Sono-Motors-Beirat: „Wir werden in den nächsten Jahren einen großen Wandel sehen“

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Sono Motors

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Der Elektroingenieur Sebastian Böttger, der unter anderem digitale Dienste für die Automobilbranche entwickelt, ist neuerdings Community-Beirat des Solar-Elektroauto-Start-ups Sono Motors. In einem von dem Unternehmen selbst veröffentlichten Interview sprach Böttger über seine Ziele als Beirat, wie er vom Zweifler zum Unterstützer wurde und warum er denkt, dass in zehn Jahren niemand mehr verzweifelt nach Parkplätzen suchen muss.

Böttger fährt bereits seit 2013 komplett elektrisch, und verfügt zudem bei sich zu Hause auch über eigene Solaranlage auf dem Dach. Sein Sono Sion, den er schon sehnsüchtig erwartet, hat ebenfalls eine Solaranlage, geschickt verbaut auf Dach, Motorhaube, der Heckklappe und den Türen des Fahrzeugs. Als Beirat möchte er nun aktiv zur Entwicklung des Sion beitragen, ohne seinen eigentlichen Job bei seiner eigenen Firma vernachlässigen zu müssen. Da er „fachlich viel Erfahrung einbringen“ könne, weil er seit zehn Jahren in der Elektromobilität und der Energiewirtschaft aktiv ist, sieht er sich als ideale Besetzung für den Beiratsposten.

„Eine Auslieferung im Jahr 2019 kam mir extrem ambitioniert vor“

Das Projekt Sono Motors kenne er „beinahe von Anfang an“, er war 2017 auch auf der ersten Probefahrt im Münchner Olympiazentrum. „Dem damaligen Zeitplan und einigen Alleinstellungsmerkmalen des Sion“ sei er allerdings zu Beginn „sehr kritisch“ gegenübergestanden: „Zum Beispiel kamen mir eine Auslieferung im Jahr 2019 und die versprochenen Eigenschaften zu solch einem Preis extrem ambitioniert vor“, so Böttger.

Der Beirat sei seit der großen Finanzierungskampagne zum Jahreswechsel 2019 / 2020sehr viel zufriedener mit der Art und Weise“, wie Sono Motors auftritt und kommuniziert. Das Projekt habe „sich seitdem geerdet“. Und Böttger sollte mit seiner kritischen Einschätzung aus dem Jahr 2017 Recht behalten, zum einen, was den Preis betrifft, den Sono Motors zwischenzeitlich erhöhen musste, von gut 20.000 auf auf 25.500 Euro. Zum anderen in puncto Auslieferungen: Sono gibt derzeit auf seiner Website für den Beginn der Auslieferungen das Jahr 2023 an, der Produktionsbeginn soll 2022 erfolgen. Zuletzt arbeitete das Start-up an der Finalisierung des neuesten Prototypen.

Die Änderungen im Timing empfindet Böttger als normal für so ein Projekt und „auch nicht tragisch, solange jeder die Konsequenzen kennt und man auf Anpassungen reagieren kann“. Aktuell setze er sich dafür ein, „die Zeitplanung wieder auf die Webseite zu bringen“, diese sei ihm noch zu vage: „Informationen müssen transparent und nachvollziehbar aufbereitet sein, damit jeder weiß, wie weit es der Sion noch zur Serienreife hat, und es hier keine Spekulationen gibt“, so Böttger. Hier sei Sono Motors auf einem guten Weg und probiere auch neue Formate aus, „beispielsweise den ‚Live-Check‘ vom neuen Prototyp als Video“, oder auch einfach Werkzeuge wie sonntägliche Sono News auf seinem Blog.

Mit am spannendsten findet Böttger am Sion, „wieviel Strom durch die Solar-Integration wirklich erzeugt werden kann“, und zwar „im echten Fahrzeug mit Straßenzulassung unter alltäglichen Bedingungen und nicht nur auf dem Papier“. Sono Motors gibt aktuell eine Solarkapazität von bis zu 35 Kilometern am Tag an.

„In zehn Jahren wird man in Städten keinen Parkplatz mehr suchen“

Als Software-Entwickler für die Automobilbranche hat Böttger ein interessantes Bild künftiger Mobilität: „Wir werden in den nächsten Jahren einen großen Wandel sehen“, sagt er: „Das Silicon Valley hat nach den Handys jetzt die Mobilität – und vor allem die Elektromobilität – als neue Spielwiese entdeckt“, weshalb er davon ausgeht, „dass immer mehr am Auto digitalisiert wird und damit in die Cloud wandert“, als eine Art „digitaler Zwilling“. Das hätte den Vorteil, so Böttger, „dass Dinge wie Stau-Vermeidung, TÜV, Parkgebühren und auch Verkehrsplanung als Ganzes komplett neu gedacht werden könnten“.

Mit den Fahrzeugdaten können auch präziser als bislang Ausfälle vorhergesagt werden, zudem ergeben sich gänzlich neue Möglichkeiten, etwa bei der Parkplatzsuche: „In zehn Jahren wird man in Städten keinen Parkplatz mehr suchen, das Auto wird den Fahrer genau zum nächsten freien Platz navigieren“, so Böttger, „einfach, weil die Cloud genau weiß, wo welches Auto steht, und sogar wo gerade jemand eingestiegen ist, um auszuparken“.

Quelle: Sono Motors – „Ich habe mir drei große Ziele gesetzt”: Ein offenes Gespräch mit Community-Beirat Sebastian Böttger

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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F. Georgius:

Gestern hat Sono Motors ein weiteres Mal verschoben, jetzt wird vage vom Auslieferungsstart im 1 HJ 2023 gesprochen. Angeblich soll die Produktion genau die Anzahl der derzeitigen (geschrumpften Anzahl) Reservierer betragen: 12.800. Dieser Termin ist nicht haltbar.Seit 2016 hat dieses Unternehmen kein einziges Versprechen gehalten und mehrfach zum eigenen Vorteil desinformiert. Sebastian Böttger hat man mit Bedacht ausgewählt (intransparentes Auswahlverfahren). Die Community erhoffte einen Informationsfluß in beide Richtugnen. Fakt ist: Böttger ist komplett eingenordet und zu kritischen Fragen nicht mehr in der Lage. Genau das war das Ziel von Sono Motors. Nachdem 2019 die Abkehr vom „bösen Investor“ und „bösen Kapitalmarkt“ beschworen wurde, gibt es jetzt eine totale Kehrtwende und man denkt sogar über ein SPAC nach – wohlgemerkt in den USA, von wo bisher nicht mal Sions vorbestellt werden dürfen. Heißt, man möchte den derzeitgen Hype um SPACs und Elektromibilität nutzen, um sich das Geld zu beschaffen, dass diesem unternehmen in Europa niemand mehr geben will. Fakt ist: Seit 6 Jahren kein wesentlicher Fortschritt, dafür aber jede Menge CO2 Produktion. Alles erfahrenen Manager und sehr viele Mitarbeiter haben das Unternehmen verlassen, weil sie diese Missstände nicht mehr mittragen wollen und können. Fazit: unter dem Strich ein Unternhemen, dem man nicht mehr erlauben sollte Geld von Kleinanlegern (nichts anderes sind die Reservierer) unter Vorspieglung falscher Tatsachen zu erschleichen.

Strauss:

Hoppla, dass dies Reaktionen auslösen würde, war mir bewusst und auch gewollt.
Eigentlich überrascht, dass nur 15 Daumen nach unten kamen. Hand aufs Herz die restlichen 4985 Vorbbesteller werden doch wohl nicht schon zu Zoe abgewandert sein.
Dass S. Böttger den richtigen notwendigen Drive hat, Sono auf den Weg zu bringen, war mir nach seinen ersten Worten und seinem Schreibstil sofort klar.
Mit unpopulären Entscheiden muss er jetzt denen die Technik auf den Kopf stellen.Das kann er, und verdient auch einen Gehalt.
Um schnellstens für OUTPUT besorgt zu sein, muss auch die Regionalität ganz anders gewichtet werden. Herstellung im Ausland oder in China?
Auch weg von diesen Bankermeinungen. Es wäre ja gelacht wenn man so ein Auto nicht in der Nähe von Niederbayern bauen könnte. Es gibt Montagebänder in Dinggolfing,Donauwörth,Nähe München und auch Zwickau.
Global denken aber regional produzieren……

Jan Hänsch:

Das wäre tatsächlich für alle sehr interessant.
Ich fände ein live Test über, sagen wir 9 Stunden, mit dem Sonnenverlauf und der Ladekurve wäre spannend und an der Zeit.
Denn die PV Technik ist ja einer der Haupt Gründe warum sich so viele für den Sion interessieren.

Ps: Danke für ihr Mitwirken im Beirat.
Eigenes Engagement in dieser Größenordnung finde ich klasse.

Sebastian Böttger:

Es wird eine nächste Session geben, da schauen wir uns das an im Detail, mit „Deckel auf“. Ich glaube, dass das die Community auch interessiert, was wirklich geht und was noch gemacht werden muss. Der Test wird dann in der Halle sein bezw. vor der Halle (wegen Sonne) und nicht bei minus 7 draußen im Wind. Ich kann die Fragen der Community sammeln und stellen, aber die Antworten müssen von Sono selbst kommen – sonst bricht Chaos aus in der Kommunikation.

Jan Hänsch:

Danke für die ausführliche Antwort.
Aus erster Hand.
Wie sie sagen funktioniert die PV beim aktuellen Prototypen derzeit nur gelegentlich.
Woran liegt’s? Software oder Hardware?

Jan Hänsch:

Das ist allerdings nicht die für den Sion gedachte Nutzung. Die ganze Philosophie um dieses Auto ist ja Kurstrecke. Selten mal Mittelstrecke.
Genau dafür brauche ich ihn warum soll ich also mehr Akku reinpacken bzw kaufen?
Wie gesagt er kommt leider 3 Jahre später als gedacht und gewünscht aber es ist immer noch nichts vergleichbares in diesem Preissegment in Aussicht. Höchstens ein gebrauchter Skoda enyak.
Aber der ist eigentlich auch was anderes als der Sion und hat keine PV.

Sebastian Böttger:

Also vielleicht mal aus erster Hand: es gibt kein Gehalt. Die Fahrt nach Regensburg (natürlich mit dem E-Auto) habe ich selber bezahlt, genau wie den Corona-Test vorher und hinterher. Sono hat Angeboten die Reisekosten und die Kosten für den Test zu übernehmen – und ich habe abgelehnt. So gehört sich das. Einen Kaffee habe ich bekommen.

Aber mal ganz ehrlich – geht es darum? Eine Reisekostenabrechnung? Nicht wirklich.

Ich kritisiere Sono auch gerne, das kann man bis 2016 zurückverfolgen, gerade bei der Diskussion zum „Prototyp“ von 2017. Dazu stehe ich auch. Aber wenn was gut läuft, dann kann man das auch mal hevorheben. Der neue Prototyp ist ein echter Prototyp, es ist kein 12V Wechselrichter verbaut, Motor ist der von Conti, den Bidi-Bordlader gibts auch, das Solar geht mit gutem zureden machmal. So sieht ein Entwicklungsfahrzeug nun mal aus – es ist kein Show-Fahrzeug mehr. Es liegt noch ein harter und weiter Weg vor dem Team.

Ehrlich gesagt geniesse ich die Zusammenarbeit mit Sono gerade sehr: man kann hier noch was bewegen als einzelner. Das Fahren auf der Teststrecke ist ja nur ein kleiner Teil, wo es mal sichtbar wird. Vor 10 Jahren durfte ich bei BMW damals als klitzekleiner Lieferant beim i3 mit machen, da war die Stimmung ähnlich, später nach dem Launch ist das dann alles „in der Linie“ aufgegangen und die Richtlinien und Prozesse haben die Kreativität erstarren lassen. Bei Sono finde ich die Freude gerade wieder, und auch die Möglichkeit, was zu gestalten.

Das gute ohne Gehalt ist,ich kann aktuell völlig frei intern meine Meinung sagen und sie können mich nicht feuern – weil ich ja gar nicht angestellt bin :-)

Wolfgang Wohlleber:

zum timing: Produktion Anfang 2023 ist echt zu spät; sollte Anfang 2022 langsam anlaufen und dann mitte 2022 voll laufen für die vorbestellten Autos (immerhin 15000 oder mehr)
Batterie sollte 45kW/h haben für eine echte Nutzung von etwa 42kW/h. Das gibt dann so etwa 200km Autobahn Reichweite bei 120km/130km. Für gelegentliche lange Fahrten mit mehr als 500km bis 600km braucht man am besten einen Batterie Anhänger mit Ladeanschluss in der Nähe der Anhängerkupplung. Das gibt dann die flexible Mobilität !!! Damit reichen die 45kW/h für den wöchentlichen lokalen Verbrauch mit optimalen 30km Sonnen energie pro Tag.

Jan Hänsch:

Danke für die info. Das ist ja auch völlig ok so.

Wolfbrecht Gösebert:

„Es gibt leider immer wieder Leute die Unwahrheiten verbreiten ihr FUD Ansatz scheint hier wohl zu greifen.“

Dabei bin ich absolut dafür, dass wirkliche, konstruktive Kritik auch gern geäussert wird … habe ich z.B. schon mehrfach gemacht.

„Ich mag mich irren aber ist der Beirat nicht unbezahlt? Oder erhält er ein Gehalt?“

AFAIK: Er erhält einen Ersatz seiner Auslagen (z.B. Reisekosten …)

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