Am 12. Mai berichtete die chinesische Financial Association Press, dass Tesla exakt 1.104.622 Fahrzeuge in China zurückruft. Zu den Fahrzeugen gehören importierte Model S und Model X sowie im Inland produzierte Model Y und Model 3 mit Produktionsdaten zwischen dem 12. Januar 2019 und dem 24. April 2023.
Wie die chinesische Behörde für Marktregulierung mitteilte, fehle den zurückgerufenen Fahrzeugen die Möglichkeit, eine Strategie zur Energierückgewinnung beim Bremsen zu wählen. Ferner werde der Fahrer möglicherweise nicht ausreichend gewarnt, wenn das Strompedal über einen längeren Zeitraum stark betätigt wird. Der Aufsichtsbehörde zufolge könne die Kombination dieser Faktoren die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass das Strompedal irrtümlich lange betätigt wird, was das Risiko eines Zusammenstoßes erhöhen und ein Sicherheitsrisiko darstellen könne.
Rückruf kann wohl über OTA-Update behoben werden
Bei Bekanntgabe des Rückrufs war unklar, ob es sich um einen physischen Rückruf handelt, also ob die Fahrzeuge ein Tesla-Servicezentrum aufsuchen müssen oder ob das Problem durch ein Over-the-Air-Update (OTA) behoben werden kann. Kurz darauf kündigten die Behörden an, dass Tesla die Rückrufaktion per OTA-Fernaktualisierung durchführen und die Softwareprobleme im Zusammenhang mit überhöhten Geschwindigkeiten beheben werde, die durch unzureichende Warnungen verursacht werden, wenn das Strompedal längere Zeit gedrückt wird.
Laut der offiziellen Erklärung soll das OTA-Update drei Punkte abdecken:
- Bereitstellung verschiedener Optionen, durch die der Fahrer die Stärke des regenerativen Bremsens direkt im Fahrzeug anpassen kann
- Modifikation der ursprünglichen Einstellungen der regenerativen Bremsstrategie im Fahrzeug
- Alarmierung des Fahrers bei längerer starker Betätigung des Strompedals
Die kumulierte Produktion des Tesla-Werks Shanghai Giga lag im April bei etwas mehr als 1 Million Fahrzeugen, so dass der Rückruf wohl alle Tesla-Fahrzeuge in China betrifft. Die Zahl der importierten Model S und Model X, die ebenfalls von dem Rückruf betroffen sind, ist sehr gering.
Wurden bereits Unfälle durch das Problem verursacht?
Tesla hatte in der Vergangenheit mit erheblichen Imageproblemen in China zu kämpfen, etwa als das Unternehmen mit Vorwürfen konfrontiert wurde, dass mehrere Unfälle mit ihren Fahrzeugen auf defekte Bremsen zurückzuführen seien.
Der Fahrer, der im November des letzten Jahres einen schweren Unfall mit seinem Model Y bei hoher Geschwindigkeit hatte, verneinte entschieden, das Strompedal betätigt zu haben, als das Fahrzeug unkontrolliert beschleunigte. „Unter keinen Umständen“, erklärte er, „ich hatte meinen Fuß kontinuierlich auf dem Bremspedal, bis ich kurz davor war zu kollidieren“, fügte er gegenüber chinesischen Medien hinzu.
Ein weiterer alarmierender Vorfall ereignete sich im Februar in der chinesischen Stadt Ruian in der Provinz Zhejiang, als ein Model 3 mit hoher Geschwindigkeit in einen Bus prallte und dabei eine Person getötet wurde. Ein darauffolgender Untersuchungsbericht von Tesla stellte fest, dass das Strompedal während des gesamten Unfalls vollständig betätigt wurde.
Tesla mit mehreren Rückrufen im vergangenen halben Jahr
Bereits am 1. Dezember 2022 rief Tesla 435.000 Fahrzeuge in China wegen eines Problems mit dem Rücklicht zurück. Der Rückruf wurde über ein OTA-Software-Update durchgeführt. Darüber hinaus erinnert man sich an den Rückruf von 80.000 Fahrzeugen im November 2022 aufgrund von potenziellen Problemen mit Sicherheitsgurten und Softwarefehlern, die ebenfalls hauptsächlich durch ein OTA-Update gelöst wurden. Damit scheint Tesla weiterhin bemüht, die Sicherheit seiner Kunden durch proaktive Rückrufe und innovative Lösungsstrategien zu gewährleisten.
Quelle: ChinaCrunchEV – Breaking: Tesla recalls over 1.1 million vehicles in China due to accelerator pedal alert issue