In unserem Artikel: “Umschwung in China – Wasserstoff-Brennstoffzelle rückt in den Fokus” sind wir bereits darauf eingegangen, dass Bosch viel von der Wasserstoff-Brennstoffzelle hält. Erst kürzlich ist man in den Markt für mobile Brennstoffzellen eingestiegen und bereitet den Durchbruch der Technik für Lkw und Pkw vor. Im Gespräch mit der Automobil Industrie hat Stefan Hartung, Geschäftsführer des Bereiches Mobility Solutions bei Bosch erklärt, warum man in den Markt für Brennstoffzellen einsteigt und was man sich davon verspricht.
Aus seiner Sicht brauche Bosch „für verschiedene Märkte, Länder, Kunden und Anwendungsfälle verschiedene Technologien.“ Somit verschreibe man sich auch bei Bosch der „Fächerstrategie“, nach der neben batterieelektrischen Antrieben auch andere Alternativen zum Verbrennungsmotor entwickelt werden – etwa Wasserstoff- beziehungsweise Brennstoffzellentechnik, synthetische Kraftstoffe oder Hybride.
Geht es nach Bosch, wird es ungefähr 2030 so weit sein, dass in Deutschland zwei von fünf Fahrzeugen elektrisch unterwegs sein werden. Die restlichen drei Fahrzeuge sind dann weiterhin mit Benzin- und Diesel-Systemen unterwegs.
Aus diesem Grund gibt Hartung auch zu verstehen, dass man “für alle Topologien, die beim Antrieb möglich sind” optimale Lösungen geboten werden. “Den Verbrenner müssen wir aus Gründen der CO2-Bilanz und aus ökonomischen Gründen weiterentwickeln. Und natürlich braucht man Technologien auch für hybride sowie batterieelektrische und Fuel-Cell-Fahrzeuge”, so Hartung weiter.
Interessant ist auch die Aussage Hartungs, dass man sich die Wasserstoff-Brennstoffzelle zunächst vor allem in Hinblick auf das Thema Langstrecken-Lkws angesehen hat. So brauche man “zwar auch eine Infrastruktur, aber eine einfachere als für batterieelektrische Fahrzeuge. Mit der Fuel Cell kann ich CO2-Neutralität erreichen, und zwar ohne die enorme zusätzliche Masse, die eine Batterie mit sich bringt”, so Hartung.
“Ein Vorteil für uns ist, dass wir die Technologie beherrschen. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie erfolgreich sein wird. Das bestimmen letztlich die Märkte. Es kann sein, dass die Brennstoffzelle am Ende nur in bestimmten Fahrzeugen sinnvoll ist.” – Stefan Hartung, Geschäftsführer des Bereiches Mobility Solutions bei Bosch
Stefan Hartung äußert sich im Interview auch, dass man vonseiten Bosch dann auf ein Ökosystem aufspringt, wenn man denkt, “dass ein großes Volumen folgt, die Technik besonders ist, oder wenn wir eine prägende Rolle übernehmen können”. Man selbst forme ja auch Ökosysteme. “Das ist sinnvoll, weil neue Technologien anfänglich immer einen hohen Aufwand erfordern. Man sollte nicht alles neu entwickeln, wenn es schon in ähnlicher Form und hoher Qualität besteht”, so Hartung.
Quelle: Automobil Industrie – Stefan Hartung: „Wir beherrschen die Fuel-Cell-Technologie“