Fahrbericht VW Golf GTE – der Power-Plug-in-Hybrid

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Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 4 min

Die elektrische ID-Familie hat in den vergangenen Jahren bei Volkswagen nahezu alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen, wenn es um das nunmehr stilecht illuminierte VW-Logo ging. Erfolgsmodelle wie Passat, Tiguan, Polo oder T-Roc wurden kurzerhand in die zweite Reihe verbannt. Das traf selbst den allgegenwärtigen Bestseller VW Golf. Der schlägt jedoch nun mit seiner Modellpflege kraftvoll zurück. Die Überarbeitungen innen wie außen könnten größer sein, doch gerade der neu aufgelegte Golf GTE bietet nunmehr erstmals ernsthaften Fahrspaß mit Knauserverbrauch – wenn an der Steckdose nachgetankt wird.

Okay, nach wie vor ist der stärkste der hybriden Gölfe nur mit einem 1,5 Liter großen Vierzylinder-Aggregat unterwegs und geht es um das subjektive Empfinden, dann hängt der Golf GTI mit seinen zwei Litern Hubraum und ähnlicher Motorleistung bissiger am Gas und ja – er macht auch mehr Laune. Doch wer meint, der Golf GTE ist als Plug-in-Hybrid nur eine sportlich angehauchte Ökonummer vergangener Zeiten, eine munter düsende Verzichtserklärung, der irrt sich.

Denn der 1,5 Liter große Turbomotor mit seinen 130 kW / 177 PS wird von einem unverändert starken Elektromotor mit 85 kW / 116 PS unterstützt, der die Gesamtleistung des dynamischen Antriebsduos auf stattliche 200 kW / 272 PS presst. Das heißt insbesondere, dass dem Fahrer im wohl konturierten Sportsitz des Golf GTE nicht nur ein paar Pferdchen mehr als jene des 265 PS starken GTI zur Verfügung stehen, sondern auch stattliche 400 Nm maximales Drehmoment.

Der hinzugewonnene Tatendrang macht sich am Steuer überaus angenehm bemerkbar, denn der 4,29 Meter lange GTE-Golf ist im normalen Fahrbetrieb und bei entsprechend geladenem Akkupaket ungewöhnlich lang rein elektrisch unterwegs. Der Verbrenner springt per Befehl nur per Kickdown ein oder wenn der Fahrer zum Pilot wird und per Touchbedienung in den Sportmodus wechselt. Dann ist der flüsterleise surrende Elektro-Golf auf einmal ein allemal knackiger Sportler – zumindest in Sachen Antrieb, denn der Klang bleibt angestrengt.

VW-Golf-GTE-Cockpit
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Aus dem Stand ist die 100er-Marke in 6,6 Sekunden zu knacken und die Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h lässt die ID-Elektromodelle schamhaft auf der rechten Spur zurück. Der zusätzliche Dampf, wenn Verbrenner und Elektromodell gemeinsam nach vorne sprinten: imposant. Trotz eines stattlichen Leergewichts von mehr als 1,6 Tonnen.

Mehr als 130 Kilometer rein elektrisch

Zugegeben, der GTE ist ein kein Golf GTI, denn dazu braucht es mehr als 272 gegen 265 PS und ein ähnliches Drehmoment. Doch wer im Alltag flüssigen Kraftstoff einsparen will, in kompakten Abmessungen auch einmal auf längeren Strecken unterwegs ist und das elektrische Fahren liebt, ohne lange Ladepausen machen zu müssen, der könnte am VW Golf GTE seine helle Freude haben. Das 19,7 kWh große Akkupaket (brutto 25,7 kWh mit 96 Zellmodulen), vor der Hinterachse verbaut, sorgt dank eines Verbrauchs von 15,9 kWh für eine rein elektrische Reichweite von mehr als 130 Kilometern.

Das wird für die meisten Kunden reichen, um im Tagesgeschäft keinen Abstecher mehr an die Tankstelle machen zu müssen. Stattdessen wird zu Hause, auf der Arbeit oder an einer Ladesäule per Strecker nachgetankt – im Unterschied zum Vorgänger geschieht das nicht nur mit maximal elf Kilowatt an einer Standard-Ladesäule, sondern der GTE kann auch an einem Schnelllader mit bis zu 50 kW Energie in sich aufnehmen.

VW-Golf-GTE-Plug-in-Hybrid-Reichweite
Volkswagen / Press-Inform

Ansonsten ist der VW Golf jenes exzellente Kompaktklassemodell, das er schon immer war. Die Bedienprobleme scheinen der Vergangenheit anzugehören und der 12,9 Zoll große Touchscreen lässt beliebige Funktionen schnell und einfach bedienen – auf Wunsch auch per Sprache. Ansonsten sind die Neuerungen abgesehen von neuen Lichtdetails und Ergänzungen bei den Fahrerassistenzsystemen überschaubar. So viel Dynamik und Elektroeinfluss haben ihren Preis, denn mit einem Einstand von 47.895 Euro ist der VW Golf GTE ein alles andere als günstiges Vergnügen, und selbst der 265 PS starke Golf GTI ist rund 2000 Euro günstiger.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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Christian:

Was soll den der Test? Der fährt ja dennoch mit Dinosaurierern.

Josef:

Für alle die zu Hause laden wollen, im Alltag überwiegend elektrisch fahren wollen und keine Böcke haben alle 250km 30min auf Langstrecke zu stehen.
Und im Fall von Tesla…Parksensoren, Radar, Kapazitives Lenkrad, Travel Assist der sich nicht ständig abschaltet und wieder eingeschaltet werden muss, richtiger Regensensor, DCC, Frontkamera und 360 Grad Ansicht und noch sooo vieles mehr haben will was heute Standard ist und nicht für Geld und gute Worte bei der Holzklasse von Tesla zu bekommen ist

Josef:

Überkapazitäten bestehen in der Autoindustrie seit 10 bis 20 Jahren…es wurde dann viel in Tageszulassungen produziert und danach gebraucht verscherbelt.
Jetzt hatte VW auf einen 0 Markt bei eAutos gehofft…in den man schnell reinwachsen kann und Kapazitäten wieder ausgelastet sind.
Da das nicht so gekommen ist fällt allen, nicht nur VW, die Überkapazität der Industrie auf die Füße…und China drängt auch noch auf den Markt mit einem kleiner gewordenen Kuchen.
Da die Rentabilität bei VW hundsmiserabel ist…ist hier eben die Auswirkung noch heftiger.

Josef:

Dachten sich die deutschen OEMs wohl auch und in China werden 80% Plugins unter den Verbrenner Verkäufen gemacht…und wieder ein Trend verschlafen.
Nach 7 Jahren Passat GTE, wird es bei mir sehr wahrscheinlich wieder einer, zumal doppelten Akku im B9.
Ein Passt GTE wiegt 1800kg und ein ID7 2200kg…400kg mehr!!!.
Nach der Probefahrt des ID7, dachte ich, ich fahre eine agile Gazelle im GTE.
Solange eAutos eine Dynamik in Kurven und Bremsvorgänge haben wie eine Abrissbirne, sehe ich viele Kunden wie mich für das Konzept Plugin.
Abgesehen davon das ich nicht 30min alle 300km stehen mag.
Die 66% die ich derzeit rein elektrisch fahre genügen mir völlig.

Waldi:

Das mit den Preisen kann ich nur bestätigen.
Unser großer VW- Händler verlangt für einen Tiguan Verbrenner / Diesel mit 150 PS- Maschine 63.000€.
Das ist doch krank, oder?

DarkestMage:

Äh…

Der ID.3 GTX ist ab 47.225 € aktuell zu haben. Mit dem großen Akku, also 79 kWh.

Und er hat noch bessere Fahrleistungen als der GTE. Kostet also quasi dasselbe und kann mehr.
Oh, und braucht keine Ölwechsel und ähnliche Schelmereien die man bei den Kosten pro 100 km nicht ignorieren sollte.

Über Design kann man jetzt streiten, das möge jeder für sich selbst entscheiden.

Zusammenfassend besteht die Zielgruppe also demnach aus Menschen die:

– gut 50.000 € auf den Tisch legen können aber unbedingt die Kosten auf 100 km um 2-3 € drücken möchten

– üblicherweise nur kurze Strecken fahren und guten Zugang zu Lademöglichkeiten haben

– gleichzeitig aber regelmäßig seeeehr lange Strecken fahren und dabei auf gar keinen Fall auch nur 5 Minuten an der Ladesäule stehen wollen

– vom Design des Golfs so begeistert sind, das sie nichts anderes wollen

Die Anzahl an Menschen auf die das zutrifft erscheint mir … überschaubar.

Pedro G.:

Vor 5 Jahern und 5 000 € weniger wäre es wahrscheinlich ein Erfolgsmodel gewesen HEUTE nicht mehr !
VW ist da zu wenig Innovativ und zu langsam in der Umsetzung und im Risiko !

Sven:

Das Problem von VW ist aber gerade, dass immer weniger Käufer einen VW haben wollen. War da nicht was mit einer Überkapazität von 500.000 Stück?

Niko8888:

Wer nicht zu Hause laden kann braucht den GTE nicht und wer zu Hause laden kann kauft sich besser ein Model 3 Long Range oder einen BMW i4

Mir ist die Zielgruppe für diesen Golf unklar – ach so ja, ist als Steuersparmodell für Dienstwagen gedacht – na toll

brainDotExe:

„Wenn ich vollelektrisch fahren will, dann nehme ich einen ID3. Der ist günstiger (gerade gecheckt: Sondermodell “Goal” 58 kwh 39.500 €) und vor allem vollelektrisch.“

Die Antriebsart ist den meisten Kunden egal. Der Golf hat das altbekannte stimmige Design und ist niedriger. Der ID.3 bietet schlechtere Fahrleistungen.

„Wenn ich einen Verbrenner fahren möchte nehme ich den GTI. Der ist wie oben geschildert auch günstiger.“

Mit dem GTE bin ich im Alltag günstiger unterwegs, weil ich meine üblichen Strecken rein elektrisch fahren kann, habe aber trotzdem die Möglichkeit uneingeschränkt Langstrecke zu fahren sowie die besseren Fahrleistungen, wenn ich mal Spaß haben will.

Wenn es jetzt einen ID.3 GTX mit Vmax 230 km/h, großem Akku und dem Golf ähnlichem Design ebenfalls für um die 50.000€ geben würde, ja dann würde ich dir zustimmen.

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