In den letzten 20 Jahren hat die Digitalisierung jeden Aspekt des menschlichen Lebens beeinflusst, verändert, oder zumindest in irgend einer Weise berührt: Kommunikation, soziale Interaktion, Organisation, Ernährung, Wohnen und natürlich Mobilität. Mit der zunehmenden Erleichterung des Zugangs zur digitalen Navigation – zunächst durch handliche GPS-Systeme und später durch Smartphones – beeinflusst die Digitalisierung den Alltag der Mobilität von Millionen von Menschen. Das Navigieren durch ein fremdes Land mit Hilfe einer Karte, die ein Beifahrer versucht zu entziffern, ist inzwischen obsolet geworden. Im Gegenzug heißen wir seither die Roboterstimmen der Sprachassistenten in unseren Fahrzeugen willkommen.
Die Navigation war aber nur der Anfang der digitalen Dienste im Auto. Darüber hinaus sind heute, wie bei vielen anderen Geräten wie Telefonen, Musikanlagen, Heizungen, Kühlschränken und Waschmaschinen, immer mehr Fahrzeuge mit dem Internet verbunden. So werden Zugriffe auf Daten vereinfacht, Software-Wartung Over-The-Air durchgeführt, oder der Zustand von Hardware-Komponenten überprüft. Mittlerweile thronen digitale Infotainmentsysteme über den Armaturenbrettern unserer Autos und geben Auskunft über Geschwindigkeitsbegrenzungen, Entfernungen oder den nächsten Podcast auf einer Playlist.
Als einzigartiges und innovatives Fahrzeug verfüge natürlich auch das Solar-Elektroauto Sion von Sono Motors über solche Funktionen. Diese helfen nicht nur, die Wartung und Aktualisierung der Software zu erleichtern, sondern verraten auch viel darüber, wie das Start-up seine Fahrzeuge weiter verbessern könne, erklärt Sono Motors in einem aktuellen Blogbeitrag. Das setze natürlich voraus, dass Fahrzeughalter bereit sind, diese Daten für solche Zwecke auch zu teilen.
Um diese Services zuverlässig, effizient und sicher anbieten zu können, brauche es einen kompetenten und erfahrenen Partner. Mit dem kalifornischen Softwareunternehmen Sibros, das 2018 gegründet wurde, will Sono Motors genau diesen gefunden haben. Johannes Bückle, Head of Digital Product bei Sono Motors, und Hemant Sikaria, CEO und Mitgründer von Sibros erzählten in dem von Sono selbst veröffentlichten Interview mehr über die neue Partnerschaft, ihre Ziele und die nächsten Entwicklungsschritte.
„Wir haben Sibros gegründet, weil Fahrzeuge aus unserem privaten Umfeld sehr oft von ihren Herstellern zurückgerufen wurden“, erklärt Sikaria. Er habe sein eigenes Auto innerhalb nur eines Jahres dreimal aufgrund von Softwareproblemen zurück zum Händler bringen müssen. Diese „unglaublich zeitraubende und stressige Erfahrung“ habe ihn auf die Idee gebracht, ein eigenes Unternehmen für Over-The-Air (OTA) Updates für Autos zu gründen.
Mit der Technologie hatte er bereits Erfahrung, da er damals noch als Ingenieur beim E-Auto-Primus Tesla beim Aufbau der Software-Update-Systeme beteiligt war. Als Leidtragender von Softwareproblemen bei seinem eigenen Auto stellte er fest, „dass die meisten Autohersteller außerhalb von Tesla keine Software-Update-Funktionen haben, um Probleme aus der Ferne zu beheben“. So kam die Idee auf, Sibros zunächst als kommerzielle Plattform zu gründen, um OTA-Software-Updates für Fahrzeuge anzubieten. „Inzwischen haben wir uns heute zu einem Software- und Datenmanagementsystem für Fahrzeuge entwickelt“, erklärt Sikaria.
„Sibros’ Mission ist es, vernetzte Fahrzeug-Ökosysteme weiter zu etablieren“
„Sibros’ Mission ist es, vernetzte Fahrzeug-Ökosysteme weiter zu etablieren“, so der Gründer weiter, wofür „ein robustes Software- und Datenmanagement“ entscheidend sei. „Mithilfe von vernetzten Fahrzeugen können eine Vielzahl fortschrittlicher Anwendungen und Angebote aufgebaut werden, von denen sowohl Endkunden als auch Autohersteller profitieren“, erklärt Sikaria: „So können wir beispielsweise Softwarefehler beheben, Produktrückrufe mit umfangreichen Software-Updates umgehen, Telematikdaten für nutzungsbasierte Versicherungen nutzen, oder die zukünftige Qualität und das Design von Produkten verbessern“.
Um das zu erreichen, müssen drei Grundvoraussetzungen erfüllt sein, erklärt der Sibros-CEO: „Erstens muss es Software-Updates geben, die von der Cloud an alle verfügbaren Komponenten gesendet werden. Zweitens brauchen wir qualitativ hochwertige Daten, die vom Fahrzeug gesammelt und an die Cloud gesendet werden. Die dritte Voraussetzung sind Fernbedienungs- und Diagnosebefehle, die bei Bedarf an das Fahrzeug gesendet werden“. Für diesen Zweck habe Sibros eine spezielle End-to-End-Plattform entwickelt, die nun auch im Sono Sion zum Einsatz kommen soll.
„Wir sind fest davon überzeugt, dass diese Zusammenarbeit für beide Seiten von Vorteil ist“
„Wir sind fest davon überzeugt, dass diese Zusammenarbeit für beide Seiten von Vorteil ist“, sagt Johannes Bückle von Sono Digital. Als ein vollkommen neuer Autohersteller könne Sono Motors vom Know-how von Sibros nur profitieren. „Das Team dort hat schon an vielen Fahrzeugen gearbeitet und weiß ganz genau, was passieren muss, um bestimmte Anforderungen zu erfüllen“. Das Team von Sono Motors wiederum könne „seine Expertise aus früheren Mobilitätsdiensten als auch aus unseren laufenden Piloten mit einbringen.“
Die Partnerschaft mit Sibros sei für die Produktentwicklung von Sono Digital sehr wichtig, wie Bückle erklärt: „Unser Ziel ist es, ein nahtloses digitales Erlebnis zu schaffen, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Autos“. Das beinhalte Services wie Carsharing, Ride-Pooling und Power-Sharing, sowie das gesamte digitale Erlebnis der Sion-Besitzer. Dafür sei Sibros mit seiner „umfangreichen Erfolgsbilanz bei der Umsetzung und Aktualisierung von vernetzten Fahrzeugen“ der ideale Partner. Da vernetzte Systeme sehr komplex sind, sei „der ganzheitliche Ansatz von Sibros wirklich vorteilhaft“.
„Wenn es um vernetzte Autos geht, bieten viele Unternehmen nur einen Teil des Puzzles an“, erklärt Sikaria. Sibros habe deshalb ein System entwickelt, „das jeden Aspekt der OTA-Software und des Datenmanagements abdeckt“. Dieses „hochgradig konfigurierbare Produkt“ könne relativ schnell in Fahrzeugkonzepten eingesetzt werden. Das sei auch „der zentrale Unterschied zu anderen servicebasierten Lösungen, die mehrere Anbieter mit ausgeprägter Integration und Anpassung benötigen.“
„Viele Anbieter versprechen eine fahrzeugweite Aktualisierbarkeit und Datenerfassung, sprechen aber in Wirklichkeit nur die wichtigsten Infotainment- und Telematikeinheiten oder eine Handvoll von Steuergeräten an“, so Sikaria weiter. Sibros habe sein System deshalb eigens „so konzipiert, dass es wirklich mit jedem Steuergerät im Fahrzeug funktioniert“. So seien Software-Updates möglich, „um jede Komponente neu zu kalibrieren oder zu reparieren“. Gleichzeitig biete das System Sono Motors die Möglichkeit, „Daten zu sammeln, die das zukünftige Produkt auch wirklich verbessern können.“ Sikaria betont in diesem Zusammenhang explizit, „dass alle Software-Updates und Aktivitäten, die mit Datenerfassung zusammenhängen, nur mit der Zustimmung des Kunden und in voller Übereinstimmung mit allen erforderlichen Sicherheits- und Datenschutzbestimmungen durchgeführt werden.“
Aktuell seien die Teams von Sibros und Sono Motors dabei, all diese Dinge im Solar-Elektroauto Sion umzusetzen. Der Anspruch sei, das Gesamtziel von Sono für dieses Jahr zu erreichen: „Alle Meilensteine für die Entwicklung des Sion zu schaffen“, wie Bückle sagt: „Bis Ende 2021 wollen wir alle digitalen Kundenschnittstellen, inklusive Infotainment und die mobile App, innerhalb von Sono Motors entwickeln“.
Quelle: Sono Motors – Pressemitteilung vom 19.08.2021