Noch gestern haben wir berichtet, dass sich im Grundsatzstreit der deutschen Autoindustrie über die Förderung der Mobilität der Zukunft und neue Milliardenhilfen für Elektroautos die Konzerne nach Informationen der Süddeutschen Zeitung ein Krisentreffen planen. Hierzu kamen am gestrigen Mittwoch die Chefs von VW, Herbert Diess, BMW, Harald Krüger, und Daimler, Dieter Zetsche zusammen. Eine Lösung scheint ebenfalls gefunden.
VW, Daimler und BMW sowie VDA an einem Tisch
Die Chefs der deutschen Autobauer Volkswagen, Daimler und BMW sowie VDA-Präsident Bernhard Mattes haben sich am gestrigen Mittwoch zusammengesetzt und VWs radikale Forderung hin zur rein elektrischen Mobilität diskutiert. Diese hat im Vorfeld auch bei Zulieferern wie ZF Friedrichshafen und Bosch für Diskussionen gesorgt.
Im Kern geht es darum, ob sich die Förderung – wie es VW-Chef Herbert Diess vorschwebt – kĂĽnftig ausschlieĂźlich auf Elektroautos konzentrieren soll. Gemeinsam habe man sich nun auf Elektroautos und Hybride als „Gebot der Stunde“ verständigt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus VW-Kreisen erfuhr. Des Weiteren sei man sich wohl einig, dass die Ladeinfrastruktur weiter ausgebaut werden mĂĽsse.
Die Meinungen von VW-CEO Diess und BMW-Chef KrĂĽger seien wohl besonders stark aufeinander geprallt. KrĂĽger sei ganz klar anderer Meinung beim Punkt Technologieoffenheit. Diess woll seinerseits will Subventionen vor allem auf kleine vollelektrische Autos konzentrieren, KrĂĽger sehe aber auch andere Antriebsvarianten – etwa die wasserstoffbetriebene Brennstoffzelle, Hybride oder synthetische Kraftstoffe – immer noch als Option.
Gerade hinsichtlich der wasserstoffbetriebene Brennstoffzelle ergebe sich aus Krügers Sicht Diskussionsbedarf, denn die Entwicklung in verschiedenen Teilen der Welt sei unterschiedlich. In einigen Ländern sei Wasserstoff eine Alternative zum Batterieauto. So schloss der BMW CEO nicht aus, dass die Politik in einem wichtigen Land die Hersteller dazu verpflichten könnte, Brennstoffzellen-Autos anzubieten und sie andernfalls überhaupt keine Autos mehr dort verkaufen dürften. Deshalb sei Technologieoffenheit aus Sicht von BMW weiterhin wichtig.
Bei Wasserstoff betriebene Brennstoffzellenautos sei fĂĽr kommende Jahre keine Marktreife zu erwarten
Dennoch ergab das Gespräch der drei Konzernchefs, dass man davon ausgehe, dass mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellenautos in den nächsten etwa zehn Jahren nicht marktreif sein würden. Das Thema VW-Austritt aus der VDA wurde nicht weiter diskutiert. Lediglich Krüger, BMW, gab zu verstehen, dass man weiterhin zur VDA stehe.
Einig sei man sich, dass die Ladeinfrastruktur weiter ausgebaut werden müsse. Zudem müssen bürokratische Hürden verschwinden, welche beispielsweise deutschen Einzelhändler eine wirksamere und weniger bürokratische Förderung von Ladesäulen für E-Fahrzeuge.
Denn die Einzelhändler sehen in ihren Standorten großes Potenzial für den Ausbau der Ladeinfrastruktur: Allein der Lebensmitteleinzelhandel habe mit seinen 38 000 Standorten rund 1,9 Millionen Stellplätze, die prinzipiell ausgerüstet werden könnten.
Quelle: Automobilwoche – E-Autos und Hybride ‚Gebot der Stunde‘: Autobosse einigen sich nach Zoff um E-Mobilität