Südkorea hat großes vor: Das Land will Medienberichten zufolge in den kommenden zehn Jahren der weltweit führende Anbieter von umweltfreundlichen Fahrzeugen werden, und als erstes Land weltweit autonom fahrende Autos auf die Straßen bringen. Die koreanische Regierung geht davon aus, dass der künftige Mobilitätsmarkt im Jahr 2030 von umweltfreundlichen, autonomen Fahrzeugen und anderen innovativen Verkehrsmitteln wie fliegenden Autos bestimmt wird.
Präsident Moon Jae-in betonte bei der Präsentation der Pläne die Führungsposition des Landes in den Bereichen Batterien, Wasserstoff, Halbleiter und IT-Technologie und sagte, Korea habe die Chance, führend in der Mobilität der Zukunft zu werden. Um das Ziel für 2030 zu erreichen, sollen in einem gemeinsamen Kraftakt von Politik und Industrie insgesamt 60 Billionen Won (etwa 46 Milliarden Euro) aus dem privaten und dem öffentlichen Sektor investiert werden. Allein 41 Billionen Won (etwa 31 Milliarden Euro) will der Autokonzern Hyundai Kia beisteuern, die Regierung hat bereits 2,2 Billionen Won (1,7 Milliarden Euro) zugesagt.
Ein Drittel Elektroautos bei Neuwagen im Jahr 2030
„Korea wird seinen Anteil neuer Elektro- und Wasserstoffautos am Neuwagenabsatz auf 33 Prozent erhöhen und sich bis 2030 einen Marktanteil von zehn Prozent am globalen Markt für umweltfreundliche Autos sichern“, sagte Präsident Moon bei der Vorstellung der Pläne am Technologischen Forschungszentrum von Hyundai Kia Motors in Hwaseong, Provinz Gyeonggi. Um die Attraktivität und Alltagstauglichkeit von Elektrofahrzeugen zu erhöhen, plant die Regierung, bis 2030 660 neue Tankstellen für Wasserstoffautos (aktuell sind es nur 31) und bis 2025 15.000 neue Ladestationen für Elektroautos aufzubauen, dreimal mehr als bislang verfügbar.
„Wir werden die erste Nation sein, die selbstfahrende Autos in der Welt kommerzialisiert“, erklärte Moon weiter. „Bisher basierten die Richtlinien für das Selbstfahren auf Stufe 3, aber wir wollen jetzt bis 2030 vollautomatisch fahrende Autos in Stufe 4 kommerzialisieren.“
Die autonomen Fahrzeuge sollen auf der Basis von Wasserstoffautos und Elektroautos entwickelt werden. Bis 2024 plant das zuständige Ministerium den Auf- und Ausbau der wichtigsten Infrastrukturen, wie etwa Telekommunikation, Präzisionskarten, Möglichkeiten zur Verkehrskontrolle und eine Ertüchtigung des Straßennetzes, was für das autonome Fahren auf Hauptstraßen als unerlässlich gilt.
Fliegende Autos ab 2025 geplant
Südkorea plant auch, fliegende Autos bis 2025 zu kommerzialisieren. Durch den Einsatz von fliegenden Autos könne die Reisezeit in den Ballungsräumen um 40 Prozent reduziert werden, so das Verkehrsministerium. Dafür sollen unter anderem Schlüsseltechnologien wie Hochleistungsmotoren entwickelt werden und Infrastrukturen wie etwa eine „Autobahn“ ausschließlich für fliegende Autos entwickelt werden. Dafür müssen auch die entsprechenden Gesetze überarbeitet werden.
Neben der Ankündigung der Regierung schlug Hyundai Motor die Schaffung eines kollaborativen Branchenumfelds für die künftige Mobilität vor und forderte auch andere Unternehmen auf, sich bei der Entwicklung fortschrittlicher Technologien zusammenzuschließen. „Wir werden uns von einem reinen Automobilhersteller zu einem serviceorientierten Unternehmen entwickeln, das Kunden neue Erfahrungen bietet. Wir würden uns dann eher als Anbieter von intelligenten Mobilitätslösungen bezeichnen“, sagte Chung Eui-sun, Executive Vice Chairman von Hyundai Motor, bei der Veranstaltung.
Von Autohersteller zum Mobilitätsdienstleister
Der Autohersteller will unter anderem neuartige Herangehensweisen bei der App-Entwicklung für Mobilitätsdienste ausprobieren, damit einzelne Entwickler neue Ideen einbringen können, wie etwa eine Online-App, die Wartungsaufzeichnungen bereitstellt. Hyundai plant auch die Lieferung eines Kernsystems für den Betrieb von Wasserstoffautos – darunter Brennstoffzellenstacks, Wasserstofftanks und andere notwendige Teile – an kleine und mittlere Autohersteller, damit auch diese auch ohne eigenen Entwicklungsaufwand Wasserstoffautos herstellen können.
„Für Südkorea, den siebtgrößten Automobilhersteller der Welt, ist das Automobilsegment ein wichtiges Rückgrat der Wirtschaft. Wenn wir uns nicht auf das sich verändernde Umfeld der Branche einstellen, könnte der Wachstumsmotor des Landes einen Rückschlag erleiden“, sagte Industrieminister Sung Yun-mo bei dem Event. Südkorea verzeichnete in den betroffenen Bereichen in den vergangenen Jahren bereits ein bemerkenswertes Wachstum. Die Zahl der in dem Land verkauften Elektroautos etwa hat sich in diesem Jahr gegenüber 2016 versiebenfacht, die Zahl der Wasserstoffautos ist in diesem Zeitraum sogar auf das 39-Fache angestiegen.
Quellen: The Korea Herald – Korea aims to become world’s No. 1 green car provider, first to commercialize autonomous driving // Yonhap News Agency – S. Korea to boost electric, hydrogen cars to 33 pct of total by 2030