Japans Automobilindustrie schaltet in den Attacke-Modus. Erst rotten sich Honda, Nissan und Mitsubishi zusammen, um im Ausscheidungs-Wettkampf überleben zu können und jetzt machen Honda und Sony Nägel mit Köpfen. Auf der CES stellt das Gemeinschaftsunternehmen Sony Honda Mobility (SHM) einen seriennahen Prototypen des gemeinsam entwickelten Elektroautos vor: den Afeela 1.
Ein durchaus interessanter Name, der das englische Verb „to feel“ enthält, zu deutsch: fühlen. Denn das Vehikel soll eine fast schon innige Verbindung mit seinem Fahrer aufbauen. So erklärt es zumindest Sony-Honda-Mobility-CEO Yasuhide Mizuno. „Sony Honda Mobility will die Beziehung zu den Menschen durch intelligente Mobilität verbessern und das Reiseerlebnis revolutionieren“, erklärt der Manager. Klingt vertraut. Einklang von Mensch und Maschine. So kündigen chinesische Automobilbauer gerne ihre Produkte an.
Sony und Honda erfinden das Rad der Automobilität nicht neu. Stattdessen haben sie bei anderen Herstellern genau hingeschaut und eine rollende Melange kreiert. Das fängt schon bei der Optik des Autos an, die viel Lucid und ein bisschen Tesla ist. Apropos: Zum Laden dürfen die Afeela-1-Fahrer bei Elon Musks Superchargern andocken. Die Reichweite der coupéhaften Limousine gibt SHM mit 300 Meilen an, also 483 Kilometer. Kein Wert, bei dem andere Hersteller in Schockstarre verfallen.
Das gilt auch für die maximale Ladeleistung an einer Gleichstrom-Ladesäule, die SHM mit maximal 150 kW angibt. Da die Batterie eine Kapazität von 91 Kilowattstunden hat, dürfte der Espresso-Konsum während der Ladepausen steigen. Unterm Strich ist diese Ladeleistung für ein modernes Elektroauto zu wenig. Das können andere wesentlich besser. Da sollten die Techniker noch einmal nachbessern.
Im Innenraum blickt man auf ein Panorama-Display, das von Tür zu Tür reicht. Auch das hat man schon bei anderen Autos gesehen, zum Beispiel bei Fords Edelmarke Navigator. Die Amerikaner geben sich mit weniger nicht mehr zufrieden. Auf den Rücksitzen blickt man auf zwei große Monitore. Das Lenkrad gleicht einem Steuerhorn ohne oberen Kranz. Das lässt auf Steer-by-Wire schließen. Bleibt nur zu hoffen, dass Sony und Honda die Abstimmung besser hinbekommen als Tesla beim Cybertruck.
Das Infotainment verwandelt das Auto in ein zweites Wohnzimmer, da man auch beim Afeela einen Mikrokosmos kreiert hat, ähnlich wie es Togg und andere vorexerziert haben. Mit an Bord sind unter anderem Amazon, Spotify, Tiktok (kommt aus China, könnte in den USA noch heikel werden), Tune-in und Audible. Für den Sound und die brillante Grafik ist sicher Sony zuständig.
Bei den Assistenzsystemen lassen es die Japaner richtig krachen
Apropos. Man kann dem Auto auch per Smartphone Sprachbefehle erteilen. Das hat Yasuhide Mizuno bei der Vorstellung demonstriert. Und bei den Assistenzsystemen lassen es die Japaner richtig krachen: Der Afeela 1 ist mit 40 Sensoren und Kameras bestückt und übertrifft damit sogar den Radar-Wucher des Nio ET9. Der neue japanische Volksheld wird bei seinem Erscheinen im Sommer des nächsten Jahres in den USA und Japan also mindestens autonomes Fahren des Levels 2++ beherrschen.
Zunächst gibt es den Afeela 1 in zwei Versionen. Das Einstiegsmodell Afeela 1 heißt Origin und kostet mindestens 89.900 US-Dollar, während die vorläufige Signature-Topversion 13.000 Dollar teurer ist. Dafür sind dann das Fond-Infotainmentsystem an Bord, das Center Camera Monitoring System, das den Innenraum überwachen dürfte, und schmucke 21 Zoll Felgen serienmäßig.
Dass man sich an Tesla orientiert, zeigt zum einen die überschaubare Anzahl an Varianten und das Anzahlungsprinzip. Bei der Bestellung müssen die Kunden 200 Dollar hinterlegen. Den Afeela gibt es in drei Außenfarben (Weiß, Grau, Schwarz) sowie zwei Innenausstattungen (Schwarz, Grau). Das senkt die Produktionskosten.