So weit kommt ein E-Auto mit überschüssigem Solarstrom vom Dach

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Eine Photovoltaikanlage sorgt nicht nur für eine klimafreundliche und günstige Stromversorgung in den eigenen vier Wänden. Mit der überschüssigen Energie lässt sich auch das Elektroauto bequem vor der Haustür aufladen. Die ganzheitliche Verwendung des grünen Stroms für Haushalt und Mobilität macht rundum unabhängig und schützt das Klima gleich doppelt. Wie weit verschiedene Pkw-Modelle mit dem Überschuss-Strom einer PV-Anlage kommen, hat das Greentech Start-up Zolar exemplarisch kalkuliert.

Die Berechnung von Zolar basiert auf vier verschieden PV-Anlagengrößen und dem anzunehmenden Überschuss-Strom. Wie viel Reichweite damit möglich ist, hat das Start-up für drei beliebte Elektroauto-Modelle ermittelt: einen Kleinwagen (e-Golf), ein Familienmodell (Hyundai Ioniq) und eine sportliche Oberklasse-Limousine (Tesla Model S). Das Ergebnis: Bei der von Zolar am häufigsten installierten Anlage mit 9,9 Kilowatt Peak (kWp) sind mit der überschüssigen Energie 91 bis 150 Kilometer Reichweite am Tag möglich. Also mindestens doppelt so weit wie die durchschnittliche Tagesfahrleistung eines in Deutschland zugelassenen Pkw, die bei gut 40 Kilometern liegt. Oder anders ausgedrückt: Allein mit dem verbliebenen Solarstrom aus der eigenen PV-Anlage käme man von Hamburg nach Bremen oder knapp zweimal von Berlin nach Potsdam und zurück.

Solarstrom zu Hause tanken: Unabhängig und nachhaltig unterwegs

Öffentliche Ladesäulen für Elektroautos werden zwar meist mit Ökostrom betrieben. Deutlich nachhaltiger ist es jedoch, selbst erzeugte erneuerbare Energie zu tanken, wie etwa aus Photovoltaik. Das macht unabhängiger vom öffentlichen Ladenetz, schont den Geldbeutel und schützt das Klima. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Steckdosen ist eine private Ladestation am Autostellplatz auf Dauerladung ausgelegt. So kann das E-Auto schneller und sicherer geladen werden. Private Ladestationen gibt es mit bis zu 22 Kilowatt Ladeleistung.

Für die Kalkulation wählte Zolar vier unterschiedlich große PV-Anlagen und deren Menge an Überschuss-Strom aus. Das heißt, die Energiemenge, die theoretisch an einem durchschnittlichen Tag nach Abzug des Solarstrom-Eigenverbrauchs für den Haushalt in das Auto geladen werden kann. Zeitpunkt der Beladung ist tagsüber, Ladeverluste – etwa durch schnelles Laden oder hohe Temperaturen – wurden ausgeklammert.

  • Kleine Anlage: 4,1 kWp
  • Mittlere Anlage: 7,1 kWp
  • Große Anlage: 9,9 kWp
  • Sehr große Anlage: 20 kWp

Um herauszubekommen, welche Reichweite die mit dem überschüssigen Solarstrom geladenen Autos erzielen, wählte Zolar drei Modelle aus den Segmenten Kleinwagen, Familienmodell und Oberklasseauto aus. Die Angaben zum Verbrauch und der maximalen Reichweite der E-Autos stammen vom ADAC.

  • Fahrzeugtyp Kleinwagen: VW e-Golf VII / Batteriegröße: 35,8 kWh / Verbrauch: 17,3 kWh/100 km / Reichweite: 200 km
  • Fahrzeugtyp Familienauto: Hyundai Ioniq / Batteriegröße: 38,3 kWh / Verbrauch: 16,3 kWh/100 km / Reichweite: 270 km
  • Fahrzeugtyp sportliche Oberklasse: Tesla Model S / Batteriegröße: 90 kWh / Verbrauch: 24 kWh/100 km / Reichweite: 390 km

Ergebnis: So viele Kilometer sind machbar

Die Tabelle zeigt für die drei Modelle auf, wie viele Kilometer mit der jeweiligen Batteriegröße und entsprechend der PV-Anlagengröße erreicht werden können:

Zolar_Grafik-E-Auto-Solarstrom

*Da die Solarenergie aus großen PV-Anlagen (20 kWp) die Akkukapazität der Fahrzeugbatterie übersteigt, können sowohl Fahrer des e-Golfs als auch Ioniq-Fahrer mit einer solchen Anlage mindestens 40 Prozent der überschüssigen Energie in einen Stromspeicher bzw. ins Netz einspeisen.

Fazit: Solarstrom vom Dach sorgt für ausreichend Reichweite im Alltag

Die ausgewählten Elektroautos können für den alltäglichen Gebrauch, wie etwa den Arbeitsweg, ausreichend mit selbst erzeugter Solarenergie geladen werden. Während eine Anlage mit einer Leistung von 7,1 kWp schon für eine Reichweite zwischen 56 und 88 Kilometern sorgt, kann mit einer Steigerung der Ladeleistung um nur 2,8 kWp auf 9,9 kWp sogar fast die doppelte Kilometeranzahl gefahren werden. Der e-Golf und der Hyundai Ioniq schaffen eine Reichweite zwischen 127 und 150 Kilometer. Ab einer PV-Anlagengröße von 20 kWp sind mit diesen beiden E-Auto-Modellen Reichweiten von über 200 Kilometern möglich. Die Kombination aus Solaranlage und Ladestation für das Elektroauto ergibt also Sinn, denn es bringt einen im Alltag klimafreundlich und unabhängig zur Arbeit oder zum Supermarkt.

Wer regelmäßig längere Strecken zurücklegen muss, kann den Akku des E-Autos weiterhin zu Hause mit einer Mischung aus selbst produzierten Solarstrom und Strom aus dem Netz – bevorzugt natürlich Ökostrom – vollladen.

Quelle: Zolar – Pressemitteilung vom 06.10.2020

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Hannes:

Hallo Eckhard, da meine gerade angestrebte Konstellation sehr ähnlich aussieht, wäre ich sehr an Deinen Erfahrungen interessiert, falls Du das Konzept schon umgesetzt hast oder, falls nicht, wie Du das modelliert hast (ggf. mit welchen Programmen/Tools). Ich plane derzeit 16 kwp Ost-West, 10kwh Speicher und BEV mit 58kwh (ID3, 25.000km/a). Und auch bei mir kann das Auto 3 Tage pro Woche tagsüber geladen werden.
Über Infos oder einen Austausch würde ich mich sehr freuen.

Hannes:

An diese genannten Programmen wäre ich sehr interessiert. Gibt es Programme mit denen sich PV-Anlagengröße, ggf. Batteriegröße und Verbrauch unter Einbeziehung eines E-Autos modellieren lassen? Würde mich über einen Hinweis sehr freuen, da ich hier gerade vor der Entscheidung stehe.

Eckhard:

Sehe ich genauso. Ich habe die größtmögliche PV Anlage bei mir installiert- 20,9kWp in Ost West. Damit kann ich auch im Winter meinen Bedarf mehr als decken sobald es nicht komplett trüb ist. Elektroauto möchte ich anschaffen, und da das Auto samt ein Tag home Office drei Tage vor der Tür steht, sollte ein erheblicher Teil des Autoverbrauchs auch abgedeckt sein. Und falls nicht, meine Anlage produziert in jedem Fall Strom der dann eben andernorts fossile Energien ablöst, und ein Elektroauto ist heute die El Zuge vertretbare Wahl aus meiner Sicht.

Kurt Werner:

Meines Erachtens muss die eigene PV-Anlage das eigene E-Fahrzeug nicht in Echtzeit mit Solarstrom versorgen. Solarstrom der gerade nicht selbst verbraucht wird, wird in das Netz eingespeist und in der Nachbarschaft verbraucht und ersetzt dort z.B. Kohlestrom. Physikalisch sind im Jahresdurchschnitt ohne Zwischenspeicher etwa 30-50% Eigenstrom möglich. Mit Zwischenspeicher sind 80-90% erreichbar. Wer überwiegend lange Strecken fährt wird diese Anteile nicht erreichen. Von daher spielt auch das Reichweitenprofil eine Rolle. Welche Lösung wirtschaftlicher ist kann mit verschiedenen Programmen berechnet werden.

Kasch:

wer lesen kann ist klar im Vorteil: ich fahre ein E-Auto und wer das öffentliche Stromnetz nach Belieben benutzt, treibt Strompreise und Umweltverschmutzung.

Tom 1:

@ Andreas 1+

Strauss:

Richtig Huber so geht das! Besser ein gebrauchtes 2. Auto , dann ist immer einer geladen, als einen teuren Speicher kaufen.

Huber Heuts:

Ich habe eine andere Lösung gefunden. Wir fahren eine ZOE und ein Kona. Somit kann immer ein Auto über Tag zur arbeit fahren, und das
zweite Auto wird zwischen dem Einkaufen ( 1 Std pro Tag) geladen.

Andreas E.:

@Kasch: mit Speicher kommt man auf 80-85% Eigenverbrauch des Stroms vom Dach. Asozial ist das nicht. Jetzt noch Verbrenner fahren, nur um ein paar Euro zu sparen, wo es längst umweltfreundlichere Alternativen gibt, ist asozial. Auch sein Dach NICHT mit PV zu belegen ist nicht gerade sozial, da wir von 100 ernerbarer Stromerzeugung noch weit entfernt sind. Da sollte jeder der die Möglichkeit hat mithelfen das zu ändern.

@Bernd: es gibt längst Wallboxen mit PV-Überschusslade-elektronik. Da wird kein einziges Watt aus dem Netz fürs Auto gezogen, wenn man nicht möchte.

@Viktor und Sven: die Strom-Cloude ist nur virtuell. Da wird nichts gespeichert. Da die Teilnehmer mehr einspeisen als Sie übers Jahr verbrauchen und auch die unterschiedlichsten erneuerbaren integriert und über ganz Deutschland verteilt sind gleicht sich das wieder aus. Was fehlt wird halt als Grünstrom zugekauft.

@all: Einfamilienhäuser die über die nötigen Dachflächen verfügen haben oft auch 2 Autos wo eines dann tagsüber zu Hause geladen werden kann. Auch die älteren Mitbürger, die schon die Rente genießen, können so tagsüber laden. Auch die Technik für „Auto zu Haus“ V2H gibt es schon seit mindestens 10 Jahren und wird in Japan auch schon praktiziert. In Deutschland wird das im Moment noch erfolgreich von der Energielobby ausgebremst. Aber das wird nicht für immer so bleiben. Unser Hauskraftwerk ist dafür schon vorbereitet ;)

VestersNico:

An BiggePeter, Alfred E. Neumann und die anderen Komiker: jeder, der ein e-auto erworben hat, macht KEINE Werbung mehr dafür. Warum? 1) damit die Ladesäulen frei bleiben 2) sieht man, was für Leute gerade im TV e-Fahrzeuge testen – diese Spacken will ich nicht an der Ladesäule treffen. 3) Pioniere müssen sich immer gegen Widerstände durchsetzen; solange ich gegen den Strom schwimme, bleib ich lebendig. Zum Schluß: kann man die ganze Diskussion nicht mal völlig losgelöst von subjektiven Vorurteilen führen? Für manche ist es eben „die“ Mobilität, für andere ist „Diessel“ Maßstab im Leben.

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