Stellantis hat angekündigt, die Produktion in mehreren europäischen Werken zeitweise zu unterbrechen. Der Konzern reagiert damit auf die schwache Nachfrage nach Autos und auf wachsende Lagerbestände. Offiziell erklärte das Unternehmen am 23. September, man wolle die Fertigung anpassen und so flexibel wie möglich auf die aktuelle Marktlage reagieren.
Besonders betroffen ist das Werk in Pomigliano bei Neapel. Dort laufen üblicherweise der Fiat Panda und der Alfa Romeo Tonale vom Band. Zwischen dem 29. September und dem 6. Oktober stehen die Bänder jedoch still. Rund 3800 Beschäftigte sind in dieser Zeit in Kurzarbeit. Stellantis spricht in diesem Zusammenhang von einer vorsichtigen und verantwortlichen Entscheidung für eine begrenzte Zeitspanne.
Auch in Frankreich wird die Produktion angehalten. Das Werk in Poissy westlich von Paris pausiert vom 13. bis zum 31. Oktober. Dort entstehen normalerweise der DS3 und der Opel Mokka. Nach Angaben des Konzerns soll die Unterbrechung helfen, die Produktionsmengen an die schleppende Nachfrage anzupassen und gleichzeitig Lagerbestände kontrolliert abzubauen.
Weitere Standorte stehen ebenfalls auf der Liste der geplanten Unterbrechungen. Dazu zählen das Werk in Tychy in Polen, die Produktion in Eisenach in Deutschland sowie zwei Fabriken in Spanien. Stellantis bestätigte, dass es um zeitlich befristete Maßnahmen geht, die sich an der aktuellen Absatzlage orientieren.
Geringer Absatz zwingt Stellantis zu europaweiter Produktionspause
Hintergrund sind die geringen Zuwächse im europäischen Markt. In den ersten acht Monaten des Jahres stiegen die Neuzulassungen nur minimal. Laut Daten des Marktforschers Dataforce legte der Absatz im Vergleich zum Vorjahr um lediglich 0,3 Prozent zu. Für Stellantis selbst ergibt sich sogar ein Rückgang. Die Verkäufe sanken in diesem Zeitraum um 6,6 Prozent. Die schwachen Zahlen liegen bei den meisten Herstellern vor allem an rückläufigen Verkaufszahlen von Benzinern und Dieseln, welche die Zuwächse bei Elektroautos und Plug-in-Hybriden nicht bei allen Herstellern ausgleichen können.
Vorstandschef Antonio Filosa, der das Amt erst vor Kurzem übernommen hat, will den Trend bei Stellantis umkehren. Seine Strategie sieht vor, Umsatz und Stückzahlen wieder zu steigern, wie auch Automotive News Europe berichtet. Ein Kernpunkt dabei sind neue Modelle, die auf die wichtigsten Segmente in Europa abzielen. Dazu gehört die Smart Car Familie, zu der der Citroën C3, der C3 Aircross, der Opel Frontera und der Fiat Grande Panda zählen. Mit diesen Autos will Stellantis vor allem das Volumengeschäft in erschwinglichen Klassen stärken.
Währenddessen nimmt der Wettbewerb aus China an Fahrt auf. Marken wie BYD bringen preislich aggressive Modelle nach Europa. Sie drängen in mehrere Segmente gleichzeitig und verschärfen damit den Druck auf die etablierten Hersteller. Stellantis sieht daher Überkapazitäten im Markt und reagiert mit einem vorsichtigen Zurückfahren der Produktion.
Auch jenseits des Atlantiks steht der Konzern unter Druck. In den Vereinigten Staaten wirken sich Importzölle auf Kosten und Lieferketten aus. Besonders der Alfa Romeo Tonale leidet darunter. Für die Marke ist der US Markt bedeutend, doch die zusätzlichen Abgaben bremsen die Nachfrage.
In Pomigliano spielt neben der schwachen Nachfrage noch ein weiterer Faktor eine Rolle. Flottenbetreiber und Autovermieter bestellen zum Jahresende traditionell weniger Autos. Da der Fiat Panda stark in diesem Bereich gefragt ist, sinken die Bestellungen spürbar. Mit einer Produktionspause will Stellantis die Lagerbestände im Blick behalten und den Standort zugleich für kommende Aufgaben neu ausrichten.
Quelle: Automotive News Europe – Stellantis to pause output at 6 plants in Europe amid weak market