Seit Monaten lockt Tesla-Chef Elon Musk Investoren und Konkurrenten mit dem Versprechen, an einem „Batterietag“ bahnbrechende Fortschritte in der Batterietechnologie vorzustellen. Letzter genannter Termin, nach bereits mehreren Verschiebungen: Noch in diesem Juni. Der Elektroautohersteller soll weiter planen, noch in diesem oder spätestens Anfang des kommenden Jahres die neue Batterietechnologie auch in seinen ersten Fahrzeugmodellen einzuführen. Einiges deutet darauf hin, dass die neue Batterie in Sachen Kosten und Langlebigkeit neue Standards setzen wird. Gerüchteweise sollen die neuen Akkus auf eine Lebensdauer von einer Million Meilen ausgelegt sein — umgerechnet 1,6 Millionen Kilometer.
Da davon ausgegangen werden darf, dass nur wenige Fahrzeuge auch tatsächlich diese Laufleistung erreichen, können die neuen Tesla-Akkus auch noch für lange Zeit in Second-Life-Anwendungen effizient eingesetzt werden, wie Quellen aus dem Tesla-Umfeld berichten. Ein weiterer attraktiver Hebel auf Kostenseiten, da Batteriespeicher in Energieanwendungen hohe Erlöse erzielen können. Aktuell sind es etwa 700 bis 1000 Euro, die ein Speicher in E-Auto-Kapazität pro Jahr erzielen kann.
Die Quellen aus dem Tesla-Umfeld sprechen sogar davon, dass Tesla an V2G-Anwendungen arbeite, bei denen Elektroautos bereits während ihrer Nutzungszeit Akkukapazitäten für Dienstleistungen im Stromnetz bereitstellen, etwa um Lastspitzen und Energieengpässe am Morgen, gegen Mittag und am Abend auszugleichen. Auch dies wird von den Netzbetreibern fürstlich entlohnt, selbst wenn nur ein kleiner Teil der Akkukapazität freigegeben wird. Mit einer globalen Flotte von mehr als einer Million Elektroautos, die in der Lage sind, Strom auch wieder an das Stromnetz abzugeben, könnte Tesla mit einer Art riesiger Schwarmbatterie den Status eines Energieunternehmens erreichen, das mit traditionellen Energieversorgern konkurriert, so die Quellen weiter.
Die neue, kostengünstige Batterie — auch bekannt unter dem Projektnamen Roadrunner — soll die Preise von Tesla-Elektroautos auf das Niveau vergleichbarer Verbrenner bringen. Was beim Tesla Model 3 auf Konkurrenten wie BMWs 3-er Reihe oder den Audi A4 abzielt. Aktuelle Gerüchte deuten allerdings darauf hin, dass die neuen Batterien zunächst im Tesla Model Y verbaut werden, dem Kompakt-SUV, der sich mit dem Model 3 die Plattform teilt, und der ab 2021 auch in der deutschen Gigafabrik im Süden Berlins produziert werden soll.
Die neue „Millionen-Meilen“-Batterie, die im Zentrum von Teslas Zukunftsstrategie stehen soll, wurde gemeinsam mit Chinas Contemporary Amperex Technology Ltd (CATL) entwickelt und setzt Technologie ein, die von Tesla in Zusammenarbeit mit einem Team von ausgewählten Batterieexperten entwickelt wurde. Die neue Batterie soll eine höhere Energiedichte und längere Lebensdauer zu geringeren Kosten ermöglichen und auf Innovationen wie kobaltarmen und kobaltfreien Batteriechemien sowie der Verwendung neuer chemischer Additive, Materialien und Beschichtungen beruhen.
Weniger als 80 Dollar pro Kilowattstunde?
CATL soll auch eine einfachere und kostengünstigere Methode zum Packen von Batteriezellen entwickelt haben, die als Cell-to-Pack bezeichnet wird und den Zwischenschritt des Bündelns von Zellen eliminieren soll. Tesla soll neben den bereits erwähnten auch diese Technologie einsetzen, um das Batteriegewicht und die Kosten senken zu können. Der Preis für die kobaltfreien Lithium-Eisenphosphat-Akkus von CATL sollen mit den genannten Maßnahmen auf unter 80 US-Dollar pro Kilowattstunde gefallen sein, wobei die Kosten auf Zellebene auf unter 60 US-Dollar pro kWh gesunken sein sollen. Die kobaltarmen NMC-Akkus von CATL sollen rund 100 US-Dollar pro kWh kosten. Die Unterschreitung der magischen Marke von 100 US-Dollar pro kWh für Batteriepacks — das mit Abstand teuerste Bauteil eines Elektroautos — gilt als entscheidend, damit Elektroautos zu einem ähnlichen oder sogar günstigeren Preis als Benziner und Diesel verkauft werden können.
Tesla soll außerdem die Implementierung neuer, hochautomatisierter Batterieherstellungsprozesse planen, mit denen die Produktion massiv beschleunigt und Arbeitskosten gesenkt werden sollen. Die Batterien sollen in „Terafabriken“ hergestellt werden, die etwa 30-mal so groß sein sollen wie die „Gigafabrik“ in Nevada. Der E-Auto-Branchenprimus arbeitet über seine Tochtergesellschaft Redwood Materials auch am Recycling und der Rückgewinnung von wichtigen und teuren Batterierohstoffen wie wie Nickel, Kobalt und Lithium sowie an weiteren Second-Life-Anwendungen von Elektroautobatterien in Netzspeichersystemen, wie etwa dem im Jahr 2017 in Australien aufgebauten Notstromspeicher.
„Wir müssen wirklich sicherstellen, dass wir eine sehr steile Rampe in der Batterieproduktion erreichen und die Kosten pro Kilowattstunde der Batterien weiter verbessern — dies ist sehr grundlegend und äußerst schwierig“, sagte Tesla-Chef Musk im Januar. „Wir müssen die Batterieproduktion auf ein Niveau skalieren, das sich die Menschen heute in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen können“.
Quelle: South China Morning Post — A ‘million mile’ battery from China could power your electric car // Teslamag — Neue Gerüchte zu Batterie-Plänen bei Tesla: Model Y soll Super-Akku zuerst bekommen