Tesla setzt seine Personalabbaustrategie Wochen nach der ersten Ankündigung weiter fort. Mittlerweile scheint es so, dass bis zu 20 Prozent der eigenen Mitarbeiter:innen betroffen sind. In den letzten Wochen verlor bereits über ein Zehntel der Belegschaft ihre Arbeitsplätze. Zuletzt hat es unter anderem Rebecca Tinucci getroffen, die das Supercharger-Geschäft leitete. Tinucci hatte eine führende Rolle im Ausbau des Netzwerks von Tesla-Ladestationen inne und arbeitete daran, andere Autohersteller zur Übernahme des NACS-Steckers zu bewegen.
Trotz der Entlassung von Tinucci plant Musk weiterhin, sein Netzwerk von Ladestationen für Elektroautos zu erweitern. Ob und wie die Entlassungen den Ausbau des Ladenetzwerks beeinflussen, ist noch offen. Was sich allerdings abzeichnet, ist, dass das Tempo beim Ausbau des Supercharger-Netzwerks ein wenig gehemmter ist.
Etwas, was sich Marktbegleiter zunutze machen wollen, um quasi die Gunst der Stunde zu nutzen. Dies fängt bereits damit an, dass durch die Entlassung entsprechender Tesla Mitarbeiter:innen Unklarheiten und Probleme bei laufenden Projekten entstehen, da externe Dienstleister und Kunden feststellten, dass ihre E-Mails an übliche Tesla-Kontakte plötzlich unzustellbar wurden, wie InsideEVs berichtet.
In diesem Umfeld sehen andere Anbieter von Ladestationen, wie BP Pulse, eine Chance, ihren Einfluss zu erweitern. BP Pulse, eine Tochtergesellschaft des Öl- und Gasriesen BP, plant aggressiv den Erwerb von Immobilien, um sein Ladenetzwerk auszubauen. Diese Entscheidung folgt auf die Ankündigung von Tesla und zeigt, wie das Unternehmen bestrebt ist, in die entstehenden Lücken zu stoßen. Laut Sujay Sharma, CEO von BP Pulse Americas, bietet diese Situation eine Möglichkeit, sich mit deren Kunden in Verbindung zu setzen, die möglicherweise nach neuen Kooperationen suchen.
Nicht nur BP sieht in der Neuausrichtung von Tesla eine Gelegenheit. Auch andere Akteure wie Revel, ein Anbieter von Mitfahr- und Ladediensten, und EVgo, ein weiteres großes Ladenetzwerk, erkennen darin die Chance, ihre Präsenz auszubauen. Tesla hat zwar das größte Ladestationennetzwerk in den USA, jedoch schafft die aktuelle Entwicklung Raum für Wettbewerber, um Marktanteile zu gewinnen. Darüber scheint sich der Markt einig.
Unberührt davon sei die Vereinbarung, dass BP Ladestationen für ultraschnelles Laden von Tesla für 100 Millionen US-Dollar (ca. 94,7 Mio. Euro) erwerben wird. Dieser Schritt soll das öffentliche Netzwerk von BP pulse in den USA erweitern. Es ist das erste Mal, dass Tesla-Hardware für ein unabhängiges Elektroauto-Ladenetzwerk erworben wird. Die Einführung der Tesla-Ladegeräte in das Netzwerk von BP pulse soll 2024 beginnen.
Musk scheinen die Pläne der Marktbegleiter ebenso zu Ohren gekommen sein. Wie sonst erklärt man sich seinen aktuellen Tweet: “Just to reiterate: Tesla will spend well over $500M expanding our Supercharger network to create thousands of NEW chargers this year. That’s just on new sites and expansions, not counting operations costs, which are much higher.” Der Blick zurück wird in einigen Monaten offenbaren, wer die Chance im Jahr 2024 besser nutzt. Tesla oder seine Marktbegleiter.
Quelle: InsideEVs – BP Wants To Snag Abandoned Tesla Supercharger Sites