Stellantis unter Druck: Italien verlangt lokale Produktion

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min  —  0 Kommentare

Die italienische Automobilindustrie steht vor einer bedeutenden Wende. Giorgia Meloni, Italiens Ministerpräsidentin, hat den Autokonzern Stellantis dafür kritisiert, die Autoproduktion in Länder mit niedrigeren Kosten verlagern zu wollen. Meloni betonte vor dem Parlament in Rom, wie wichtig es sei, italienische Interessen zu schützen und eine ausgeglichene Beziehung mit Stellantis aufzubauen. „Autos, die als italienische Juwelen vermarktet werden, müssen auch in Italien produziert werden“, erklärte sie.

Der Konzern, der italienische Marken wie Fiat und Alfa Romeo besitzt, geriet in die Kritik, nachdem bekannt wurde, dass das Unternehmen seinen italienischen Zulieferern einen Brief geschickt hatte. In diesem wurden Investitionsmöglichkeiten in Marokko hervorgehoben – ein Land, das schon von mehreren Unternehmen in der Autoindustrie für die kostengünstigere Produktion von Elektroautos genutzt wird.

Die italienische Regierung will sich dafür einsetzen, dass Stellantis jährlich eine Million Autos in Italien produziert. Der Konzern steht zunehmend wegen seiner Sparmaßnahmen unter Beobachtung. Carlos Tavares, der CEO von Stellantis, ist bekannt dafür, offen Kritik an Politikern zu üben. Er wies darauf hin, dass die strenge Haltung Italiens in Bezug auf Anreize für Elektroautos dazu geführt haben soll, dass im vergangenen Jahr weniger Autos im Mirafiori-Werk von Stellantis produziert wurden.

Auf Nachfrage zu dem Brief an die italienischen Zulieferer sagte Tavares, dass sowohl Zulieferer als auch Autohersteller kreativ sein müssen, um Kosten zu senken, vor allem angesichts des teuren Übergangs zur Elektromobilität. Was nicht in Gänze der Aussage von Tavares vor einigen Tagen entspricht, in denen er geäußert hat, dass Stellantis nicht um jeden Preis in einen Elektroauto-Preiskampf einsteigen möchte.

Stellantis will mehrere Milliarden Euro in Italien investieren

Stellantis betonte sein Engagement für Italien. In einer E-Mail-Erklärung am Mittwoch, die dem Fachblatt Automotive News Europe vorliegt, teilte der Hersteller mit, dass mehrere Milliarden Euro in italienische Betriebe für neue Produkte und Produktionsstätten investiert wurden und weiter investiert werden sollen.

Meloni äußerte sich auch kritisch zur Fusion zwischen FCA und der französischen PSA-Gruppe. Sie bezeichnete sie als verdeckte französische Übernahme der historischen italienischen Gruppe. Sie merkte an, dass die industriellen Entscheidungen der Gruppe stärker die französischen Anforderungen als die italienischen berücksichtigten.

Das Gleichgewicht zwischen Italien und Frankreich im Vorstand von Stellantis war in der Vergangenheit ein Streitpunkt zwischen den beiden Ländern. Frankreich besitzt über die staatliche Bpifrance einen Anteil von 6,1 Prozent an Stellantis und hat Vertreter im Vorstand des Unternehmens. Italien hingegen hat keinen Anteil und somit auch keine Vertreter.

Melonis Bemerkungen folgen auf tiefere Spannungen mit Frankreich. Ihre Beziehungen zu Präsident Emmanuel Macron waren zu Beginn ihres Mandats angespannt. In Rom gibt es eine lange Geschichte der Verärgerung über französische Geschäftsübernahmen in Italien, die als dominierend empfunden wurden. Man darf gespannt sein, ob die Ansage von Meloni bei Stellantis nachhaltig Beachtung finden wird.

Quelle: Automotive News Europe – Italy’s Prime Minister Meloni picks fight with Stellantis on car production

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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h

heinr

29.1.2024

die rechten Europäer scheinen als erste zu Begreifen das der globale Markt zwei Seiten hat.

G

Glücksritter

30.1.2024

National First Policy wird zunehmend ein unbequemes Thema werden….Trump war der populärste Kopf und wird es vielleicht auch wieder werden….

M

MMM

29.1.2024

Insbesamt betrachtet kann ich diese These nicht bestätigen.
Die Gesamtzusammenhänge in der Wirtschaft werden gerade von Rechtspopulisten immer mal wieder vernachlässigt – gerade in Deutschland. In Italien mag das stellenweise anders sein.
Aber Meloni kann verlangen was Sie will, ohne es jemals zu bekommen. Einzig den Zugang zum Markt könnte sie erschweren, aber auch das hat Grenzen, solange Italien in der EU mitspielen will. Also wird Stellantie machen, was Stellantis machen will.

a

alchemist

29.1.2024

Korrekturservice: Vermutlich hat die Autokorrektur aus Regierungspopulisten „Rechtspopulisten“ gemacht.

M

MMM

3.2.2024

Dem ist nicht so, dein Verständnis von Korrektur ist das Problem.
Aber die Rechtspopulisten sind in Italien an der Regierung, soweit stimmt es.
In Deutschland sind die Bauernfänger noch nicht so weit.
Dich scheinen sie aber schon zu haben.

a

alchemist

3.2.2024

Ihr Verständnis von Ironie und Ihre Wahrnehumg der deutschen Realität ist scheinbar das Problem. Ihre Aussage „ Die Gesamtzusammenhänge in der Wirtschaft werden gerade von Rechtspopulisten immer mal wieder vernachlässigt – gerade in Deutschland.“ erscheint geradezu grotesk angesichts der links-grünen Ideologie, die die deutsche Wirtschaft gegen die Wand fährt. Das meinte ich mit Regierungspopulismus.

W

Wolfbrecht Gösebert

29.1.2024

Die Ministerpräsidentin Italiens redet vor allem nach »innen« – eine Außenwirkung hat das kaum: Solange Frau Meloni das europäische Tischtuch nicht zerschneiden will, wird – wie hier schon gesagt – „Stellantis machen, was Stellantis machen will“ :)
Was die Aussagen von Herrn Tavares dazu allerdings angeht, kann man eine klare Richtung oft allerdings nicht wirklich erkennen.

F

Frido Horn

30.1.2024

Ich finde es immer lustig, wenn Rechtspopulisten versuchen ihre Ideologie politisch umzusetzen und dann an der Realität scheitern. Im schlimmsten Fall könnte Stellantis sogar den Standort Italien ganz verlassen, wenn andernorts die Wettbewerbsbedingungen besser sind. Deswegen heißt es ja auch internationaler Wettbewerb.

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