Wie es um Seltene Erden für E-Motoren steht

Wie es um Seltene Erden für E-Motoren steht
Copyright ©

Porsche

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 2 min

Wenn über Elektromobilität gesprochen wird, fällt schnell das Stichwort „Seltene Erden“. Darunter verstehen Chemiker die 17 „Seltenerdmetalle“ im Periodensystem der Elemente, zum Beispiel Lanthan, Praseodym, Neodym, Terbium, Dysprosium und Lutetium. Einige von ihnen spielen in den Motoren und Batterien von Elektroautos eine wichtige Rolle. So bestehen die Magnete von elektrischen Traktionsmotoren neben Eisen zu rund 30 Prozent aus Seltenen Erden. Vor allem kommt hier Neodym, aber auch Dysprosium und Terbium zum Einsatz. Ihr großer Vorteil: Selbst kleine Magnete erzeugen starke magnetische Felder, was den E-Antrieben zugutekommt.

Dank der Seltenen Erden in den Magneten erreichen permanenterregte Elektromotoren sehr hohe Leistungs- und Drehmomentdichten, was wiederum die Effizienz des gesamten Antriebs erhöht“, sagt Dr. Rafal Piotuch, Fachprojektingenieur für E-Maschinen bei Porsche Engineering. „Andere Magnetmaterialien wie Ferrit kommen zwar ohne Seltene Erden aus, führen aber zu Nachteilen beim Gewicht und Bauraum von E-Motoren.“ Als Alternativen zu permanenterregten E-Motoren kommen in manchen E-Autos fremderregte und Asynchronmotoren zum Einsatz. Aber beide erreichen nicht die hohe Leistungsdichte und Performance ihrer Pendants mit Seltenen Erden in den Magneten. Insbesondere in Sportwagen werden sich Neodym, Dysprosium und Terbium darum wahrscheinlich nicht so schnell ersetzen lassen, so Porsche in einer aktuellen Mitteilung.

Bleibt die Frage: Sind Seltene Erden wirklich so selten, wie ihr Name suggeriert? Nein, sind sie nicht – manche von ihnen kommen sogar häufiger vor als Blei. Im Jahr 2021 wurden weltweit rund 280.000 Tonnen Seltenerd-­Oxide produziert. „Allerdings ist die Förderung mit einem sehr großen Aufwand verbunden“, erklärt Matthias Böger, Fachprojektingenieur Motorberechnung bei Porsche Engineering. „Sie werden in einem aufwendigen Prozess aus Erzen gewonnen, indem die Seltenerd-Oxide aus den Erzen separiert und schließlich in reine Metalle gewandelt werden.

Hinzu kommt: Die Lagerstätten sind weltweit ungleich verteilt, sodass nur wenige Länder über die größten Vorkommen verfügen. Die Nachfrage nach Seltenen Erden dürfte in Zukunft stark ansteigen. Allein für elektrische Traktionsmotoren wird sich laut Schätzungen der weltweite Bedarf bis 2040 auf das Zwanzigfache des Werts von 2018 erhöhen. Auch Windkraftanlagen sind auf die Rohstoffe angewiesen, und hier soll die Nachfrage im gleichen Zeitraum fast um den Faktor vier steigen. Um die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten, wird darum intensiv an Verfahren zum Recycling von Neodym und Co. geforscht.

Quelle: Porsche – Pressemitteilung vom 27.04.2023

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Wird geladen...

Ähnliche Artikel

Autopreneur über Europas Antwort auf Preisdruck aus Asien

Autopreneur über Europas Antwort auf Preisdruck aus Asien

Sebastian Henßler  —  

Autopreneur Philipp Raasch erklärt, wie Chinas Marktverschiebung Europas Hersteller unter Druck setzt und warum Partnerschaften jetzt überlebenswichtig sind.

Diese 7 E-Autos waren 2025 die Könige unserer Toplisten

Diese 7 E-Autos waren 2025 die Könige unserer Toplisten

Daniel Krenzer  —  

Regelmäßig betrachten wir in unseren Toplisten unterschiedliche Tugenden von E-Autos – welche tauchten dort 2025 in Summe wohl am häufigsten auf?

Renault Rekordfahrt: 7,8 kWh Verbrauch bei mehr als 100 km/h

Renault Rekordfahrt: 7,8 kWh Verbrauch bei mehr als 100 km/h

Michael Neißendorfer  —  

Mit einer ungewöhnlichen Rekordfahrt hat Renault kurz vor Jahresschluss die Leistungsfähigkeit moderner Elektromobilität unter Beweis gestellt.

BYD Atto 2 PHEV: Kompakt-SUV mit klarer Hybrid-Strategie

BYD Atto 2 PHEV: Kompakt-SUV mit klarer Hybrid-Strategie

Wolfgang Gomoll  —  

BYD bringt den Atto 2 als Plug-in-Hybrid nach Europa. Bis zu 1000 km Reichweite sollen ihn für Diesel-Fahrer interessant machen. Wir sind ihn gefahren.

Das ändert sich 2026 für Autofahrer

Das ändert sich 2026 für Autofahrer

Michael Neißendorfer  —  

In Deutschland wie auch im Ausland gibt es einige Dinge, die Autofahrer beachten sollten. Manch Verbrenner-Fahrer dürfte sich Gedanken über Spritkosten machen.

Elektro-Remake einer Ikone: Morris JE soll nun tatsächlich produziert werden

Elektro-Remake einer Ikone: Morris JE soll nun tatsächlich produziert werden

Michael Neißendorfer  —  

Nach mehreren Verzögerungen soll der Morris JE nun tatsächlich produziert werden. Dank einer Förderung der walisischen Regierung.