Wie Seat nachhaltiger werden will

Wie Seat nachhaltiger werden will
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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Der spanische Autohersteller und Volkswagen-Tochter Seat erzielte im vergangenen Jahr dank einer sehr erfolgreichen Umsetzung seiner strategischen Projekte in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance (Environmental, Social and Governance; kurz ESG) die besten Nachhaltigkeitswerte seiner Geschichte, wie einer aktuellen Pressemitteilung zu entnehmen ist.

Das Unternehmen konnte demnach die Umweltauswirkungen seiner Werke in Martorell, Barcelona und El Prat seit dem Jahr 2010 durch die Optimierung seiner Produktionsprozesse um 53 Prozent verringern. Im vergangenen Jahr wurden außerdem Wellness- und Diversity-Programme eingeführt, die sich positiv auf die gesamte Belegschaft auswirken, sowie die Governance-Struktur gestärkt.

Nachhaltigkeit ist eine der wichtigsten Säulen der Unternehmensstrategie von Seat und steht im Mittelpunkt des Transformationsprozesses, den wir aktuell in Richtung Elektrifizierung durchlaufen“, erklärt Markus Haupt, Vorstand für Produktion und Logistik bei Seat. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Umweltauswirkungen im Bereich der Produktion bis 2025 um 50 Prozent zu reduzieren. Das haben wir schon jetzt erreicht. Nun arbeiten wir daran, unsere Standorte bis 2040 klimaneutral zu machen – ganz im Sinne der Strategie des Volkswagen-Konzerns.“

Seat hat demnach hart daran gearbeitet, die Umweltauswirkungen seiner Werke zu minimieren. Im Jahr 2010 begann das Unternehmen mit der Erfassung wesentlicher Kennzahlen, die es ermöglichten, den tatsächlichen ökologischen Fußabdruck der Produktionsprozesse zu verstehen und effiziente Verbesserungsprogramme umzusetzen. Die Ergebnisse von Seat bei fünf durch den Volkswagen-Konzern festgelegten Schlüsselindikatoren im Produktionsprozess seien die besten, die das Unternehmen in seiner Geschichte bisher erzielt habe. Die Umweltauswirkungen in den Produktionsanlagen in Martorell, Barcelona und El Prat konnten in diesem Zeitraum auf weniger als die Hälfte reduziert werden.

Einerseits konnte Seat seinen Energieverbrauch seit 2010 durch Effizienzmaßnahmen und organisatorische Verbesserungen, auf die sich das Unternehmen weiterhin konzentriert, um 33 Prozent senken. Der gesamte Stromverbrauch der Produktion stammt seit 2012 aus zu 100 Prozent erneuerbaren Energien. Andererseits sei die seit 2010 erreichte Verringerung der Kohlenstoffemissionen um 69 Prozent richtungsweisend für die kommenden Jahre. In Übereinstimmung mit den Dekarbonisierungszielen des Volkswagen Konzerns werde Seat bis 2040 an allen Standorten und bis 2050 für das gesamte Unternehmen CO2-Neutralität erreichen.

Dürre in Katalonien unterstreicht Relevanz des sparsamen Umgangs mit Wasser

Die Verringerung des Wasserverbrauchs gehörte in den vergangenen Jahren ebenfalls zu den Prioritäten der Nachhaltigkeitsziele. Dieses Thema sei besonders in den vergangenen Monaten, angesichts der schweren Dürre in Katalonien, von großer Bedeutung für das Unternehmen und die Region. Seat konnte seit 2010 den Wasserverbrauch für die Produktion eines Fahrzeugs in seinen Werken um 45 Prozent senken. Das Unternehmen hat Maßnahmen zur Optimierung der Prozesse ergriffen und arbeitet an Projekten, die sich auf die Installation effizienterer Technologien und die Förderung der Wasserrückführung konzentrieren.

Weitere Kennzahlen beziehen sich auf das Abfallaufkommen. Dabei geht es zum einen um das Aufkommen in den Aufbereitungsanlagen, zum anderen um die Lösungsmittelemissionen. Beides konnte seit 2010 um 78 Prozent beziehungsweise 45 Prozent gesenkt werden, so der Hersteller.

Der Weg von Seat in Richtung Nachhaltigkeit ziele auf eine kontinuierliche Verbesserung mit kurz- und langfristigen Auswirkungen. Im Einklang mit diesem Ziel hat das Unternehmen in den vergangenen Monaten wichtige Projekte wie die Solaranlage Seat al Sol 2 gestartet. Ab 2025 sollen die Werke in Martorell, El Prat und Barcelona über 39.000 Solarpaneele auf einer Fläche von 233.000 Quadratmetern verfügen und so pro Jahr 29 GWh Ökostrom erzeugen. Dies verdreifache die Kapazität der Seat zur Eigenproduktion erneuerbarer Energien.

Im Jahr 2023 begann das Unternehmen in Martorell mit der Installation des ersten vollelektrischen Lacktrockenofens des Volkswagen-Konzerns, der kürzlich in Betrieb genommen wurde. Es handle sich um eine hocheffiziente Anlage, die den Wärmeverlust minimiere und den Energieverbrauch um 25 Prozent senke. Dies sei gleichbedeutend mit einer Einsparung von 2500 Tonnen CO2 pro Jahr – und vergleichbar mit dem jährlichen Betrieb von mehr als 550 Verbrennungsfahrzeugen. Dieses Projekt wurde von der Europäischen Union mit NextGenerationEU-Mitteln über das spanische Ministerium für Industrie, Handel und Tourismus finanziert.

Der Mensch im Mittelpunkt

Seat stellt laut eigener Aussage den Menschen in den Mittelpunkt seiner Strategien und habe deshalb im Jahr 2023 neben zahlreichen weiteren Initiativen einen neuen Gleichstellungsplan verabschiedet, der mehr als 60 Maßnahmen zur Förderung und Stärkung von Vielfalt und Inklusion umfasse. Dazu gehört auch ein neues Grundsatzpapier gegen sexuelle Belästigung und Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, der Geschlechtsorientierung, der Geschlechtsidentität und/oder des Geschlechtsausdrucks am Arbeitsplatz.

Seat achte zudem sehr auf das Wohlergehen seiner Belegschaft und der des Volkswagen-Konzerns. Dieses Thema stärke das Unternehmen durch die Dienstleistungen des CARS (Zentrum für Gesundheitsfürsorge und Rehabilitation) und verschiedene Maßnahmen, die im Plan für psychische Gesundheit vorgesehen seien. Im Jahr 2023 seien mehr als 159.000 Gesundheitsmaßnahmen durchgeführt worden. Zudem habe Seat im zweiten Jahr in Folge die niedrigste Unfallrate in seiner Geschichte erreicht.

Im Jahr 2023 stärkte Seat darüber hinaus seine Fähigkeit im Bereich der Führung und Innovation durch den Ausbildungsplan im Rahmen des „Future: Fast Forward“-Projekts. Das Unternehmen bot seinen Mitarbeitenden mehr als 100.000 Schulungsstunden an und vermittelte ihnen die notwendigen Fähigkeiten, um aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu meistern. Im Rahmen seiner Transformation setzte sich Seat das Ziel, 500.000 Schulungsstunden für alle Mitarbeitenden zu erreichen.

Quelle: Seat – Pressemitteilung vom 31.05.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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