Dem indischen Stahlunternehmen Tata Steel zufolge soll sich mit der zunehmenden Verbreitung von Elektroautos auch die Stahlnachfrage erhöhen. In der Studie mit dem gelungen doppeldeutigen Titel „Charging towards a sustainable future“ (hier als PDF-Dokument, englisch) heißt es, dass der Bedarf an Stahl allein der europäischen Autoindustrie bis 2050 um 4,2 Millionen Tonnen zunehmen soll. Das entspräche einem Plus von knapp 25 Prozent gegenüber den rund 17,5 Millionen Tonnen, die aktuell für eine Jahresproduktion Autos benötigt werden.
Zu 100 Prozent teilen können wir diese Einschätzung allerdings nicht. Denn auch Verbrennerfahrzeuge bestehen aus Stahl. Wenn der Anteil von Elektroautos steigt, heißt das im Umkehrschluss nicht, dass deswegen insgesamt mehr Autos produziert werden. Nur wenn insgesamt mehr Fahrzeuge auf die Straßen kommen, erhöht sich auch die Stahlnachfrage signifikant. Verstärkt wird der Bedarf an dem Werkstoff wohl auch durch den Trend zu immer größeren und schwereren Autos wie SUVs, die von Jahr zu Jahr beliebter werden.
Um die von der EU vorgegeben CO2-Ziele – ab 2021 darf die Neuwagenflotte eines Herstellers nur noch 95 g/km CO2 ausstoßen – einhalten zu können, müssten sich die Autohersteller eigentlich um das Gegenteil bemühen und die Autos kleiner, leichter und somit effizienter bauen.
Laut Tata Steel sind CO2-Einsparungen in der gesamten Lieferkette möglich, nicht nur beim Fahren allein, was die Gesamtbilanz wiederum verbessern würde. „Mit der Elektromobilität kann der Werkstoff Stahl seine Nachhaltigkeit voll ausspielen. In der Zukunft wird es zunehmend um Lebenszyklus und Ökobilanz beim Werkstoffeinsatz gehen. Stahl wird hier mit seiner umfassenden Recyclingfähigkeit punkten“, sagt Hans Jürgen Kerkhoff, der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, in einem Bericht der Welt.
„Die Autos müssen bezahlbar bleiben“
Stahl als Werkstoff habe gegenüber Aluminium und Carbonfaser neben seiner Recyclingfähigkeit den Vorteil, dass er deutlich günstiger ist. „Die Autos müssen bezahlbar bleiben – dafür brauchen wir weiterhin Stahl“, sagt Heinz Jörg Fuhrmann, Vorstandschef von Deutschlands zweitgrößtem Stahlkonzern Salzgitter, der Zeitung.
Das hat auch Tesla erkannt: Setzte der Elektroauto-Pionier beim Model S aus Gewichtsgründen noch auf eine Mischung aus Aluminium, Titan und Stahl, hat er für seinen Massenstromer Model 3 die Strategie geändert – und auf reinen Stahl umgeschwenkt. Die Stahlindustrie hat Tesla diese Entscheidung erleichtert, unter anderem mit regelmäßigen Innovationssprüngen beim Leichtbaustahl.
Quellen: Welt.de – Jetzt sind Tesla & Co. die Retter der Stahlindustrie // Tata Steel – The future is electric, the future is steel