Second Life für Batterien aus Jaguar I-Pace

Second Life für Batterien aus Jaguar I-Pace
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JLR

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
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Der britische Autobauer Jaguar Land Rover (JLR), Tochter des indischen Autobauers Tata, hat sich mit Wykes Engineering, einem Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien, zusammengetan, um eines der größten Energiespeichersysteme Großbritanniens zu entwickeln, das Sonnen- und Windenergie mit Hilfe von gebrauchten Jaguar I-Pace-Batterien nutzbar macht. Dies berichtet JLR in einer Pressemitteilung.

Ein einzelnes Batterie-Energiespeichersystem (BESS) von Wykes Engineering nutze 30 gebrauchte I-Pace-Batterien und könne somit bei voller Kapazität bis zu 2,5 MWh Energie speichern. Die gelieferten Batterien stammen aus Prototypen und technischen Testfahrzeugen. JLR will bis Ende dieses Jahres genügend Batterien liefern, um insgesamt 7,5 MWh Energie zu speichern – genug, um 750 Haushalte einen Tag lang zu versorgen.  Danach könnten weitere Container aufgestellt werden, um zusätzliche Altbatterien aufzunehmen, die aus gebrauchten Serienfahrzeugen entnommen werden sollen. Jüngst war bekannt geworden, dass die Produktion des I-Pace eingestellt werden soll.

JLR

Abfederung von Nachfragespitzen

Jedes BESS, das mit einem fortschrittlichen Wechselrichter verbunden ist, um die Effizienz zu maximieren und die Energie zu verwalten, sei in der Lage, während der Spitzenlastzeiten Strom direkt in das nationale Stromnetz einzuspeisen und während der Schwachlastzeiten Strom aus dem Netz zu ziehen, um ihn für die zukünftige Nutzung zu speichern.  Batteriespeichersysteme wie dieses seien für die Dekarbonisierung des Netzes von entscheidender Bedeutung, da sie schnelle Nachfragespitzen abfedern und die Einspeisung von Sonnen- und Windenergie bei sonnigen oder windigen Bedingungen maximieren können, um sie bei Bedarf zu nutzen.

„Wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit Wykes Engineering bei diesem Projekt, das dazu beitragen wird, das wahre Potenzial der erneuerbaren Energien zu erschließen. Die Entwicklung von Second-Life-Batterieprojekten wie diesem ist entscheidend, um JLR bei der Einführung eines neuen Geschäftsmodells für die Kreislaufwirtschaft zu unterstützen und uns auf dem Weg zur Kohlenstofffreiheit bis 2039 voranzubringen.“ – Reuben Chorley, Chef für nachhaltige Industrieprozesse bei JLR

Im Rahmen der technischen Zusammenarbeit hätten Wykes Engineering und JLR eine nahtlose Integration erreicht, bei der keine zusätzlichen Fertigungsschritte oder der Ausbau von Batteriemodulen erforderlich seien. Die Batterien würden einfach aus dem Jaguar I-Pace entnommen und in den Containern vor Ort in Gestelle eingesetzt, um die Nachhaltigkeit des Projekts zu maximieren. Die Partnerschaft sei ein wichtiger Schritt bei der Umsetzung der Prinzipien der Kreislaufwirtschaft bei JLR, die Teil der Strategie des Unternehmens ist, bis 2039 kohlenstofffrei zu werden.

Verlust von Energie minimieren

Das Angebot an Second-Life-Batterien für stationäre Anwendungen wie die Speicherung erneuerbarer Energien könnte bis 2030 mehr als 200 Gigawattstunden pro Jahr betragen, was einem weltweiten Wert von über 30 Milliarden Dollar entspricht, schreibt JLR.  Die Batterien würden nach den höchsten Standards entwickelt und können daher in Niedrig-Energie-Situationen eingesetzt werden, sobald ihr Zustand unter die strengen Anforderungen eines Elektroautos falle, das in der Regel eine Restkapazität von 70 bis 80 Prozent aufweise.

„Einer der Hauptvorteile des von uns entwickelten Systems besteht darin, dass die Container so an das Stromnetz angeschlossen sind, dass sie Sonnenenergie aufnehmen können, die andernfalls verloren ginge, wenn das Stromnetz seine Kapazität erreicht. Diese überschüssige Energie kann nun in den Batterien des I-Pace gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt entladen werden, so dass wir den Solarpark ‚überplanen‘ und die Energiemenge, die wir für die genutzte Fläche erzeugen, maximieren können.“ – David Wykes, Geschäftsführer von Wykes Engineering

Die Wiederverwendung von Fahrzeugbatterien werde für JLR neue Geschäftsmodelle der Kreislaufwirtschaft im Bereich der Energiespeicherung und darüber hinaus schaffen.  Sobald der Zustand der Batterien unter das für diese Zweitverwendungszwecke erforderliche Niveau fällt, werde JLR die Batterien recyceln, so dass die Rohstoffe für die Wiederverwendung als Teil einer echten Kreislaufwirtschaft zurückgewonnen werden könnten.

Zwischenschritt vor dem Recycling

„Unser Nachhaltigkeitsansatz umfasst die gesamte Wertschöpfungskette unserer Fahrzeuge, einschließlich der Kreislaufwirtschaft für E-Auto-Batterien.  Dieses innovative Projekt in Zusammenarbeit mit Wykes Engineering beweist, dass sie sicher für Anwendungen im Energiesektor wiederverwendet werden können, um die Möglichkeiten für erneuerbare Energien zu erweitern„, schreibt JLR. Die Nutzung der 70 bis 80-prozentigen Restkapazität von Elektroauto-Batterien vor dem Recycling zeige, dass die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft vollständig umgesetzt würden.

Quelle: Jaguar Land Rover – Pressemitteilung vom 23.08.2023

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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