, sieht Meyer jedoch nicht. Die Scheibenbremse hätte wichtige Vorteile, wie die höhere thermische Belastbarkeit und die bessere Abführung der Wärme durch die offene Bauweise. Im Porsche Taycan wird man sie daher wohl eher nicht finden. Um dem Problem der Korrosion der wenig genutzten Scheibenbremsen Herr zu werden, setzt ZF etwa auf einen sogenannten „Scheibenwischer“. Eine Software lässt die Bremsbeläge in regelmäßigen Abständen kurz zugreifen, um die Scheibe freizurubbeln. Davon solle der Fahrer aber nichts merken, da der Vorgang in eine Beschleunigungsfahrt eingebaut wird. Auch andere Materialien können die Rostbildung vermindern, sind dann aber wieder deutlich teurer als der normale Grauguss.

Scheibenbremsen können auch die Reichweite erhöhen: der Zulieferer Continental arbeitet an einem „Green Calliper“ genannten Modell, das ein geringeres Restschleifmoment aufweist als herkömmliche Bremssättel. Damit soll die Reichweite um etwa ein Prozent gesteigert werden können – bei 400 Kilometern also etwa vier Kilometer. Die wiederbelebten Trommelbremsen werden wohl vorwiegend in elektrisch betriebenen Kleinwägen zum Einsatz kommen, wo der Verzögerungsbedarf aufgrund des geringeren Gewichts niedriger ist. Vielleicht sind sie aber einer der Bausteine zum oft angepriesenen Elektroauto unter 25.000 Euro.

Quelle: welt.de – Elektro-Mobilität

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.

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bergfex:

Selbst wenn Du die Rekuperation abschaltest, wird beim Bremsen rekuperiert, was man auf den Anzeigen auch deutlich sehen kann. Da musst Du schon etwas stärker „in die Eisen steigen“, und dann sind wir wieder da, wo diese Diskussion angefangen hat.

bergfex:

Bei meinem Tesla Mod. 3 habe ich mit Rost auf den Bremsscheiben auch nach 3 Jahren keinerlei Problem, während bei meinem Kia E-Niro die hinteren Bremsscheiben schon nach einem Dreivierteljahr so stark verrostet sind, dass sie getauscht werden müssen, obwohl ich regelmäßig auch stärker bremse, um den Rost wegzuschleifen.
Da scheint es wohl erhebliche Qualitätsunterschiede bei den Scheiben selber zu geben.

Norbert Seebach:

Auch mein Enyaq iv80 (Hecktriebler, ca.2,2t Gewicht) hat hinten Trommelbremsen; diese sollten ( weil gekapselt und ohnehin dank überwiegender Rekuperationsverzögerung nur seltenst im Einsatz) ein komplettes Fahrzeug-Leben lang halten. Da bei vernünftiger, defensiver Fahrweise auch die vorderen Scheibenbremsen nur selten physikalisch beansprucht werden, schalte ich gelegentlich (je nach Witterung ca. einmal wöchentlich) aus voller Fahrt (natürlich nach Blick in den Rückspiegel) in den N- Modus und bremse dann ganz normal ohne Rekuperation. Dadurch bleiben die Bremsscheiben blank und evtl. Feuchtigkeit verdampft. Ist kein besonderer Aufwand und sollte teure Reparaturen an den Bremsen vermeiden.

Herwig:

Die Erfahrung mit dem Ampera (BJ 2015) habe ich auch gemacht:
Tausch der Scheiben wegen massiven Rostbefalls!

Liese:

Meine Erfahrungen (10 Jahre mit elektrifizierten Autos):

  1. Trommelbremse hinten beim Smart ed: alles ok.
  2. Scheibenbremsen überall beim Ampera: hintere Scheiben total verrostet, Reparatur 700 €.
  3. Trommelbremsen hinten beim ID.3: kein Problem nach Wagenwäsche.

Mein Empfehlung:
nach Wagenwäsche während der nächsten 5…10 km auf Ampelstrecken fahren ohne Rekuperation (z.B. vor dem Bremsen auf N schalten). Am nächsten Tag ist das Flugrost-Rauschen der Scheibenbremsen schnell vorbei.

neumes:

vlt liegt es aber auch am Stellplatz des Fahrzeugs ;-)
frei bewittert wird die Bremsscheibe keine 3 Jahre machen bevor der TÜV Rost bemängelt

es bleibt spannend

Olaf Pozul:

Und ich habe in der Fahrschule gelernt, dass beim Schalten kurz „Zwischengas geben“ durchaus weiterhin empfehlenswert sei, auch bei den seit neuestem üblichen synchronisierten Getrieben;)
War 1968.

Philipp:

Auch in Bayern und Österreich ist der Plural „Wägen“.
Ist laut Duden zulässig und die Autorin ist aus Österreich.

Philipp:

Überschrift: „Trommelbremse erlebt Revival in Elektroautos“
Und dann wird faktisch nur von der Scheibenbremse geschrieben…

Philipp:

Nein, sie verziehen sich erst, wenn sie sehr heiß werden. Einmal kurz volle Bremsung machen das nicht, da werden die nur warm.

Eine Vollbremsung ist ein normaler Betriebsvorgang einer Bremse!

Wäre ja schlimm wenn man nach jeder Vollbremsung die Bremsscheiben wechseln müßte, da würde ja keiner mehr aufs Pedal drücken…

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