Tesla steht einmal mehr im Fokus der Kritik. Diesmal geht es um den Vorwurf, Risiken rund um die eigenen selbstfahrenden Autos verschwiegen zu haben. Eine Aktionärin hat deshalb nun Klage eingereicht. Sie wirft dem Unternehmen vor, Investoren nicht ausreichend über Sicherheitsprobleme im Zusammenhang mit dem Robotaxi informiert zu haben.
Anfang Juni testete Tesla in Austin öffentlich das eigene Robotaxi-System. Dabei kam es zu einer Reihe auffälliger Situationen. Die selbstfahrenden Autos beschleunigten plötzlich, bremsten unerwartet, fuhren über Bordsteine oder wechselten fehlerhaft die Spur. Manche setzten Mitfahrende mitten auf mehrspurigen Straßen ab. Nach diesen Tests verlor die Tesla-Aktie innerhalb von zwei Handelstagen 6,1 Prozent an Wert. Umgerechnet entsprach das einem Rückgang von rund 68 Milliarden Dollar (ca. 59 Mrd. Euro) beim Börsenwert.
Die Klage wurde am vergangenen Montag beim Bundesgericht im texanischen Austin eingereicht. Sie stammt von der Tesla-Aktionärin Denise Morand. Sie fordert Schadenersatz für all jene Anleger, die zwischen 19. April 2023 und 22. Juni 2025 investiert hatten oder investieren. Neben Tesla selbst sind auch Elon Musk und die Finanzchefs Viabhav Taneja und Zachary Kirkhorn als Beklagte aufgeführt.
Tesla wegen „falscher Versprechen“ angeklagt
Kritikpunkt der Klägerin: Tesla habe über längere Zeit hinweg den Eindruck vermittelt, die eigene Technologie sei sicher und marktreif. Doch interne und externe Beobachtungen zeichnen ein anderes Bild. Besonders Elon Musks Aussagen stehen nun auf dem Prüfstand. In einer Investorenkonferenz vom 22. April dieses Jahres hatte er betont, Tesla konzentriere sich mit voller Kraft auf die Einführung des Robotaxis in Austin im Juni. Gleichzeitig warb das Unternehmen mit der Behauptung, man sei in der Lage, das System weltweit flexibel und sicher einzusetzen.
Genau diese Versprechen seien nach Ansicht der Klägerseite nicht haltbar gewesen. Die Technik habe sich in der Praxis als fehleranfällig erwiesen. Die Klägerin argumentiert, dass solche Aussagen den Aktienkurs künstlich gestützt hätten. Investoren hätten auf die Worte des Unternehmens vertraut und mögliche Risiken unterschätzt. Im Ergebnis sei ihnen durch die Kursverluste ein erheblicher finanzieller Schaden entstanden.
Auch der politische Kurs von Elon Musk sorgt zunehmend für Diskussionen. In sozialen Medien und öffentlichen Auftritten nimmt er häufiger polarierende Positionen ein. Für Tesla bedeutet das ein gewisses Risiko, da dies das Markenimage beeinflusst. Gleichzeitig stagnieren die Verkaufszahlen der aktuellen E-Auto-Modelle. Tesla setzt daher stark auf neue Geschäftsfelder wie das Robotaxi, um wieder mehr Schwung zu gewinnen.
Allerdings bleibt die Frage offen, ob die Technik tatsächlich reif für den Alltagseinsatz ist. Noch im August fällte ein Geschworenengericht in Florida ein aufsehenerregendes Urteil: Tesla wurde zu einem Drittel für einen tödlichen Unfall mit einem selbstfahrenden System verantwortlich gemacht. Dabei starb eine 22-jährige Frau, ihr Partner wurde schwer verletzt. Das Gericht sprach den Angehörigen mehrere Millionen Dollar zu. Tesla will gegen das Urteil vorgehen und sieht die Schuld beim Fahrer.
Für Tesla steht viel auf dem Spiel. Der Konzern plant, bis Ende des Jahres die Robotaxi-Dienste der Hälfte der US-Bevölkerung zugänglich zu machen. Um das zu erreichen, braucht das Unternehmen nicht nur die Genehmigung der Behörden, sondern auch das Vertrauen der Bevölkerung. Genau dieses Vertrauen droht durch die aktuellen Entwicklungen zu bröckeln.
Quelle: Reuters – Tesla, Elon Musk sued by shareholders over Robotaxi claims