Die Tankstelle der Zukunft wird grundlegend anders aussehen

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Die klassische Tankstelle steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Die Untersuchung „Die Tankstelle der Zukunft“ der Management- und Technologieberatung BearingPoint zeigt, wie sich das traditionelle Geschäftsmodell durch Elektromobilität, veränderte Kundenbedürfnisse und regulatorischen Druck grundlegend transformieren wird. Für die Studie wurden mehr als 1000 Verbraucherinnen und Verbraucher befragt und zahlreiche Experteninterviews mit Branchenvertretern geführt.

Die Ergebnisse zeichnen ein klares Bild: Bis 2035 wird sich die Tankstelle evolutionär weiterentwickeln, gefolgt von einer revolutionären Umgestaltung des gesamten Konzepts ab 2040 – vom Kraftstoffverkauf zum Mobilitäts-Hub.

Die Tankstelle der Zukunft wird nicht mehr primär vom Kraftstoffverkauf leben. Während dieser heute noch 60 bis 70 Prozent des Umsatzes ausmacht, gewinnt das bereits heute margenträchtige Shop und Service-Geschäft zunehmend an Bedeutung. Der prognostizierte Rückgang fossiler Kraftstoffe und der Hochlauf der Elektromobilität erfordern eine grundlegende Neuausrichtung.

„Die Frage ist nicht mehr, ob sich die Tankstelle verändern muss, sondern wie schnell und in welche Richtung. Erfolgreiche Betreiber werden sich vom reinen Kraftstoffanbieter zum integrierten Mobilitätsdienstleister entwickeln, der Ladeinfrastruktur, digitale Services und neue Geschäftsmodelle intelligent kombiniert“, sagt Nina London, Partnerin bei BearingPoint.

Drei Zukunftsszenarien je nach Standort

Die Studie identifiziert drei unterschiedliche Entwicklungspfade, abhängig vom Standort:

  • Stadt: In urbanen Räumen entwickelt sich die Tankstelle zum multimodalen Mobilitätsknoten mit Fokus auf Elektromobilität, digitale Services und Convenience-Angebote. Die Tankstelle wird zur Plattform für verschiedene Verkehrsmittel und Dienstleistungen.
  • Land: Im ländlichen Raum droht vielen klassischen Tankstellen das Aus. Heimladen und sinkende Frequenz führen zu einem schleichenden Rückbau. Nur spezialisierte Anbieter mit lokalen Zusatzservices können überleben.
  • Autobahn: An Fernstraßen transformieren sich Tankstellen zu hochwertigen Verweilstationen mit Schnellladetechnologie, gastronomischen Angeboten und Erlebnischarakter. Der Fokus verschiebt sich vom schnellen Tankstopp zur qualitativ hochwertigen Pause.

Digitalisierung als Schlüsselfaktor

Die Studie zeigt, dass digitale Services für Tankstellenkunden immer wichtiger werden. Über 60 Prozent der Befragten würden eine Tankstelle eher besuchen, wenn sie durch den Besuch Punkte oder Rabatte sammeln könnten. Auch kontaktlose Bezahlmöglichkeiten und digitale Preisbenachrichtigungen stoßen auf großes Interesse. Gleichzeitig stellt die Digitalisierung viele Betreiber vor Herausforderungen: Hohe Investitionskosten, komplexe IT-Infrastrukturen und der Mangel an Fachkräften erschweren die Transformation besonders für kleinere Anbieter.

Konsolidierung des Marktes erwartet

Die Studie prognostiziert einen deutlichen Rückgang der Tankstellenzahl in Deutschland. Je nach Szenario könnte die Anzahl von aktuell rund 14.400 auf 12.800 bis 11.000 Stationen im Jahr 2035 sinken. Besonders betroffen seien ländliche Standorte ohne zusätzliche Serviceangebote, so Bearing Point. Gleichzeitig zeichne sich eine Verschiebung der Marktanteile ab. Während die „Big Five“ (Aral, Shell, TotalEnergies, Esso und Jet) aktuell rund 67 Prozent des Kraftstoffabsatzes kontrollieren, könnten neue Player aus dem Energie-, Handels- und Technologiesektor an Bedeutung gewinnen.

Die Studie gibt konkrete Empfehlungen für Tankstellenbetreiber:

  • Strategisches Portfoliomanagement: Regelmäßige Überprüfung, welche Standorte zukunftsfähig sind
  • Entwicklung standortspezifischer Konzepte für Stadt, Land und Autobahn
  • Aufbau von Partnerschaften mit Energie-, Handels- und Technologieunternehmen
  • Konsequente Digitalisierung von Prozessen und Kundenschnittstellen
  • Erschließung neuer Zielgruppen wie Flottenbetreiber und Mobilitätsplattformen

„Tankstellenbetreiber müssen jetzt die Weichen für die Zukunft stellen. Die Transformation der Tankstelle bietet enorme Chancen – wenn man sie proaktiv gestaltet“, so Nina London abschließend.

Quelle: Bearing Point – Pressemitteilung vom 05.06.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Smartino:

Dank Internet und Schwarmwissen werden die Autos auch ohne Verkehrszeichenerkennung wissen, welche wo stehen. Temporär aufgestellte Verkehrszeichen könnten sich z.B. durch Funk outen.
Kurz, es gibt viele Möglichkeiten. Denken wir doch positiv und freuen wir uns auf die Erleichterungen auf uns zukommen werden.

Thomas Schmieder:

Achtung, Satire:

Induktiv laden, tolle Idee für Staus!
Wir brauchen mehr Mobile, damit wir mehr Staus bekommen, um besser induktiv laden zu können!

Reinhold:

Wozu Tankstelle?
Mein neues E Auto kann in Zukunft induktiv mit über 70KW während der Fahrt Tanken
Sollte der Akku doch durch Zufall fast leer sein….. Fährt mein Auto … wie mein Rasenmäher….
selbstständig zu einer Ladesäule, oder einfach nur ein bißchen Induktiv auf der Straße herum um zu Laden
Viel Glück mit einer Tankstelle

Holger p4:

Willkommen bei Shell
Zwei Bifi zum Preis von Einer ?
……Mann, ich muss das fragen…
Feuerzeug fürń Euro dazu ?

Die Tankstelle von Morgen wird mindestens genauso Kotze sein, wie die von heute.

Sven:

Autonome Autos werden in Flotten betrieben, der Flottenbetreiber wird sie zentral warten und laden. Private autonome Autos könnten selbständig an Ladeparks laden (und sich reinigen lassen), ohne das jemand aussteigt und sich einen Snack holt. In Zukunft wird es für Tankstellen (falls es die dann noch gibt) oder Ladestationen wichtig sein, fürs leibliche Wohl zu sorgen und eine saubere Toilette zur Verfügung zu stellen. Allerdings könnten Restaurants den Spieß umdrehen und Schnellader auf deren Parkplatz haben.
Autonome Autos werden auch die Nacht- und Wochenend-Shops ersetzen, indem sie die Ware direkt zum Kunden bringen. Nachts könnten sie Pakete zuzustellen. Das wäre dann das Aus für die Paketstationen bei den Tankstellen.

Gastschreiber:

Und was sollte die, nehmen wir an, es gäbe bis dahin hierzulande funktionierende, autonome Fahrzeuge, das für eine Auswirkung auf die Tankstellen haben? Evtl. die Einführung von autonomen Ladevorrichtungen, aber ansonsten muss man sich auch 2035 darum bemühen die Nutzer, die nicht autonom fahren anzulocken.
Gerne erklären, ich verstehe den Hinweis nicht.

Gastschreiber:

Meine Güte, auf welcher Flughöhe wurde denn diese Studie durchgeführt, ein Sammelsurium an Pauschalitäten und Platzhaltern und Phrasen. Da ist NICHTS neues dabei, ebenso erkennt man nicht, worin denn der Unterschied zwischen Evolution und Revolution sein soll im Konzept.
Bringe ich mir meinen letzten Tankstellenaufenthalt ins Gedächtnis, dann frage ich mich, wie würde das o.g. Konzept diese Tankstelle verändern? Ich bin mit meiner Flottenkarte zum Tresen, habe eine Businesswäsche geordert, nach einer kurzen Vorwäsche, hier sähe ich einen Support „Menschen“ die das Auto mit Hochdruckvorwäsche besser sauber machen als ich Nichtprofi, nach der Wäsche an die Ladesäule, die direkt auf dem Gelände ist und kurz die Türeinstiege zu säubern, auch hier sähe ich eine Supportmöglichkeit, achja, den Ladevorgang konnte ich auch mit der Flottenkarte starten und die Nutzung des Waschraums war kostenlos. Ich wüsste jetzt nicht, was hier groß evolutionäres geschehen soll. Pakete, Rabatte, Punkte, ok, aber gibt es das nicht schon? Shell Clubsmart als Beispiel, oder Payback.
Die Tankstelle hat so einen togo Shop drin und man kann sogar am Sonntag die Waschanlage nutzen, da Wohngebiete nicht zu nah sind. Also werte Studiendurchführer, bitte konkrete Konzepte oder zeigt Mustertankstellen.

Philipp:

Die erste Version einer Verkehrszeichenerkennung hat BMW übrigens in 2008 vorgestellt, das ist auch schon 17 Jahre her und es funktioniert immer noch nicht richtig.
Zeige mir also einfach eine funktionierende Geschwindigkeitsverkehrszeichenerkennung, an dem alle seit Jahren arbeiten und alle zusammen schon versagen.

Sven:

Genau solche Leute wie du arbeiten an solchen Berichten. Mein Mobiltelefon hat übrigens keine Tasten, muss täglich geladen werden und war ziemlich teuer. Geh mal 18 Jahre zurück und sieh dir die Kommentare zu diesen Geräten an.

Philipp:

Von wo bis wo sollen die rumfahren? Kennst Du schon die Verkehrsregeln, die dann gelten werden, damit sie heute schon in der KI trainiert werden könnten?
Es ist vergleichsweise einfach, abgesteckte Strecken zu automatisieren, weil man alle sichtbaren Verkehrszeichen UND IHRE BEDEUTUNG dem Fahrzeug mitteilen kann.

Und nicht vergessen: Wir sprechen hier von den 27 Mitgliedsstaaten der EU (zuzüglich der Länder drumherum) mit all ihren im Detail unterschiedlichen Regelungen, Verkehrszeichen und Sonderbarkeiten. Meinst Du, irgendein Autounternehmen will sich mit den Regelungen jeder einzelnen europäischen Stadt auseinandersetzen und sie in seine Software einprogrammieren?

Ich kenne heute noch keine Verkehrszeichenerkennung, die wirklich 100% schafft, auch nicht nur in Deutschland und auch nicht nur auf deutschen Autobahnen. Ich wäre schon zufrieden, wenn die Geschwindigkeitsregelungen immer (IMMER!!11!) korrekt erkannt werden. Die ist sogar gesetzlich für jedes Auto inzwischen vorgeschrieben, warum versagen alle Systeme durch die Bank?

Das wäre zumindest mal ein erster Schritt, der mir irgendeine Hoffnung gäbe, absehbar generelles autonomes Fahren zu erwarten.

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