Trevor Milton ist ein US-Amerikanischer Milliardär und CEO und Gründer von Nikola Motor. Nikola, gegründet 2014 und benannt nach dem Erfinder Nikola Tesla, ist ein relativ junges Unternehmen, das kürzlich an der NASDAQ-Börse notiert wurde. In der Vergangenheit hat Nikola schon mehrmals sowohl bei Investoren als auch bei den Medien für Aufregung und Aufmerksamkeit gesorgt. Das Unternehmen konzentriert sich hauptsächlich auf die Lkw-Industrie und plant, Lastwagen mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb sowie einen Pickup auf den Markt zu bringen. In einem ausführlichen Interview mit CleanTechnica sprach Milton unter anderem über die Fortschritte, die das Unternehmen bisher gemacht hat, und über seine Pläne für die Zukunft.
Die aktuelle Situation sei wegen Corona „ziemlich schwierig. Diese Covid-Sache hat wirklich alle weltweit betroffen“. Der Beginn der Produktion von Nikola-Lkw in Ulm werde sich verzögern, weil nicht nur Nikola selbst, sondern auch Zulieferer mit den Folgen von Corona zu kämpfen haben: „Jetzt haben wir diese Fabrik, in der wir versuchen, alles zum Laufen zu bringen, und es ist schwierig. Wir haben definitiv einige Verzögerungen in der Lieferkette, da unsere Lieferanten noch nicht einmal alle wieder im Geschäft sind“.
Sein Hauptaugenmerk habe Nikola allerdings weiterhin im Visier: Die Produktion von großen Sattelzugmaschinen der 40 Tonnen Klasse mit Wasserstoffantrieb, die Fracht für Unternehmen wie Walmart und Amazon befördern sollen. Milton sagt, Batterien und Wasserstoff als Antriebe konkurrieren nicht miteinander, sondern ergänzen sich. Es handle sich um unterschiedliche Geschäftsmodelle. „Wasserstoff konzentriert sich auf die Langstrecke für schwere Fahrzeuge“, so der Unternehmer. Batterien seien für Reichweiten bis zu 500 Kilometer ideal, schon allein aus Kostengründen. Für alles darüber hinaus allerdings müsse man so große Akkus mit sich rumschleppen, dass die Nutzlast eingeschränkt wird, was wiederum die Erlöse pro Fahrt kürzt. Oberhalb von 500 Kilometern sei deshalb die Brennstoffzelle als Antrieb sinnvoller, zumal Wasserstoff in kurzer Zeit wieder nachgetankt werden kann.
Nikola will aber nicht nur Sattelschlepper bauen, sondern verstehe sich auch als Energieunternehmen, welches die Wasserstoffinfrastruktur und das Energienetz ausbauen will. Damit können zusätzliche Erlöse erzielt werden, etwa indem Wasserstoff auch an Konkurrenten verkauft werden kann. Dieser Ansatz, den Tesla recht ähnlich mit Elektroautos verfolgt, sei bei Wasserstoff-Lkw „einzigartig“, so der Nikola-Chef.
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Aber Nikola will nicht nur den Gütertransport im Fernverkehr umkrempeln. Auch Privatkunden will das Unternehmen erreichen, etwa mit dem Badger, einem gut 900 PS starken Pick-up, der Anfang Dezember enthüllt werden und Anfang 2022 in Produktion gehen soll. Der Badger soll wahlweise batterieelektrisch mit gut 500 Kilometern Reichweite oder mit Wasserstoffantrieb für annähernd 1000 Kilometer Reichweite erhältlich sein. Die Technologie sei denen der Wasserstoff-Lkw sehr ähnlich: „Wir haben eine Milliarde Dollar für das Lkw-Programm ausgegeben und all diese Technologie in einem Pick-up eingebaut, der heute der fortschrittlichste Pick-up der Welt ist“, sagt Milton.
Für die Produktion des Badger vertraue Nikola auf einen noch nicht konkret benannten Partner aus den USA, „der bereits über eine Fabrik, einen Vertrieb und ein Netzwerk verfügt“. Details dazu sollen „bald“ bekannt gegeben werden. Die Idee hinter dem Badger sei, „einen sehr exklusiven Club zu schaffen, in dem die Leute nur darauf warten, ihn zu kaufen.“ Milton wolle nicht 100.000 Stück pro Jahr produzieren. Er möchte eher, „dass die Leute in einer Schlange stehen, warten, womöglich campen, nur damit sie dieses Fahrzeug berühren können.“ Der Badger werde zunächst in den USA für Nordamerika gebaut, und nach Kanada, Mexiko und auch nach Australien exportiert. Nikola plane aber auch, einen Standort in Europa aufzubauen, um den gesamten europäischen Kontinent zu erreichen.
Quelle: Clean Technica – Nikola Motor’s Trevor Milton Talks Fuel Cells, Trucking, & Short Sellers