Skoda-Chef: Enyaq iV „sinnbildlich für die massive Veränderung der Autoindustrie“

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Skoda

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Der neue Skoda-Chef Thomas Schäfer, erst seit August im Amt, hat in einem Interview mit Electrified ausführlich über Themen wie die Elektromobilität, das Fahrzeugportfolio mit weltweit unterschiedlichen Ausprägungen, das in vielen Ländern bereits verabschiedete Verbrenner-Verbot und ein E-Auto unterhalb des Kompakt-SUV Enyaq gesprochen.

Skoda habe von VW-Konzernchef Herbert Diess den Auftrag bekommen, seine Stärken „noch gezielter dazu zu nutzen, auch in den Emerging Markets anzugreifen“, wo es für die tschechische Marke „tatsächlich noch großes Potenzial“ gebe, so Schäfer. Skoda habe „viele Ideen, um in den Einstiegssegmenten weiteres Potenzial zu heben“. In Indien etwa wolle Skoda Anfang nächsten Jahres „mit einem kleinen SUV an den Start gehen, ein Modell, das auch beim Preis absolut wettbewerbsfähig“ sein soll.

Auch in Afrika liege hohes Potenzial, so Schäfer weiter: Die Märkte in Nordafrika etwa seien „vielversprechend. Nehmen Sie allein Ägypten, das drittgrößte Land Afrikas mit rund 100 Millionen Einwohnern“. Dort gebe es für Skoda „gute Möglichkeiten Wachstum zu generieren, auch im Bereich alternativer Antriebstechnologien wie beispielsweise Erdgas.“

Dass die Autoindustrie die Transformation zu CO2-armen und CO2-freien Antrieben zu spät angegangen habe, findet Schäfer nicht: „Als traditioneller Autohersteller hat man ein bestehendes Geschäftsmodell, das sich nicht von jetzt auf gleich vollständig transformieren lässt“, so der Skoda-Chef. Er sei „überzeugt, dass sich der Volkswagen-Konzern in punkto Elektromobilität und alternative Antriebe auf dem richtigen Weg befindet.“

„Natürlich brauchen wir ein kleineres Elektrofahrzeug“

Schäfer sagt, es sei für eine Marke eine gute Entscheidung, „dann in die Elektromobilität zu starten, wenn wir unseren Kunden E-Mobilität anbieten können, die wirklich ‚simply clever‘ ist – mit kurzen Ladezeiten, langen Reichweiten und zu erschwinglichen Preisen.“ Die hohe Nachfrage nach dem Citigo e iV hat gezeigt, dass die Leute jetzt solche Autos haben wollen. Schäfer freut es, dass der Elektro-Kleinwagen „bei den Kunden so gut ankommt“. Der Citigo e iV sei „zweifellos ein gutes Fahrzeug, wirtschaftlich ist er allerdings langfristig nicht sinnvoll.“ Perspektivisch brauche Skoda dennoch „natürlich ein kleineres Elektrofahrzeug“, welches unterhalb des elektrischen Kompakt-SUV Enyaq iV platziert werden soll. Dazu sei Skoda „in guten Gesprächen mit dem VW-Konzern.

Der Enyaq iV stehe für Schäfer „sinnbildlich für die massive Veränderung der Autoindustrie“. Es reiche „längst nicht mehr, attraktive Autos zu bauen. Das Gesamtpaket muss stimmen“, wozu der Meinung des Skoda-Chefs zufolge auch Services wie Ladekarten für E-Auto-Fahrer gehören, um unterwegs schnell und komfortabel aufladen können. Bislang sei Skoda davon ausgegangen, den Enyaq iV gut 70.000 bis 80.000 mal pro Jahr zu produzieren. Hier wollen die Tschechen nachschärfen und „sogar noch einen Tick höher hinaus. Die Reaktionen nach der Weltpremiere in Prag haben uns gezeigt, dass wir da durchaus noch optimistischer sein können.“

Ein komplettes Verbrenner-Verbot, wie es einige Länder bereits angekündigt haben, hält Schäfer für „schlicht nicht möglich. Eine solche Vollbremsung würde Tausende von Arbeitsplätzen gefährden“, sagt er. Der Wandel müsse „konsequent, jedoch mit Rücksicht auf die Beschäftigten geschehen“.

Quelle: Electrified – „Perspektivisch brauchen wir ein kleineres Elektrofahrzeug“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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