Stellantis, ein weltweit agierender Automobilkonzern, hegt wohl ambitionierte Pläne für die Erweiterung seiner Elektroauto-Produktion in Italien. In Zusammenarbeit mit dem chinesischen Partner Leapmotor soll das Unternehmen erwägen, jährlich bis zu 150.000 kostengünstige Elektroautos in Italien herzustellen. Das historische Fiat-Werk in Mirafiori, Turin, sei als Produktionsstätte vorgesehen.
Europäische Händler von Stellantis sollen zudem die Vertriebsaufgaben übernehmen. Mit einem Produktionsstart, der bereits in den Jahren 2026 oder 2027 anvisiert wird, könnte dieses Vorhaben bald Realität werden, wie Automotive News Europe berichtet. Somit würde der Konzern seinen Teil dazu beitragen, eine chinesische Marke nach Europa zu bringen.
Carlos Tavares, CEO von Stellantis, betonte die Bedeutung von Wettbewerbsfähigkeit in Bezug auf Kosten und Qualität für die Realisierung dieses Projekts. Er sieht eine Chance, die es zu ergreifen gelte. Das Unternehmen kommentierte diese Aussagen offiziell, hielt sich jedoch mit weiteren Details zurück. Insiderinformationen zufolge hat Stellantis den Plan, batteriebetriebene Fahrzeuge der Marke Leapmotor in größerer Stückzahl in Mirafiori zu fertigen.
Das Werk in Mirafiori zählt zu den ältesten Automobilfabriken Europas und war einst eine der größten Produktionsstätten, bekannt für die Herstellung ikonischer Modelle wie des Fiat 600 und Fiat 500. Heute werden dort unter anderem Maserati-Modelle und der Fiat 500 Elektro sowie Fiat 600 Elektro gefertigt. Die zusätzliche Produktion von Leapmotor-Autos würde Stellantis dabei unterstützen, sein Versprechen gegenüber der italienischen Regierung zu erfüllen, die Fahrzeugproduktion in Italien bis zum Ende des Jahrzehnts auf eine Million Einheiten zu steigern.
Die Partnerschaft mit Leapmotor, die im Oktober offiziell wurde, fügt der Markenvielfalt von Stellantis eine “15. Marke” hinzu, die sich insbesondere an preisbewusste Konsumenten richte. Das gemeinsame Ziel der Zusammenarbeit sei, bis 2030 außerhalb Chinas 500.000 Fahrzeuge zu verkaufen. Die Produktion der E-Autos direkt in Italien und damit der EU würde dazu beitragen, dass der chinesische Hersteller etwaige Strafzölle umgehen kann.
Stellantis hat bereits strategische Entscheidungen getroffen, die Kapazitäten für die Produktion von Leapmotor-Modellen in Mirafiori freimachen könnten. So endet die Produktion des Maserati Levante Ende März, und der Nachfolger des Luxus-SUV wird ab 2027 in Cassino, Mittelitalien, hergestellt. Die Fertigung des Fiat 500 Elektro soll Ende 2026 auslaufen, wobei der Nachfolger auf der STLA Small-Plattform von Stellantis basieren und in einem noch zu bestimmenden Werk in Europa produziert werden wird.
Leapmotor, noch ein kleinerer Akteur auf dem chinesischen Markt, plant die Einführung von fünf weltweit orientierten Modellen in den nächsten zwei Jahren. Darunter ist auch der C10, ein elektrischer SUV, der speziell für internationale Märkte konzipiert und bereits auf der IAA Mobility in München vorgestellt wurde.
Quelle: Automotive News Europe – Stellantis could build Chinese partner Leapmotor’s EVs in Italy