SVolt plant fünf Batteriefabriken in Europa

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SVolt

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Bis zum Ende des Jahrzehnts will der chinesische Batteriehersteller Svolt allein in Europa genug Batterien produzieren, dass gut eine Million E-Autos mit Akkus bestückt werden können. Dafür seien bis zu fünf Batteriefabriken, bevorzugt in Ost-, Nord- und Westeuropa, mit einer Produktionskapazität von insgesamt mindestens 50 GWh geplant, so der Leiter von SVolt Europe, Kai-Uwe Wollenhaupt einem Medienbericht zufolge.

SVolt hat bereits zwei Standorte in Deutschland: einen im Saarland, einen weiteren in Brandenburg. Das Batteriezellwerk Lauchhammer in Brandenburg soll nach der Fertigstellung der Modul- und Packfabrik in Heusweiler im Saarland als erstes Werk von SVolt mit der Produktion von Batteriezellen in Europa starten, mit einer Kapazität von zwölf GWh. Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine kundenseitige Mustervalidierung für Beginn 2025 geplant, teilt der Hersteller mit. Erster Abnehmer ist der Multimarkenkonzern Stellantis, zu dem unter anderen Peugeot, Citroen und Opel gehören.

Geplant ist die Produktion von komplett kobaltfreien Batteriezellen (NMX-Zelle), die SVolt als erster Hersteller weltweit in Serie bringen will. Die neue Zelltechnologie soll nicht nur nachhaltiger, sondern auch kostengünstiger sein als klassische Nickel-Kobalt-Mangan-Batteriezellen. Die in Lauchhammer produzierten Batteriezellen sollen anschließend in Heusweiler zu Batteriemodulen und Batteriepacks für den Einsatz in E-Autos weiterverarbeitet werden. Eine zweite Zellfabrik im Saarland wurde aufgrund von Protesten vor Ort auf 2027 verschoben.

Der Standort Lauchhammer ist ein sogenanntes Brownfield-Projekt. SVolt hat das Werk inklusive Gebäude und Infrastruktur Ende August 2022 von Vestas erworben, einem Hersteller von Windkraftanlagen. Dieser hatte dort im vergangenen Jahr die Produktion von Rotorblättern eingestellt. Seit Beginn des Jahres haben hier auch ehemalige Vestas-Mitarbeitende einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Sie arbeiten mit im Projekt-Team, welches für den Auf- und Umbau des Werks verantwortlich ist.

SVolt habe sich bewusst für Brandenburg entschieden. In der Region um Lauchhammer sowie in ganz Brandenburg ist in den vergangenen Jahren ein innovatives Zentrum für Elektromobilität entstanden. Viele Unternehmen entlang der Lieferkette und des Batterielebenszyklus sind in der Region ansässig, etwa auch der Chemieriese BASF, der in Schwarzheide unter anderem eine Fabrik für Kathodenmaterialien betreibt. Auch potenzielle Abnehmer der Batterien sind ganz in der Nähe: Tesla stellt in der Giga-Berlin E-Autos her, in Leipzig sind unter anderem BMW und Porsche ansässig.

„Die Batterieindustrie in Europa nimmt stark Fahrt auf“

„Die Batterieindustrie in Europa nimmt stark Fahrt auf“, sagte Wollenhaupt laut Bloomberg in einem Interview. Das Unternehmen würde seine Werke gerne schneller entwickeln, allerdings seien geeignete Standorte und Fachkräfte nicht ohne weiteres zu finden. SVolt führe aktuell Gespräche mit mehreren europäischen Autoherstellern über Vereinbarungen zur Lieferung von Batteriezellen. Wollenhaupt geht davon aus, bis Mitte des Jahres drei neue Verträge abschließen zu können.

SVolt, das zu den Top 10 der weltweiten Hersteller von Fahrzeugbatterien zählt, baut sein Netzwerk an Produktionsstätten sowie Forschungs- und Entwicklungsstandorten weltweit derzeit massiv aus. Bis 2025 will der Batteriespezialist seine globale Produktionskapazität auf 600 GWh anheben.

Außerdem plant SVolt eine KI-Strategie für eine ökologische und smarte Produktion, um auf schnell wachsende Anforderungen der Kunden reagieren zu können. Dafür arbeitet das Unternehmen unter anderem mit Rockwell, Siemens Industrial Software, Huawei und PwC zusammen.

Quelle: Bloomberg – Chinese Battery Supplier to Stellantis Plans Five Europe Plants / Svolt – Pressemitteilung vom 17.03.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Rainer:

Warum nicht den chinesischen Weg gehen? Hier produzieren lassen, Know-how abgreifen und selbst machen…

Robert:

ganz einfach weil hier in europa die Batterietechnik verschlafen hat, während China in den letzten 10 Jahren Milliarden in die Batterietechnik & forschung gesteckt hat und jetzt die früchte ernten

Daniel W.:

Mir wäre bedeutend wohler, wenn sich die deutschen Autohersteller nicht so sehr auf die chinesischen Batteriehersteller verlassen würden, denn damit steigt das Erpressungspontential der chinesischen Regierung enorm – Putins Krieg sollte uns eine Warnung sein.

Warum können die deutschen oder europäischen Konzerne keine Batteriefabriken auf die Beine stellen, damit die EU unabhängiger bei den E-Autos (und was dazu gehört) wird?

VW und die anderen Hersteller investieren massiv in China und machen sich derart vom chinesischen Automarkt abhängig, dass ich mir gar nicht vorstellen will, was passiert, wenn Deutschland bzw. dessen Politker dem chinesischen Machthaber auf die Füße treten.

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