Toyota treibt den sauberen Schienenverkehr voran: Als Mitglied des europäischen Konsortiums “Fuel Cell Hybrid Power Pack for Rail Applications” (FCH2RAIL) liefert der japanische Konzern nun Brennstoffzellen-Module für einen Wasserstoff-Zug. Der ist selbst da emissionsfrei unterwegs, wo es keine elektrische Oberleitung gibt.
Das Potenzial dafür ist groß. Gerade einmal die Hälfte aller Bahnstrecken in Europa ist nach Angaben von Toyota elektrifiziert, auf den übrigen kommen vor allem Dieselloks zum Einsatz. Das zu Jahresbeginn gestartete EU-Projekt, dem neben Toyota weitere Partner aus Deutschland, Belgien, Spanien und Portugal angehören, will ein Hybrid-Modell. Sind Oberleitungen verfügbar, entnimmt der Zug den dortigen Strom. Ansonsten kommt die Energie aus dem „Fuel Cell Hybrid Power Pack“.
“Wir wollen zeigen, dass ein solcher Bimodus-Zug eine wettbewerbsfähige und umweltfreundliche Alternative zum Dieselzug ist“, sagt Projektleiter Holger Dittus vom Institut für Fahrzeugkonzepte am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das modulare Antriebssystem lässt sich beliebig anpassen. Mehr Wasserstoff-Tanks erhöhen die Reichweite, während die Zahl der Brennstoffzellen- und Batteriemodule die Antriebsleistung beeinflusst. Dadurch kann ein Zug individuell gestaltet werden – sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr.
Innerhalb von vier Jahren soll mit einem Budget von 14 Millionen Euro ein entsprechendes Antriebssystem entwickelt, getestet und zugelassen werden. Gefördert wird das Projekt dabei mit zehn Millionen Euro von der Technologie-Initiative „Fuel Cells and Hydrogen 2 Joint Undertaking“.
Im Rahmen des Projekts wird ein elektrischer Nahverkehrszug des spanischen Herstellers CAF umgebaut, der von der spanischen Staatsbahn Renfe zur Verfügung gestellt wird. Eine der zentralen Komponenten des Energiesystems an Bord sind die verpackten Brennstoffzellen-Systemmodule von Toyota Motor Europe (TME), während CAF die Batterien und Stromrichter liefert.
Toyota greift hier auf seine Erfahrungen mit der inzwischen in zweiter Modellgeneration gebauten Brennstoffzellen-Limousine Mirai zurück. Ende Februar hatte der japanische Automobilhersteller auch den kommerziellen Vertrieb von kompakten Brennstoffzellen-Systemmodulen angekündigt, die sich für unterschiedliche Anwendungen eignen – auf der Straße und der Schiene, aber auch auf dem Wasser.
Erste Funktionstests mit dem Zug-Prototypen und Probeläufe für die Zulassung finden auf spanischen und portugiesischen Bahnstrecken statt. Das spanische Wasserstoff-Forschungszentrum Centro National de Hidrogeno (CNH2) wurde unter anderem mit dem Bau einer Wasserstoff-Tankstelle zur Betankung des Prototyps betraut. Die Abwärme der Brennstoffzellen soll darüber hinaus zum Heizen und Klimatisieren des Zuges genutzt werden.
Quelle: Toyota – Pressemitteilung vom 9. April 2021