Die Milliarden-Förderung des Staates steht bereit – nun müssen die Pläne umgesetzt werden: Bereits im November hatte die Bundesregierung einen Zukunftsfonds für den Wandel der Autobranche hin zu saubereren Antrieben beschlossen. Damit will sie den Strukturwandel der Autoindustrie mittel- und längerfristig begleiten, berichtet der “Spiegel”. Dieser Fonds mit einem Volumen von einer Milliarde Euro bis 2025 sei jetzt startklar, wird Finanzminister Olaf Scholz anlässlich eines “Autogipfels” der Regierung zitiert. “Unser Ziel ist, dass die deutsche Automobilindustrie die klimafreundlichen Autos der Zukunft baut, neue Arbeitsplätze entstehen und Wertschöpfung erhalten bleibt.”
Unterstützt werden soll mit dem Fonds die Zukunftsorientierung der Branche und der Autoregionen. Laut Finanzministerium wurde nun auf Basis eines Expertenberichts die konkrete Ausgestaltung geklärt. Scholz sagte, mit mehr als 300 Millionen Euro sollten regionale Kooperationen für Beschäftigte und Unternehmen vor Ort gefördert werden, um an konkreten Zukunftsideen zu arbeiten. Daneben geht es um Hilfen bei der Digitalisierung und bei Umstellungen der Produktion für neue Antriebstechnologien wie Elektromobilität.
Angedacht waren neben der “strategischen strukturpolitischen Orientierung” auch Strategien für den Wandel speziell in den Regionen mit besonders vielen Unternehmen der Autobranche, heißt es. Laut “Handelsblatt” sollen nun bis zu 380 Millionen Euro in die vom Strukturwandel in der Branche besonders betroffenen Regionen fließen. Das empfiehlt der Expertenbeirat des “Autogipfels” bei Bundeskanzlerin Angela Merkel demnach in seinem Abschlussbericht.
“Es gibt 70 Cluster in Deutschland, von denen 20 bis 30 potenzielle Problemfälle sind“, sagte der Co-Vorsitzende des Gremiums, Jens Südekum, von der Universität Düsseldorf, der Zeitung. “Sie sind geprägt von vielen kleinen Zulieferern, die bisher stark auf die Verbrennertechnologie fokussiert sind und noch keine Strategie für die Zukunft entwickelt haben.”
Dem Bericht zufolge sollen sie sich um durchschnittlich zwei bis drei Millionen Euro im Jahr bewerben können, um gemeinsam mit Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Arbeitsagenturen sogenannte “Transformationsagenturen” aufzubauen. Zu den Regionen, die bereits Anträge vorbereitet haben, gehören laut Südekum das Saarland, Südwestfalen und Südost-Niedersachsen.
Darüber hinaus wollen sich 23 weitere Regionen und Kommunen bewerben, darunter Sachsen-Anhalt, Leipzig und Südwestsachsen, aber auch Berlin, Köln, Heilbronn und Reutlingen sowie das Rheinische Revier und Mittelhessen. Weitere 410 Millionen Euro soll die Bundesregierung laut Expertengremium bereitstellen, um die Digitalisierung der Branche zu fördern, wozu auch neue Betriebssysteme für Autos gehören oder autonome Fahrfunktionen.
“Das zentrale Thema für die erfolgreiche Transformation ist die Digitalisierung“, resümierte Südekum, unabhängig von der künftigen Antriebsform. Weitere Fördermittel empfiehlt das Gremium für die Umstellung der Fertigungstechniken hin zu elektrischen Antrieben und einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.
Ob die nun vorgesehene Hilfe ausreicht, ist unklar. Durch den Umstieg von Verbrennungs- auf Elektromotoren könnten in der deutschen Autoindustrie trotzdem Hunderttausende Arbeitsplätze wegfallen. Gleichzeitig könnten nach jüngeren Schätzungen aber noch mehr neue Jobs rund um Produktion und Unterhalt von Elektroautos entstehen.
Insgesamt sollen die Unternehmen neben dem Zukunftsfonds aus Förderprogrammen im Volumen von rund drei Milliarden Euro bis 2026 profitieren können. Unter anderem Grünenpolitiker Oliver Krischer hatte in der Vergangenheit den Einsatz von Steuergeldern hierfür kritisiert und dem Bayerischen Rundfunk gesagt: “Dass wir so etwas brauchen in Deutschland für diese Industrie, zeigt, was in der Vergangenheit alles schiefgelaufen ist.”
Quelle: spiegel.de – Bundesregierung stützt deutsche Autoindustrie mit “Zukunftsfonds”